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Sehr hilfreiche Rezension
Duftbaum-Revival
Es sind die 2000er Jahre, ich bin wieder Teenager. Tarantino bringt einen auf alt gemachten Film heraus, den ich mir im Kino anschaue. „Wie jeder Tarantino“, befindet ein guter Freund von mir: „Sau langweilig, dann sau brutal, dann wieder sau langweilig.“ Ganz Unrecht hat er nicht, ich habe für Tarantinos Werk im Allgemeinen und diesen Streifen im Speziellen aber etwas übrig. Schnelle Karre, Sonnenbrille, Kippchen, funkelnde Jacke, fettiges Essen, gratis Lap Dance und der Tag gehört dir.
Als der Film auf DVD erscheint, erwerbe ich ihn routiniert für meine Sammlung. Da es um mein Taschengeld gerade unerwartet gut bestellt ist, kaufe ich die limitierte Sammler-Edition, bestehend aus einer gar nicht mal so hübschen Blechbox im Format eines Benzinkanisters, zwei Discs, die nach Diesel riechen sollen, wenn man an ihnen reibt, und einem Duftbaum in Form einer weiblichen Silhouette, der durch die ihn umgebende Plastikfolie auf irgendwie angenehme Parfumeurs-Art nach Mary Jane duftet und mich für den Bruchteil einer Sekunde wieder mitten in den Film katapultiert. Damit diese Edition nicht an Wert verliert, lasse ich den Duftbaum unangetastet in seiner Folie.
Fast Forward. Ich bin 30 und brauche, trotz Großstadtwohnung, doch mal eine erste eigene Karre. Ein knallroter Spanier wird es, selbst schon einige Jahre auf dem Buckel, sogar genau so alt wie der Film zum Duftbaum, kompakt und nicht viel unter der Haube. Er ist günstig genug, um ihn auf einen Schlag zu bezahlen. Um ihn mit einer persönlichen Note auszustatten, bekommt er das Duftbäumchen um den Rückspiegel, das nun aus seiner Jungfernfolie befreit wird. Es ist Hochsommer, ich lasse den Motor an, atme die krautige Wolke ein, blicke durch die Sonnenbrille kurz auf die kurvige Silhouette und fühle mich für einen Moment, als würde ich Teil dieses Films.
Ein paar Jahre später hat das Bäumchen sein letztes Duftmolekül abgegeben und auch mein kleiner Spanier weicht einem eleganteren, neueren Italiener mit Stufenheck. Kein V8, aber genug Leistung, um Spaß zu machen. Der Duftbaum, nun nur noch Deko für das Auge, darf umziehen und kriegt einen neuen Rückspiegel zum baumeln.
Als ich dieses Parfüm in der Drogerie teste, traue ich meiner Nase nicht, und sage mir innerlich auf:
Wie tief und dunkel ist der Tann
Doch mich treibt ein Versprechen an
und Meilen noch, bevor ich endlich schlafen kann
Hast du gehört, Butterfly?
Meilen noch, bevor du endlich schlafen kannst.
„Engel Pure“ riecht exakt wie der Duftbaum, wie die reizvolle Silhouette, wie der ganze Film. Grinsend gehe ich zur Kasse.
Als der Film auf DVD erscheint, erwerbe ich ihn routiniert für meine Sammlung. Da es um mein Taschengeld gerade unerwartet gut bestellt ist, kaufe ich die limitierte Sammler-Edition, bestehend aus einer gar nicht mal so hübschen Blechbox im Format eines Benzinkanisters, zwei Discs, die nach Diesel riechen sollen, wenn man an ihnen reibt, und einem Duftbaum in Form einer weiblichen Silhouette, der durch die ihn umgebende Plastikfolie auf irgendwie angenehme Parfumeurs-Art nach Mary Jane duftet und mich für den Bruchteil einer Sekunde wieder mitten in den Film katapultiert. Damit diese Edition nicht an Wert verliert, lasse ich den Duftbaum unangetastet in seiner Folie.
Fast Forward. Ich bin 30 und brauche, trotz Großstadtwohnung, doch mal eine erste eigene Karre. Ein knallroter Spanier wird es, selbst schon einige Jahre auf dem Buckel, sogar genau so alt wie der Film zum Duftbaum, kompakt und nicht viel unter der Haube. Er ist günstig genug, um ihn auf einen Schlag zu bezahlen. Um ihn mit einer persönlichen Note auszustatten, bekommt er das Duftbäumchen um den Rückspiegel, das nun aus seiner Jungfernfolie befreit wird. Es ist Hochsommer, ich lasse den Motor an, atme die krautige Wolke ein, blicke durch die Sonnenbrille kurz auf die kurvige Silhouette und fühle mich für einen Moment, als würde ich Teil dieses Films.
Ein paar Jahre später hat das Bäumchen sein letztes Duftmolekül abgegeben und auch mein kleiner Spanier weicht einem eleganteren, neueren Italiener mit Stufenheck. Kein V8, aber genug Leistung, um Spaß zu machen. Der Duftbaum, nun nur noch Deko für das Auge, darf umziehen und kriegt einen neuen Rückspiegel zum baumeln.
Als ich dieses Parfüm in der Drogerie teste, traue ich meiner Nase nicht, und sage mir innerlich auf:
Wie tief und dunkel ist der Tann
Doch mich treibt ein Versprechen an
und Meilen noch, bevor ich endlich schlafen kann
Hast du gehört, Butterfly?
Meilen noch, bevor du endlich schlafen kannst.
„Engel Pure“ riecht exakt wie der Duftbaum, wie die reizvolle Silhouette, wie der ganze Film. Grinsend gehe ich zur Kasse.
1 Antwort

Tolle Rezension!! Ich kenne nichts davon, aber fühle den Vibe 😁