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Jean-Claude Ellena

Jean-Claude Ellena vor 12 Jahren
Jean-Claude Ellena
Schriftsteller der Düfte
Jean-Claude Ellena ist einer der weltbesten Parfümeure und schreibt über Düfte wie nur wenige. Endlich erscheinen zwei seiner Bücher auf Deutsch.

[...]in diesem Herbst erscheinen nun gleich zwei in deutscher Übersetzung. Parfum. Ein Führer durch die Welt der Düfte (C.H. Beck) und Der geträumte Duft (Suhrkamp) ergänzen einander zu einem Bouquet, in das man sofort seine Nase stecken möchte: Der Parfümführer erklärt die Geschichte, Kreation und Rezeption der feinen Düfte, während der andere Band in Tagebucheinträgen ein Bild von Jean-Claude Ellena, seinem Kunstverständnis und seiner Weltsicht zeichnet.
[...]
Er beginnt die Einführung bei der Geburt der modernen Parfümerie durch Revolutionen in der Molekularchemie Ende des 19. Jahrhunderts. Der Parfümeur war nun frei, nicht nur mittels ätherischer Öle und natürlicher Extrakte die Natur in Phiolen zu fangen, sondern konnte mit neuen, synthetischen Duftfarben abstrakte Werke schaffen, die dem Abgebildeten seinen eigenen Stilwillen hinzufügten. Es entstanden Klassiker wie Fougère von Houbigant, Chypre von Coty, Chanels No. 5, Arpège von Lanvin, Diorissimo oder Ellenas eigenes, erstes großes Parfum, First für Van Cleef & Arpels (1976).
[...]
Er habe kein Interesse daran, die Natur in ihrer Komplexität zu kopieren. Er wolle sie sich nur aneignen, um sie nach seinen Vorstellungen zu verwandeln. Wie sollte man Jean-Claude Ellena also nennen, wenn nicht einen Duftschöpfer?
(Hervorhebung durch mich,J.)
Re: Jean-Claude Ellena vor 12 Jahren
Jifat:
Wie sollte man Jean-Claude Ellena also nennen, wenn nicht einen Duftschöpfer?

Wie wäre es mit "Halbgott in Duftwolke"?
Re: Jean-Claude Ellena vor 12 Jahren
FrieMo:
Jifat:
Wie sollte man Jean-Claude Ellena also nennen, wenn nicht einen Duftschöpfer?

Wie wäre es mit "Halbgott in Duftwolke"?

Vielleicht "Herr der aromatischen Ringe" Wink
Von meinem weit, weit zurückliegenden Chemieunterricht habe ich noch den Benzolring in Erinnerung. Nun, ich fürchte, alle Chemiker hier verdrehen jetzt die Augen - aber fürs Wortspiel ist es tolerabel, hoffe ich.
Ein Duft, d.h. eine Duftkreation ist für Ellena jedenfalls ein Kunstprodukt. Es kann mit der Natur etwas zu tun haben, muss aber nicht.
vor 12 Jahren
Ich glaube Don van Vliet hat ja hier diesen
Wanderbuchvorschlag gemacht für das Buch von Ellena.
ich weiß jetzt nicht, ob ich ein ganzes Buch lesen möchte,
vielleicht können ja die Ellena Fans so eine Art
Quintessenzartikel schreiben, was sie als Aussagen am
Wichtigsten fanden.
Vielleicht im Forum bei Sonstiges oder auf der eigenen
Seite als Blogartikel
vor 12 Jahren
Christel59:
Ich glaube Don van Vliet hat ja hier diesen
Wanderbuchvorschlag gemacht für das Buch von Ellena.

Ja, hier:
www.parfumo.de/forum/viewtopic.php?t=11932

ich weiß jetzt nicht, ob ich ein ganzes Buch lesen möchte,
vielleicht können ja die Ellena Fans so eine Art
Quintessenzartikel schreiben, was sie als Aussagen am
Wichtigsten fanden.
Vielleicht im Forum bei Sonstiges oder auf der eigenen
Seite als Blogartikel

