II.2.a. Oloid 2019

Cafeliberte
23.03.2021 - 12:21 Uhr
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Ilzweipunktaoloid oder seitlich an der Zeit vorbei

Ich würde gern eine wunderbar fantasievolle und ausgeschmückte Geschichte zu diesem Duft erzählen. Aber entweder gibt er es einfach nicht her oder ich bin nicht in der Lage dazu oder beides, aber irgendwie wundert es mich dass zu diesem Parfüm hier nicht eine Zeile zu lesen ist und ich finde ihn einfach unglaublich spannend und dass er es verdient, entdeckt zu werden.

Ich könnte mir vorstellen dass er ziemlich polarisiert, zumindest tut er das in meiner Wahrnehmung und ich muss dauernd an meinem Handgelenk riechen und frage mich was da vor sich geht.
Heute morgen kam der Duft in einem Probentauschbrief an (Merci lieber Moritz an dieser Stelle).

Ein Wohlklang ist der Name nicht gerade, genau genommen glaube ich nicht dass überhaupt jemand weiß wie man es aussprechen soll und ich versuche mir vorzustellen wie ich gefragt würde, was trägst du denn heute für einen Duft und ich dann sage "Das ist Ilzweipunktaoloid" oder so ähnlich. Dann fragt man sich vielleicht ob ich einen Scherz gerissen habe, dafür dass ich ein bisschen nach Seife und Waschküche und sauber geputzt rieche.
Aber im nächsten Moment rieche ich dann nämlich gar nicht mehr so, sondern - ja wie eigentlich, darauf will ich nämlich hinaus, ich weiß einfach nicht wonach ich da dufte.
Frisch aufgesprüht rieche ich ein paar Sekunden lang undefinierbare Iso-Synthetik, dann wird es plötzlich sehr zitrisch, aber nicht hesperidisch sondern Reinigungsmittel-zitrisch und das ist dann echt unschön. Aber jetzt nicht schlimm genug, dass ich ihn wegschrubben möchte, denn er ist nicht laut oder aufdringlich, nur echt seltsam.
Dann finde ich, dass der Duft jetzt ein bisschen wie eine Waschküche riecht, seifig und laugig, aber nicht so richtig altmodisch.
Aber er verändert sich noch etwas weiter und jetzt ist da eine Vertrautheit, die ich einfach nicht zugeordnet bekomme, es erinnert mich an irgendwas Vergangenes obwohl es nicht nostalgisch riecht.
Ich mag das irgendwie, aber es macht mich auch kirre dass ich den Duft einfach nicht greifen kann und nicht weiß was da für eine Assoziation in meinem Gehirn herumschwirrt und sich vor mir versteckt.
Das ist ähnlich unbefriedigend wie wenn man den Namen dieser einen Schauspielerin sucht aus diesem einen Film und man kommt einfach nicht drauf und es zwickt solange bis man eben doch Google fragt. Aber dummerweise kann ich Google dazu nicht befragen, also hänge ich mit der Nase dauernd dran und grüble.
Zum Glück ist der Duft jetzt außerordentlich angenehm geworden und ich hoffe, ich komm noch auf was.

Geza Schön ist ja für seine Synthetik-Kreationen bekannt und ich habe persönlich gar nichts gegen Iso-E und Ambroxan, aber finde diese Art Düfte auch oft langweilig, vielleicht weil in einer Großstadt wie Hamburg echt viele Menschen so riechen. Wenn ich dann Hedion (das lese ich heute überhaupt zum allerersten Mal), Iso-E Super und Moschus lese, dann denke ich spontan erstmal dass das eben einfach nur nach jungen, urbanen Großstadtmenschen riechen muss, aber irgendwie tanzt der Duft aus der Reihe. Er ist durch und durch unisex und ich kann ihn keiner Tages-, Jahres-, oder sonstigen Zeit zuordnen, aber ich hab seit dieser ganzen Pandemie ohnehin kein Zeitgefühl mehr und bewege mich gefühlt eher so seitlich an der Zeit vorbei, wenn das irgendwie Sinn ergibt.

Titel und Schlüsse finde ich ja immer am Schwierigsten und vielleicht schreibe ich deshalb meistens lieber ein kurzes, knackiges Statement, aber jetzt hab ich dem Duft zuliebe doch mal ein bisschen was geschrieben, ich finde der kann was.
Ich weiß nur nicht was.
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