Capucci de Capucci (Parfum) von Roberto Capucci

Capucci de Capucci 1987 Parfum

Serenissima
23.09.2025 - 11:03 Uhr
10
Sehr hilfreiche Rezension
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

was eine Miniatur erzählt

Roberto Capucci: Mein verkramtes Gedächtnis meinte, dies sei ein italienischer Modeschöpfer, der nach erfolgreichen Jahren in Paris nach Italien zurückkehrte.
Oder verwechselte ich ihn mit Emilio Pucci?
Oh, diese Italiener!
Aber mein Gedächtnis behielt doch wirklich recht: Roberto Capucci eröffnete 1961 in der Rue Cambon in Paris ein Atelier; einige Häuser weiter ist noch heute der Salon von Coco Chanel.
1968 kehrte er nach Rom zurück, wo er noch mit 94 Jahren eine führende Rolle in der Welt der Alta Moda spielt.
Die Katze lässt bekanntlich das Mausen nicht!

Und natürlich fehlt sein Name auch nicht in der Welt der Düfte: Seit den sechziger Jahren mischt er dort mit; nur gingen seine Duftschöpfungen an mir vorbei, ehe die liebe Theresa sie für uns entdeckte und auch ich von diesen Kompositionen verwöhnt werde.
„Parce Que!“, ein angenehm blumiger Grünling von 1961, an Morgenspaziergänge erinnernd, mit feinem Seifentouch, erfreute mich, war für mich aber ein bisschen zu grün.

Nun, das kann man von „Capucci de Capucci“ nicht sagen.
Natürlich ist es ein Parfum und entsprechend vollmundig, aber ein würziger, blumiger Chypreduft steht meinem Wesen als früherer „Blumen-Lady“ doch näher.
Auch hier könnte man beim Lesen der Duftpyramide sagen: „Den kenne ich!“, vergisst aber dabei, dass nicht nur die Duftnoten, sondern auch ihre Anordnung und Dosierung einen Duft ausmachen.

„Capucci de Capucci“ ist ein klassisches, dreisätziges italienisches Opus in einem wunderschönen Miniaturflacon, dessen Inhalt sich wohlduftend auf meiner Haut niederlässt und nach und nach seinen goldenen Zauber verbreitet.
Bergamotten, Zitronen und reife samthäutige Pfirsiche tummeln sich in würzigem Grün, das sich gern mit deren Aromen schmückt und zeitgemäß durch Aldehyde aufgepeppt wird.
Wären Duftnoten Farben, welch hübsches sommerliches Stillleben würde hier entstehen.
Das Bouquet aus Blüten spiegelt die Vielfalt eines Sommergartens wider oder wir versetzen uns gleich nach Grasse, wo all diese duftenden Schönheiten zur Inspiration der Parfümeure auf weiten Feldern zu finden sind.
Die Duftrosenfelder haben inzwischen das Land zurückerobert, zur Zeit der Entwicklung dieser Kreation waren sie bestimmt noch prachtvoller.
Die „Königin der Blumen“ bildet das Herz, den Mittelpunkt in überbordenden weißen Blütenaromen.
Ohne Tuberose, Jasmin und auch Christian Diors Liebling, dem Maiglöckchen ging damals nichts und auch heute wäre die Duftwelt ohne diese drei und ihre Wohlgerüche sehr nüchtern.
(Weshalb es wohl Roja Dove auch immer wieder dorthin zieht.)
Die zauberhaften Gartennelken, meist ein rosa Spitzenröckchen mit dem würzigen Aroma, feiern gerade wieder eine Renaissance; es hatte mir in vielen der neueren Kreationen schon gefehlt.
Ein bisschen rosa Spitze schmückt so manches Gewand und sei es auch aus Nelkenduft.
Ylang Ylangs hellgelbe Honigblütenranken lassen uns lächeln, auch wenn sie nicht zu den ganz so vornehmen Blütendamen gehören: Sie sind in ihrer Heiterkeit oft unentbehrlich!
Schön sind sie allemal und das auch hier in dieser opulenten Duftschöpfung und deren goldenen Tröpfchen.
Leder und Zibetkatze, Eichenmoos, Vetiver und Patchouli: Welch ein finaler Duftklang zeigt sich als animalisch, erdige Basis und ein holzig-würziger Rauchschleier, aus den Aromen von Zedernholz und Amber gewebt, legt sich gefällig über diese gesamte, sehr elegante Komposition.

Ach, waren das noch Zeiten, als uns diese großartigen und vollmundigen Kreationen noch Tag für Tag begleiteten; von Purismus sprach damals niemand!
Wir strahlten und leuchteten mit der farbenfrohen Mode um die Wette, als wäre der „Rote Teppich“ überall!
Hätte ich „Capucci de Capucci“ damals schon gekannt: Wir beide hätten diesen mit der "selbstverständlichen Leichtigkeit der besten Jahre“ geentert!
Aber ja doch!
5 Antworten
ElAttarineElAttarine vor 9 Tagen
dreisätziges italienisches Opus - wieder tolle Beschreibung!
Paloma58Paloma58 vor 9 Tagen
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Wieder so genial beschrieben! Schon das Eau de Jour ist ein Knaller, da kann ich nur ahnen wie schön dieses Parfum ist.
SaphoSapho vor 10 Tagen
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Manche Roberto Capucci Düfte sind ausgespochen schön, u.a. der von Dir erwähnte 'Parce Que!' oder 'Anima Nera'. Capucci de Capucci kenne ich noch nicht.
Mausbiber10Mausbiber10 vor 10 Tagen
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Hast du sehr schön beschrieben. Ich liebe auch die 80-er Jahre Düfte. Da hast du morgens was aufgesprüht und musstest auch nicht mehr nachlegen. Heute sind die Düfte ja sehr kurzweilig geworden. Es gibt wenige, die auch länger durchhalten. Aber, die 80-er sind halt nicht zu toppen. Bin immer wieder froh, wenn ich mal ein Original ergattere. Den Capucci habe ich tatsächlich noch im Original von damals 😊
Greenfan1701Greenfan1701 vor 10 Tagen
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Das habe ich ja schon mehrfach betont, dass ich immer sehr gerne Deine Duftbeschreibungen lese. Sind sie doch von profundem Hintergrundwissen und die ansprechende Benennung der Duftnoten kann niemand so gut in Szene setzen, wie Du. Vielen Dank für diese sagenhaft gute Beschreibung.