28.06.2025 - 14:56 Uhr

Parma
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Parma
Top Rezension
20
In the mood for 22 bergamots
Immer wenn ich Bergamotte-zentrierte Düfte sehe, muss ich sie testen. Zitrusdominante Düfte sind meine absolute Komfortzone. So fiel mir unlängst dieser Duft der bayrischen Automarke BMW auf, die ich bisher noch nicht mit Parfums in Verbindung gebracht hatte. Kein Wunder, denn sie lancierte erst im Frühjahr diesen Jahres ihre ersten beiden. Damit folgt sie anderen Automarken, die in den letzten Jahren vermehrt das lukrative Geschäft der Fine Parfumery entdeckt haben. Qualitativ erhält man dabei sehr unterschiedliche Ergebnisse. Überzeugen konnten mich bisher nur einige der Ferrari-Düfte. Überraschender- und erfreulicherweise gilt dies auch für 'Bergamood' (leider nicht für 'Amberness', den zweiten Duft der Marke).
Duftcharakter:
Wie andere Automarken auch, geht BMW kein Risiko ein und ließ von Frank Voelkl und Alexandra Monet einen cleanen und sehr umgänglichen Zitrusduft entwerfen. Er konzentriert sich stark auf die überwiegend natürlich wirkende Bergamottenote und unterfüttert sie - meinem Eindruck nach - mit einer umsichtig dosierten Ambrox-Moschus-Kombination. Mich erinnert das im Geruchsbild sehr stark an Le Labos 'Bergamote 22' und zwar so sehr, dass ich sie als Duftzwillinge bezeichnen würde. Beide sind Bergamottedüfte auf einer etwas künstlich anmutenden, holzig-cremigen Moschus-Basis. Im Vergleich erscheint der Amerikaner ein wenig dichter, im Moschuston "animalischer" (wenn auch sehr zurückhaltend darin) und insgesamt wertiger, aber der Deutsche fällt nicht deutlich ab. Er zeigt sich etwas ausgedünnter bzw. durchlässiger und leichter, sowie in der Moschusnote weniger „unrein“ und „animalisch“ - diese Eigenschaft ist hier wirklich nur marginal merkbar -, was mir beides persönlich sogar besser gefällt. Dabei ist die Bergamottenote nicht ganz so schön saftig getroffen, was evtl. durch den minimalen Einsatz von Ethylmaltol kaschiert werden soll, der der Note eine leicht prickelnde Fruchtsüße verleiht. Der Moschus ist etwas weniger angedickt und das Ambrox weniger duschgelhaft gehalten. Auch die leichte Krautigkeit des Vorbilds ist gedimmt worden, wodurch er sich - unterstützt durch den cleaneren Moschus - etwas sauberer anfühlt. Mich stört trotzdem - wie beim Le Labo-Duft - die cremige Unterfütterung etwas zu sehr, so dass er für mich nicht als Kaufkandidat in Frage kommt. Bei einem zurückhaltenderen Einsatz der Basis wäre er es gewesen.Haltbarkeit und Sillage:
Beides befindet sich im überschaubaren Bereich. Der Le Labo-Duft hält länger und projiziert deutlich wahrnehmbarer, was aus meiner Sicht ein Hinweis auf dessen höhere Qualität der sehr ähnlichen Inhaltsstoffe ist.Fazit:
Wer 'Bergamote 22' schätzt, aber die Preispolitik der Marke - wie ich - nicht unterstützen möchte, kann sich guten Gewissens dem BMW-Duft zuwenden. Das fast duftgleiche Eau de Parfum gibt es etwa zum Viertelpreis. Wem die Außenwirkung jedoch sehr wichtig ist (im Sinne von „wahrgenommen werden“), sollte zum Le Labo-Duft greifen. Davon abgesehen eine - vor allem zu diesem Preis - sehr gelungene Bergamotte-Alternative auf dem Markt.
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