Amandan
Amandans Blog
vor 10 Jahren - 27.12.2013
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Unglückliche Liebe

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich hier irgendwo auf Parfumo eine "Warnung" gelesen habe über das Testen von Düften, die nicht mehr produziert werden oder überhaupt nur limitiert in den Handel gekommen sind.

Nun prinzipiell ist mir vollkommen bewußt, dass es eben so vieles auf der Welt gibt, das ich nicht haben kann und so auch nie kennenlernen werde. Mit dieser Einstellung konnte ich bisher so vielen Dingen ganz gelassen begegnen ohne das leiseste Gefühl des Bedauerns oder des Neides zu verspüren.

Ob es nun das Leben von Superreichen ist, die schnell mal nach Monte Carlo jetten, um auf ihrer Yacht ein paar entspannende Tage zu verbringen. Geschenkt! Ich schau mir die Yachten an, sie gefallen mir auch, aber da ist keinerlei Gefühl der Missgunst, das mich innerlich bewegen würde.

Irgendwelche Luxuslimousinen vor teuren Hotels deren Suiten mehrere Tausend Euro die Nacht kosten? Kratzt mich nicht! Habt Spass!

Nicht einmal die beruflichen Erfolge anderer oder das supertolle Kleid einer Freundin, das meinen Neid schüren könnte! Nein, ich freu mich für die anderen! Wunderbar!

Aber nun! Nun hat es mich doch erwischt!

Völlig arglos habe ich gestern nacht eine Probe getestet. Zuerst nicht mal wirklich geschaut, wie der Duft heißt. Das Röhrchen war handbeschriftet und nicht so leicht zu entziffern. Also unvorbereitet und ohne Vorurteil habe ich daran geschnuppert. Eine frische und klare zitrische Note zu Beginn, so etwas wie Zitrone, aber nicht "spitz" sondern "rund und weich", sehr angenehm. Kurz darauf hat sich dann etwas leicht Würziges dazugesellt und hat der Bergamotte-Eröffnung eine schöne spannende Ergänzung geliefert und damit verhindert, dass sich die Kopfnote im Angenehmen erschöpft. Und genau dieses Gewürzthema hat sich dann in der Herznote weiterentwickelt, anfänglich energisch und schließlich in den Armen von Vanille und Amber aufgefangen, aber immer rund, sanft und weich. In der Basis fand sich auch noch eine Miniahnung von Patschouli, der verhindert, dass es nur süß und weich wird, sondern auch da noch dieser Spannungsbogen erhalten bleibt. Ich war hin und weg! Dieser Duft erreicht bei mir einen glatten 100er!

Jetzt mußte ich also doch die Mühe machen und die Schrift entziffern, um herauszufinden, wie dieses göttliche Gebräu heißt! Und? Es war Gutenberg! Leider hat dieser Gutenberg den Zusatz LIMITED! Ein Blick nach rechts hat mich dann auch noch darüber belehrt, dass nur fünf Parfumas diesen Duft besitzen.

So hat es mich also doch erwischt!

Würde ich behaupten wollen, ich wäre nicht betrübt, dass ich nicht mehr von diesem Wässerchen mein Eigen nenne, wäre gelogen! Wollte ich vorgeben, ich beneide die wenigen glücklichen Besitzerinnen dieses Duftes nicht, grenzte an glatte Heuchelei! Und die Hoffnung oben erwähnte Gelassenheit würde mich daran hindern können "Bettelbriefe" zu schreiben, ist leider Selbttäuschung!

Und so sitze ich da, der Duft geht mir nicht aus dem Kopf und ich wünschte, ich hätte wenigstens eine Abfüllung davon. Und denke daran, wie berechtigt die Warnung vor dem Testen limitierter Düfte gewesen ist!

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