Kommt Zeit, kommt Rat. Erst muss es mal gelesen werden. Vielleicht berichtet dann ja jemand darüber.
vor 12 Jahren
Ich mag seinen Stil gar nicht und habe ihn daher mal in einer Basenotes review 'Eau-de-Toiletteur' genannt.
vor 12 Jahren
Larimar:
Ich mag seinen Stil gar nicht...
Den sprachlichen Stil? Oder den parfümistischen Stil?
vor 12 Jahren
Letzteres! Daher habe ich mir auch nur Kurzkommis zum Buch 'gegönnt'.
vor 12 Jahren
Beruf Parfümeur
Warum eine feine Nase nicht ausreicht
[...]
Das volle Haar leger gekämmt, die Gesichtszüge aristokratisch, die Nase scharf geschnitten, das Lächeln feinsinnig-melancholisch: schon die Erscheinung des in Grasse geborenen 65-jährigen Ellena signalisiert: Ich bin ein Künstler.
[...]
Was sich der Laie simpel vorstelle, erweise sich beim Eindringen in die Materie oftmals als erschreckend komplex. „Wer auch nur Tomatenduft reproduzieren will, muss 100 bis 200 unterschiedliche Moleküle in bestimmten Proportionen zusammenbringen, damit die Nase dem Gehirn tatsächlich Tomaten meldet“, erzählt Gumery.
vor 12 Jahren
vor 12 Jahren
Dasa:
Hier noch ein Interview aus dem Standard
http://derstandard.at/1350258527332/Jean-Claud e-Ellena-Ohne-Chemie-keine-guten-Parfums

Danke, Dasa. Sehr interessant.

STANDARD: Riechen die heutigen Parfums eigentlich komplett anders als jene in Ihrer Jugend?

Ellena: Absolut. Es ist ein bisschen so wie mit der damaligen Küche. 1970, als ich anfing, war die französische Küche sehr schwer, fettig, sehr kompliziert. Heute ist sie leicht und relativ einfach zu verstehen. Genau so ist es mit Parfums.

STANDARD: Das heißt, Ihr Ziel ist heute, so einfache Düfte wie möglich zu kreieren?

Ellena: Ja, aber einfach bedeutet nicht simpel. Einfachheit hat mit einer größeren Ästhetik zu tun, einer größeren Reinheit, einer größeren Intellektualität.
[...]
STANDARD: In den 1960er-Jahren kannte man gerade einmal 20 Inhaltstoffe einer Rose, heute sind es über 400. Wie weiß man da, welche wirklich wichtig sind?

Ellena: Ich kann Ihnen das genau sagen: Es gibt ein Molekül, das heißt Damaskol. Es kommt in Rosen vor und hat einen wesentlich intensiveren Geruch als Geraniol, das gemeinhin als typischer Rosenduft gilt und von vielen Parfümeuren auch als solcher verwendet wird. Aufgrund langjähriger Erfahrung weiß ich aber, dass ich mit Damaskol wesentlich bessere Ergebnisse erzielen kann. Es kommt in Rosen allerdings in wesentlich geringerer Konzentration vor.

STANDARD: Sehen Sie die Parfümerie als Wissenschaft, als Handwerk oder als Kunst?

Ellena: Für mich ist sie eine Kunst.
[...]
Ellena: Parfums sind das Resultat eines intellektuellen Prozesses.
vor 12 Jahren
Danke, Jifat! Da hat der gute Jean-Claude ja sehr kompakt zu allem, was auf Parfumo heiß diskutiert wird, etwas zu sagen gehabt: natürlich vs. synthetisch, Kunst vs. Kunsthandwerk und Reformulierungen. Zu fast allem: Nur zu den Themen Haustiere und welche Düfte sexuelle Eroberungen erleichtern hat er sich nicht geäußert.
vor 12 Jahren
Ronin:
Nur zu den Themen Haustiere und welche Düfte sexuelle Eroberungen erleichtern hat er sich nicht geäußert.

Hm-hm, für diese lebensnahen Themen, die mehr dem Stammhirn als dem Präfrontalen Cortex zuzuordnen sind, ist Ellena wohl zu intellektuell... hihi Wink
vor 12 Jahren
Übrigens, aus dem Artikel der Stuttgarter Zeitung (oben) ist zu entnehmen, dass die darin erwähnte Internationalen Hochschule für Parfüm, Kosmetik und Lebensmittelaromen (Institut Supérieur International du Parfum, de la Cosmétique et de l'Aromatique alimentaire - ISIPCA) in Versailles nur Bewerber annimmt, die ein abgeschlossenes Chemiestudium vorweisen können.

Auf eine nüchterne Formel gebracht: Parfümherstellung = Chemie.
vor 12 Jahren
Interview mit Jacques Polge (Chanel):

The Iconist: Sie behaupten ja, Düfte seien für Sie eine Form der Poesie...

Jaques Polge: Ganz genau. Ein anderer Ausdruck der Kunst der Poesie, eine Expression ohne Worte. Und das Wichtigste ist die Fülle an und die Größe eines Geheimnisses, das es verheißt. Ein Parfum ohne Geheimnis ist ein schlechtes Parfum. So einfach ist das. Je größer das Mysterium, desto besser.

Für Jean-Claude Ellena ist Parfümkreation ein intellektueller Prozess, für Jacques Polge die Kunst der Poesie...
Witzig, diese unterschiedliche Sichtweise.
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