Pino Silvestre 1995 Eau de Toilette

TVC15
01.03.2010 - 19:03 Uhr
24
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Für eine Handvoll Dollar

Die unter 40-jährigen dürfen ruhig schonmal gähnen, während ich begeistert beginne, über diesen Italo-Klassiker von 1955 zu referieren. Ganz naturgemäß haben es solche Wässerchen an sich, dass sie wie Opa vor dem Rasierspiegel duften. Aber was sollte daran verkehrt sein? Selbst ein Neureichen-Label wie Creed versuchte mit "Epicea", diesen großartigen Duft zu imitieren. Erfolglos! Womit wir, weil's so gut passt, mal kurz das Finanzielle anschneiden sollten. Pino Silvestre ist ein Musterbeispiel dafür, dass preiswert nicht gleich billig sein muss. Das EdT für ca. 15 Euro/75 ml kann es ohne falsche Bescheidenheit mit großen Namen wie Acqua Di Parma oder Penhaligon's (ich sehe hier nämlich eine gewisse Ähnlichkeit mit "Blenheim Bouquet") aufnehmen.

Die Komposition von Lino Vidal hat für einen Frischeduft eine immense Haltbarkeit und macht einen unglaublich natürlichen Eindruck. Hier entsteht nicht mal der geringste Verdacht hinsichtlich synthetischer Panscherei. Keine Ahnung, was man mit dem für diesen Duft recht wichtigen Eichenmoos gemacht hat, aber es ist da und riecht nicht künstlich. Ein ähnliches Wunderwerk wie der Duftverlauf. Man sollte vermuten, man kippt etwas Splash-artiges über sich, dessen Bestandteile sich in Minutenschnelle in Luft auflösen. Weit gefehlt! Hier gibt's das volle Programm einer höchst klassischen Duftpyramide, wobei eine wunderbar herbe Bergamotte, Salbei, Wacholder und Lavendel für mich die Hauptbeteiligten sind. Und genau der Lavendel ist es, der in seiner fast schon staubigen Trockenheit immer wieder in Richtung Parma schielt. Genau, trocken, denn wider Erwarten ist der gesamte Duft zwar umwerfend frisch, aber kein bisschen nass oder...ääääh...aquatisch. Na bitte, früher ging's auch ohne Kapitänspatent.

Kommen wir zu dem kleineren Manko für manche: Natürlich muss man Nadelhölzer mögen, um Pino Silvestre etwas abgewinnen zu können, denn diese sind, wie die etwas debile Form des Flakons schon vermuten lässt, die Grundlage des Ganzen. Aber keine Angst, wir haben es hier keineswegs mit Fichtennadel-Schaumbad zu tun und es piekst auch nicht.

In der Fortsetzung werde ich mich dann mal um den guten Ruf von Agua Brava kümmern :)
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