L'Eau Serge Lutens Serge Lutens 2010
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Top Rezension
Das Ende des Duftes
Abstrakt. Theoretisch. Reduziert. L´Eau von Serge Lutens ist clean und pur, ja, puristisch. Die Zitrusnoten sind bloß angedeutet, von Anbeginn an überwiegen eine feine florale Note und eine minzige Frische. Doch nicht nur das. Eine ganz dezente Würznote zu Beginn ist durchaus plausibel. Ungewöhnliche Bestandteile sind in diesem Unisex-Eau-de-Parfum, bei dem vielleicht das Feminine etwas überwiegt, zu finden: Aldehyde, Ozon. Das klingt zunächst furchtbar synthetisch, ist es aber nicht, es ist eben konstruiert.
Der Duft präsentiert sich kompakt, die einzelnen Komponenten sind bloß angedeutet. Auch den Dreierakkord von Kopf-, Herz- und Basisnote kann ich hier nicht im klassischen Sinne erkennen. In der Duftentfaltung kann man jedoch eine recht angenehme Pudrigkeit feststellen.
Flakon, Sillage sowie Haltbarkeit sind schwer zu beurteilen und für mich im mittleren Bereich anzusiedeln, obgleich der Flakon auffällig ist, aber nicht sonderlich ästhetisch, sondern eher ein wenig gestelzt rüberkommt. Preislich liegt L´Eau im oberen Segment.
Der Duft hat etwas Metallisches, Aquatisches und Mineralisches. Eine kühle, leichte, bloß angedeutete Distanz gepaart mit einer gewissen Cremigkeit umgibt den Träger. Serge Lutens hat zu diesem Duft unter anderem erklärt, einen Anti-Duft in unserer überparfümierten Welt kreieren zu wollen, reduziert auf das Wesentliche.
Der Vorwurf, L´Eau sei ein Kuschelweich-Weichspüler-Frisch-Gewaschen-Duft, ist auf den ersten Blick naheliegend, verkennt jedoch für meinen Geschmack die assoziative Kraft von L´Eau (z. B. Meersalz, nasser Stein, Blütenwasser, ein Metallgitter und, ja, frische Wäsche auf einer Wiese, Seife, aber eben nicht richtig seifig) sowie das Thema des Duftes: Minimalismus und Purismus. Dieser Duft hat darüber hinaus etwas Futuristisches und ist zugleich auf eine ästhetische Art spartanisch, wesentlich, schnörkellos: Gattaca, Equilibrium und die Zwillinge aus Matrix Reloaded lassen grüßen. Doch ist L´Eau nicht düster oder dunkel, sondern hell und transparent. Was L´Eau zudem von einem schlichten Sauberduft unterscheidet, ist seine distanzierte Kühnheit. Nichts Üppiges oder Wuchtiges, doch eine erhabene, ruhige Unbeflecktheit umgibt den Duft.
Alles in allem ergibt das für mich in der Theorie einen sehr faszinierenden und durchaus konsequent realisierten Duft, der jedoch das Unmögliche möglich machen will: Ein Parfum zu sein, das keines ist. Es ist die Quadratur des Kreises. Daran überhebt sich L´Eau von Serge Lutens. L´Eau hat keine visionäre Kraft, kein Spiel, kein Dazwischen. Das ist Scheitern im großen Stil und zugleich mit Stil, L´Eau ist der sterbende Schwan, das Endes des Parfums, die Negation von Duft. Das hat was und ist cool im wörtlichen und im übertragenen Sinn, es ist ferner philosophisch extrem spannend, aber letztlich bedeutet das die Dekonstruktion von Duft und das Ende.
Der Duft präsentiert sich kompakt, die einzelnen Komponenten sind bloß angedeutet. Auch den Dreierakkord von Kopf-, Herz- und Basisnote kann ich hier nicht im klassischen Sinne erkennen. In der Duftentfaltung kann man jedoch eine recht angenehme Pudrigkeit feststellen.
Flakon, Sillage sowie Haltbarkeit sind schwer zu beurteilen und für mich im mittleren Bereich anzusiedeln, obgleich der Flakon auffällig ist, aber nicht sonderlich ästhetisch, sondern eher ein wenig gestelzt rüberkommt. Preislich liegt L´Eau im oberen Segment.
Der Duft hat etwas Metallisches, Aquatisches und Mineralisches. Eine kühle, leichte, bloß angedeutete Distanz gepaart mit einer gewissen Cremigkeit umgibt den Träger. Serge Lutens hat zu diesem Duft unter anderem erklärt, einen Anti-Duft in unserer überparfümierten Welt kreieren zu wollen, reduziert auf das Wesentliche.
Der Vorwurf, L´Eau sei ein Kuschelweich-Weichspüler-Frisch-Gewaschen-Duft, ist auf den ersten Blick naheliegend, verkennt jedoch für meinen Geschmack die assoziative Kraft von L´Eau (z. B. Meersalz, nasser Stein, Blütenwasser, ein Metallgitter und, ja, frische Wäsche auf einer Wiese, Seife, aber eben nicht richtig seifig) sowie das Thema des Duftes: Minimalismus und Purismus. Dieser Duft hat darüber hinaus etwas Futuristisches und ist zugleich auf eine ästhetische Art spartanisch, wesentlich, schnörkellos: Gattaca, Equilibrium und die Zwillinge aus Matrix Reloaded lassen grüßen. Doch ist L´Eau nicht düster oder dunkel, sondern hell und transparent. Was L´Eau zudem von einem schlichten Sauberduft unterscheidet, ist seine distanzierte Kühnheit. Nichts Üppiges oder Wuchtiges, doch eine erhabene, ruhige Unbeflecktheit umgibt den Duft.
Alles in allem ergibt das für mich in der Theorie einen sehr faszinierenden und durchaus konsequent realisierten Duft, der jedoch das Unmögliche möglich machen will: Ein Parfum zu sein, das keines ist. Es ist die Quadratur des Kreises. Daran überhebt sich L´Eau von Serge Lutens. L´Eau hat keine visionäre Kraft, kein Spiel, kein Dazwischen. Das ist Scheitern im großen Stil und zugleich mit Stil, L´Eau ist der sterbende Schwan, das Endes des Parfums, die Negation von Duft. Das hat was und ist cool im wörtlichen und im übertragenen Sinn, es ist ferner philosophisch extrem spannend, aber letztlich bedeutet das die Dekonstruktion von Duft und das Ende.
3 Antworten
Lilau vor 13 Jahren
Ich habe deinen Kommi verschlungen und finde beide super, deinen Kommi und den Duft.;-)
Aava vor 14 Jahren
Dekonstruktion von Duft? Großartige Beschreibung für das L´eau! Für mich ist L´Eau am Ende seiner Duftentwicklung ein weißes Blatt Papier... Auch das puristisch, schnörkellos, kühn, ein wenig arrogant und distanziert. Und hochspannend!
Shiaila vor 14 Jahren
Sehr gut be - und geschrieben.

