Cita
30.05.2015 - 07:42 Uhr
8
Sehr hilfreiche Rezension
1Duft 7.5Haltbarkeit 10Sillage 7.5Flakon

Namibias angeschmorter Eisenbrocken..

Ich was schon mal dort, in Namibia, bei diesem Riesenbrocken Eisen, der sich durch das Feuer der Erdatmosphäre gerettet hat. Auf meinen Fotos wirkt er wie ein Monstersteak, rare bis medium gegrillt.
Heute also habe ich, nachdem ich mich auf den ersten Blick total in XerJoffs Blue Hope verknallt habe, den Tester von Red Hoba bekommen und sofort aufgeregt auf die Haut gesprüht...... Und was soll ich sagen, ich kann mich nur Skjomis Kommentar anschließen. Ich rieche Geräuchertes. Rauch, rauchiger, Red Hoba. Mein erster Gedanke: so muß das frisch auf die Erde geplumpste Stück Meteorit wochenlang gerochen haben. Welch eine Kunst, mit den in der Duftpyramide oben genannten Inhaltstoffen so einen Geruch hinzubekommen! Stehe ich in einer Schmiede? ..war mein siebter und achter Gedanke, Gedanke zwei bis sechs kreisten immer noch um den Meteoriten und seine angeschmorte, verschmolzene Oberfläche. Gedanke Nummer neun beschäftigt sich nun unweigerlich mit einem Grill, der gestern in Aktion war und heute mit der alten Drahtbürste gereinigt werden soll. Gefällig ist hier nichts, feminin schon gleich zweimal nichts, und eines kann ich schon jetzt, relativ frisch besprüht, sagen: wie immer sich dieser Duft in den nächsten Stunden noch auf meiner Haut entwickeln wird, ich will zu keiner Zeit so riechen, wie ich mit Red Hoba bis jetzt gerochen habe. Was auch immer noch dabei rauskommt, es gibt massenweise Alternativen, die von vornherein deutlich angenehmer sind. Ich will wirklich niemanden beleidigen, Kommentare sind ja auch sehr subjektiv, die Assioziationen, die Duftentwicklung auf der Haut jedes einzelnen, absolut individuell, Geschmäcker sind verschieden, nichts Sinnloseres als darum zu streiten, aber Red Hoba fällt für mich nicht unter die Kategorie "Duft" sondern unter die Kategorie "Geruch". Hier ist er allerdings weit vorne. Nur, ich möchte duften, und nicht riechen.

PS, zwei Stunden später: ganz zart erscheinen tatsächlich dunkelrote Beeren mit Sahne (woher? Duftpyramide??) - unter dem etwas abgedampften Rauch, der immer noch deutlich da ist.

PPS, drei Stunden später: der Rauchgeruch ist fast weg, wer den Verlauf bis hierhin nicht miterlebt (oder mit durchlitten) hat, nimmt ihn jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr wahr. Übrig geblieben ist ein Duft - ja tatsächlich Duft! - zart nach lila Beeren und sehr cremig, ausschließlich feminin. Wer das mag, gut. Überraschend positiv im Vergleich zu den ersten zwei Stunden. Trotzdem überraschend enttäuschend, finde ich, denn jetzt passt der Name nicht mehr. Der angeglühte Rauchgeruch hat wenigstens zu 100% zum Meteoriten und damit zum Namen gepasst, der mich so gar nicht an Beeren mit Sahnehaube erinnert hat. Aber das nur am Rande.
Die ganze Zeit geht mir die Frage nicht aus dem Kopf, wofür dieses zweistündige, olfaktorische Auftaktmartyrium gut sein soll. Geht so ein Zwischen- oder Endergebnis nicht auch ohne? Braucht ein zarter, cremiger Beerenduft wirklich diesen Anlauf, um sich so entwickeln zu können?

Resumee am Ende des Testtages: die Beeren sind im Vgl zur Creme stärker abgeklungen, beides ist aber noch wahrnehmbar. Generell möchte ich bemerken, daß Red Hoba sicherlich das Ergebnis der hohen Parfumeureskunst ist, die Haute Couture, das große Kino. Ich bin nur ein kleiner Endverbraucher, und als solcher möchte ich mit dem Tragen von Parfum nur eines erreichen, nämlich meine Persönlichkeit passend und positiv zu unterstreichen. Das gelingt mir mit Red Hoba zu keiner Zeit. Vom Tester trenne ich mich gerne wieder. Daher auch meine niedrige Bewertung. Wäre ich professioneller Parfumeur würde es sicher mehr Punkte geben.
2 Antworten
MeggiMeggi vor 10 Jahren
Ich finde den Auftakt toll, aber Dein Kommentar ist natürlich trotzdem super!
CitaCita vor 10 Jahren
"Des einen Leid - des anderen Freud.." ;)) Das ist das Schöne am Leben!