Lextra
20.09.2020 - 13:29 Uhr
18
Top Rezension
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

One might call it an acquired taste

Die Vorfreude war groß, als der Brief mit der Squid-Probe ins Haus flatterte. Neben Squid sind noch drei andere Zoologist Düfte im Umschlag herumgekugelt, doch das Gläschen mit dem schimmernd blauen Inhalt hat mich magisch angezogen.

Runde 1: Die Teststreifen. Ein kleiner Spritzer auf den Streifen und der Duft des Parfums wirkt so anziehend wie dessen Ästhetik. Ein Hauch von Meersalz macht sich bemerkbar - die Sonne auf meiner Haut wirkt gleich wärmer und ich spüre eine kühle Brise um meine Nase wehen. Schnell sind die Sommergefühle wieder verflogen, denn im Herz wird der Duft wärmer und schwerer. Leichte Vanille und Weihrauch bilden das Spektakel im Drydown und halten bis zum Ende durch. Dieses Ende wurde am Teststreifen bis heute noch nicht erreicht, obwohl er schon vor 3 Wochen zum Einsatz kam. Die Erwartungen an Testrunde zwei waren nun also dementsprechend groß.

Runde 2: Rauf auf die Haut. Jetzt also der erste Spritzer aufs Handgelenk. Boah. Wenn ich euch das so sagen darf, ich wurde noch nie von einem Parfum so überwältigt - doch das ist in diesem Fall keineswegs positiv gemeint. Ein merkwürdiger Geruch, der tatsächlich einen Hauch von Fischmarkt mit sich bringt, bringt meine Nase beinahe zum Weinen. Wer in Gottes Namen könnte freiwillig so riechen wollen? Der anfängliche Schock sitzt noch tief in den Knochen. Doch ich lasse Gnade walten und geb ihm die Chance sich zu dem wunderbaren Duft, der er am Teststreifen war, zu mausern.

Nach 10 Minuten dann tatsächlich die Erlösung: die vertraute Mischung aus Weihrauch und Vanille kommen zur Rettung. Wie auch am Teststreifen bilden sie auf meinem Handgelenk das gradiose Finale zu einem so unorthodoxen Duftgemisch. Noch 9 Stunden später konnte ich ihn an mir vernehmen, ab der 6. Stunde nur noch nahe an der Haut.

Eigentlich ist mein Testlauf für ein Parfum hiermit beendet. Doch Squid lässt mich in dieser Nacht einfach nicht los. Am nächsten Tag bekommt er also noch eine Chance: Der Sprühkopf zielt schon Richtung Handgelenk, doch ich zögere. Wird mich dieser abstoßende Auftakt von gestern wieder überwältigen? Ach was, Augen zu und durch.

Die kleinen Dufttropfen machen Kontakt mit meiner Haut und ich bin gänzlich hinweg: Von Fischmarkt keine Spur! Stattdessen finde ich mich in einem U-Boot wieder, welches die Tiefen des Ozeans erkundet. Von tiefblauem Wasser umgeben macht es seinen Weg durch das Unbekannte. Am Fenster des U-Boots schwimmt ein Kalamar vorbei und lässt sich in seiner vollen Pracht bestaunen. So auch Zoologist Squid, welcher erst seine wahre Schönheit offenbart, wenn man ihm mit Vorsicht und Kuriosität begegnet.
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