21.02.2021 - 04:06 Uhr
Pollita
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Pollita
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Die Jagd nach dem Tintenkiller
Mit Verspätung traf Polly Kirchhoff am Tatort ein. Eins ihrer Hühner war mal wieder ausgebüxt und sie hatte es suchen müssen, bevor es dem Fuchs in die Fänge fiel. „Kein schöner Anblick“, murmelte ihr Kollege P. Chizza von Lederstein. „Sie wurde erdrosselt und anschließend hat er ihr die Füllfeder in den Hals gerammt. Vermutlich ging es schnell und sie hat nicht allzu viel davon mitbekommen“, führte er weiter aus. „Wer hat sie gefunden“, fragte Polly. „Ihre Freundin“, erwiderte von Lederstein. „Sie kam nicht zu einer Verabredung und da sie stets zuverlässig ist, schöpfte die Dame Verdacht und ist mit dem Hausmeister unmittelbar in die Wohnung gegangen."
„Riechst Du das“, fragte Polly. „Der muss Dufttinte benutzt haben. Diese parfümierten Patronen gab es zu meiner Schulzeit schon. Das Zeug ist schon ewig nicht mehr auf dem Markt.“ „Wohl ein Nostalgiker“, entgegnete von Lederstein. „Aber für mich riecht das zwar süß, aber auch deutlich aquatisch.“ „Doch nicht aquatisch“, meinte Polly. „So einen üblen Aquaten trägt mein Exmann. Phtaloblue von Tauer. Das Calone ist bei dem so durchdringend, dass Du im Sektionssaal nur noch dieses Parfum riechen kannst. Da können die Leichen nicht gegen anstinken. Das hier ist süßer, weicher. Zwar schon mit etwas Salz und einem Hauch Meer, aber hier schnuppere ich eine feine Ambernote raus und Opoponax. Das ist echt schön! Nur etwas süß. OK, der Mord ist jetzt nicht schön. Hab ich mich wohl falsch ausgedrückt.“
„Stimmt, jetzt wo Du es sagst“, erwiderte von Lederstein. „Das ist wirklich nicht typisch aquatisch. Diese verrückte Tierärztin, mit der ich mal zusammen war, trug immer gerne Cool Water Woman. So riecht diese Tinte hier überhaupt nicht. Aber sag mal. Riecht nicht Dein Freund zurzeit immer mal wieder so komisch? Sowas hab ich zwar noch nicht an ihm wahrgenommen, aber das kommt doch nicht nur von der Arbeit im Zoo, wie der gerade immer riecht. Erinnert mich zwar schon an Viecher und deren Lebensräume, aber teilweise sind die Düfte auch echt schön und besonders.“
„Das stimmt, oh mein Gott“, erschrak Polly. „Ja, der hat einen Praktikanten seit ein paar Wochen. Das ist so ein Parfumfreak, der sich ein Discovery-Set von Zoologist bestellt hat. Das ist ein kanadisches Parfumhaus. Die beschäftigen dort kreative Köpfe wie Prin Lomros und Dr. Ellen Covey. Mein Freund muss immer als Testobjekt herhalten. Meinst Du, dieser Junge, wie heißt er doch gleich, Jeremy glaub ich. Das ist so ein Influencer. Deshalb hat er auch immer und überall Parfumproben dabei, weil er im Internet Düfte vorstellt und sich dabei benimmt, wie wenn er permanent auf Koks oder Speed wäre.“
„Hmm, Drogen und die Parfumproben. Könnte passen“, stimmte P. Chizza zu. „Lass uns mal seine Wohnung durchsuchen und gucken, ob wir Beweise finden. Fehlt nur noch das Motiv.
Mit dem Geständnis dauerte es glücklicherweise nicht lange. Und auch das Motiv des „Tintenkillers“ war schnell geklärt. Sie hatte sich echauffiert, wie er in seinen Videos über Frauen sprach. Es gab einen heftigen Streit und im Anschluss landete der Füller in ihrer Halsschlagader. „Junge Leute“, murmelte von Lederstein. „Dass die immer gleich so reagieren müssen. Am Parfum liegts sicher nicht, mich entspannt das.“ Mit einem Lächeln fischt er einen Flakon Chanel Égoïste aus seiner Herrenhandtasche und gönnt sich zwei Sprüher. „Mich auch“, entgegnet Polly. „Und trotz aller Grausamkeiten heute. Dieser Squid gefällt mir. Ist mal ein bisschen was anderes, wenn es denn schon ein Meeresduft sein soll. Süß sollte mans halt mögen.“
Inspired by Nele Neuhaus.
