Elephant von Zoologist

Elephant 2017

Parfumatus
26.11.2020 - 15:53 Uhr
12
Hilfreiche Rezension
5Duft 9Haltbarkeit 8Sillage 10Flakon

Die große Sehnsucht nach dem Elephanten

Zoologist ist in meinen Augen einer dieser modernen Parfummarken mit viel Potential. Eine schöne Idee, moderne hochwertige Flacons und tolle Duftbeschreibungen machen einfach Lust auf diese Marke. Selbst meine Freundin, die sich üblicherweise nicht viel aus hochwertigen Parfüms macht, fand die Aufmachung der Marke interessant. Und Interesse ist bekanntlich eine wichtige Eigenschaft beim Erstkontakt mit einer unbekannten Marke. So weit so gut... Es musste also eine Abfüllung her. Und wenn man schon in Canada bestellt dann sollten es auch gleich drei werden. Aber primär war es für mich der Elefant der mein Interesse weckte. Doch dazu nun mehr...

Warum musste es der Elefant sein? Dies hat zwei Gründe:

Der erste Grund ist profan. Ich mag einfach grüne Düfte. Der Geruch nach Natur in Form von Heilkräutern, Gewächsen, o.Ä. wirkt auf mich beruhigend und vitalisierend zugleich. Diese Geborgenheit der Natur die vielleicht in uns allen einen bestimmten Impuls weckt macht mich glücklich.

Der zweite Grund: Ein Elefant ist einfach ein tolles Tier. Nach einer Reise durch die faszinierende Landschaft Thailands und dem engeren Kontakt mit Elefanten in einer Aufzuchtstation (eine der weniger „guten“ Aufzuchtstationen im Land) sind mir diese wunderschönen Tiere noch sehr lange in Erinnerung geblieben. Diese Tiere so schwer wie ein Auto, stark wie ein Nashorn, klug wie ein Affe aber gleichzeitig, wenn gewollt so vorsichtig und umsichtig, dass man trotz der Größe und der Kraft keinerlei Angst aber dennoch eine Menge Respekt verspürt, sind einfach toll. Elefanten strahlen also genau das aus, was ich in grünen Düften so sehr schätze. Etwas, dass Menschen seit Jahrzehnten in Heilpflanzen oder der Kraft der Natur sehen, sehe ich also im Elefanten. Der sanfte Riese mit dem ich beschützt durch den dicht bewachsenen thailändischen Wald wandere. Obwohl dieser mit jeder Bewegung einiges an Natur zerstört und die Hälfte des Weges selbst verputzt, so wirkt er für mich nie als Störenfried.

Voller Vorfreunde und mit einigen Assoziationen warte ich also brav auf die Proben aus Kanada. Es vergingen 10 Tage, dann war die Probe da. Am nächsten Morgen trug ich den Duft in Form von 2 Sprühern auf dem Hals auf.

Der erste Impuls: Ein Stechen Im Kopf. Was war das? Noch einmal warten, riechen und dann eine stechende Blumennote. Aber welche Note ist das? Magnolie? Tee? Blätter? Es muss Magnolie sein. Ich nehme den Geruch wie den einer tropischen Pflanze die man aufgeschnitten hat und dessen Pflanzensanft nun langsam aus der Pflanze rinnt wahr. Eigentlich sollte man nun denken: Ja, das ist der Geruch, den ich aus meiner Blumenhandlung um die Ecke kenne und der mich an tolle Anlässe oder die Natur erinnert. An die Natur erinnert er mich. Allerdings an die Natur die mir sagt: wenn Du die Pflanzenmilch dieser Pflanze trinkst wirst du sterben, probiere es nicht. Riech nicht zu lange an mir. Ich bin tropisch, ich bin gefährlich ich möchte nicht gegessen werden. Elefant iss mich besser nicht.

Panik kommt auf. Das riecht nicht wie der Urwald den ich kenne. Aber ich will den „Elephant“ und vor allem Zoologist doch mögen…

Ich ignoriere die erste Abneigung und steige ins Auto. Ein Blick auf das Thermometer: 3 Grad. Die giftige Pflanze ist immer noch bei mir. Warum wird das nicht weniger? Nach 10 Minuten geht es nicht mehr. Der Duft der Pflanze nervt, er nimmt mir die Luft zum atmen und er sticht weiter. Fenster auf, Dach auf und Es wird kalt. Die Kälte ist aber besser zu ertragen als der Duft der Pflanze, die sich heimtückisch immer wieder in das innerste meines Kopfes drängt.

Es geht nicht mehr. Der Duft muss runter und zwar schnell.

Auf dem Weg zur Arbeit, bei der ich einen Kollegen einsammelte, stürmte ich das Bad und versuchte den Elephant loszuwerden. Er wehrt sich mit aller Stärke, mit Gewalt und mit Sturheit. Seife muss her. Der ganze Hals wird abgewaschen. Einmal, zweimal und ein drittes Mal. Der Geruch wird weniger, noch weniger und verblasst nach einiger Zeit. Der Elefant war stinksauer. Er will mich nicht mehr sehen. Und ich habe gelernt, dass der Dschungel nicht nur das Gute beherbergt, sondern auch das Gefährliche. Zumindest für mich.

Mit großer Enttäuschung steige ich zurück ins Auto. Der Elephant war hier. Ich rieche ihn immer noch. Der Kollege riecht ihn auch. Aber er weiß nicht aus eigener Erfahrung wie gefährlich er sein kann. Für ihn riecht es als wäre eine Alte Dame mit exotischen Blumen im Auto gewesen.

So endete meine Duftreise zum Elefanten in den asiatischen Dschungel. Für mich eine große Enttäuschung, die vermutlich auch mit der Überempfindlichkeit gegen eine der Komponenten dieser Komposition zusammenhängt. Die Kokosnuss rieche ich nur ganz kurz im Drydown. Für mich bleibt nur der stechende, giftige und für gefährliche Duft der tropischen Blüte.

Ich wollte dich unbedingt mögen. Aber wir werden keine Freunde…
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