Lieben Dank an Heikeso für die Probe.
„Riechst Du das“, fragte Polly. „Der muss Dufttinte benutzt haben. Diese parfümierten Patronen gab es zu meiner Schulzeit schon. Das Zeug ist schon ewig nicht mehr auf dem Markt.“ „Wohl ein Nostalgiker“, entgegnete von Lederstein. „Aber für mich riecht das zwar süß, aber auch deutlich aquatisch.“ „Doch nicht aquatisch“, meinte Polly. „So einen üblen Aquaten trägt mein Exmann. Phtaloblue von Tauer. Das Calone ist bei dem so durchdringend, dass Du im Sektionssaal nur noch dieses Parfum riechen kannst. Da können die Leichen nicht gegen anstinken. Das hier ist süßer, weicher. Zwar schon mit etwas Salz und einem Hauch Meer, aber hier schnuppere ich eine feine Ambernote raus und Opoponax. Das ist echt schön! Nur etwas süß. OK, der Mord ist jetzt nicht schön. Hab ich mich wohl falsch ausgedrückt.“
„Stimmt, jetzt wo Du es sagst“, erwiderte von Lederstein. „Das ist wirklich nicht typisch aquatisch. Diese verrückte Tierärztin, mit der ich mal zusammen war, trug immer gerne Cool Water Woman. So riecht diese Tinte hier überhaupt nicht. Aber sag mal. Riecht nicht Dein Freund zurzeit immer mal wieder so komisch? Sowas hab ich zwar noch nicht an ihm wahrgenommen, aber das kommt doch nicht nur von der Arbeit im Zoo, wie der gerade immer riecht. Erinnert mich zwar schon an Viecher und deren Lebensräume, aber teilweise sind die Düfte auch echt schön und besonders.“
„Das stimmt, oh mein Gott“, erschrak Polly. „Ja, der hat einen Praktikanten seit ein paar Wochen. Das ist so ein Parfumfreak, der sich ein Discovery-Set von Zoologist bestellt hat. Das ist ein kanadisches Parfumhaus. Die beschäftigen dort kreative Köpfe wie Prin Lomros und Dr. Ellen Covey. Mein Freund muss immer als Testobjekt herhalten. Meinst Du, dieser Junge, wie heißt er doch gleich, Jeremy glaub ich. Das ist so ein Influencer. Deshalb hat er auch immer und überall Parfumproben dabei, weil er im Internet Düfte vorstellt und sich dabei benimmt, wie wenn er permanent auf Koks oder Speed wäre.“
„Hmm, Drogen und die Parfumproben. Könnte passen“, stimmte P. Chizza zu. „Lass uns mal seine Wohnung durchsuchen und gucken, ob wir Beweise finden. Fehlt nur noch das Motiv.
Mit dem Geständnis dauerte es glücklicherweise nicht lange. Und auch das Motiv des „Tintenkillers“ war schnell geklärt. Sie hatte sich echauffiert, wie er in seinen Videos über Frauen sprach. Es gab einen heftigen Streit und im Anschluss landete der Füller in ihrer Halsschlagader. „Junge Leute“, murmelte von Lederstein. „Dass die immer gleich so reagieren müssen. Am Parfum liegts sicher nicht, mich entspannt das.“ Mit einem Lächeln fischt er einen Flakon Chanel Égoïste aus seiner Herrenhandtasche und gönnt sich zwei Sprüher. „Mich auch“, entgegnet Polly. „Und trotz aller Grausamkeiten heute. Dieser Squid gefällt mir. Ist mal ein bisschen was anderes, wenn es denn schon ein Meeresduft sein soll. Süß sollte mans halt mögen.“
Inspired by Nele Neuhaus.
Lieben Dank an Heikeso für die Probe.
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