Azahar

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Azahar vor 7 Jahren 11 3
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Bekenntnisse
Ach, Serge Lutens und diese Duftmonster, ausladende, oft dunkle Skulpturen. Serge Lutens und Christopher Sheldrake scheinen in einer sehr heißen, dreckigen und zugleich schönen Moloch-Stadt zu wohnen, vielleicht sogar auf einem anderen Planeten, denn die Wesen, auf denen diese Düfte richtig wirken können müssen eine völlig andere Haut haben als ich.
Trotzdem faszinieren Sie mich, ich rieche gern an diesen seltsamen, fremden, Kunstwerken...
 
Ich laufe grade durch den Regen und durch die blühenden Orangen- und Zitronenbäume und Jasminsträucher und komme an dieser Kirche vorbei. Alte Holztüren ziehen mich magisch an, also gehe ich hinein.
Und dann ist da diese Frau, eine Erscheinung im hellen Kaschmirpulli, leuchtend und hell im ersten Moment, aber sofort nicht gleißend, sondern glühend wie Kohlen.
Die kenne ich doch! Vielleicht lange eine Jungfrau, aber letztlich vor Allem eine Priesterin, eine moderne Vestalin, mit Sinn für das Menschliche und auch für das Rituelle. Die gleichzeitig wärmt und umsorgt. Die Blumen arrangiert, die sie in fremden Gärten gefunden hat, viele weiße Blumen, ein paar zertretende auch auf dem Boden. Die das Feuer schürt, auch das richtige, im Kamin, dessen Holz sie auch gerne selber hackt. Die das zerknautschte Bett glattstreicht, an den Kissen riecht, den Hautgeruch einzieht, die seine Lederpeitsche bereitlegt...
Ja, sie versteht auch Jeanne d’Arc, das Feuer, das in ihr brennt, die Entschlossenheit und letztlich Verrücktheit, die es braucht sich jeden Tag in den Kampf zu stürzen. Und ja, sie ist auch eine Märtyrerin, eine lustvolle, sich windende, mit Seilen ans Bett gefesselte, sehr gern sogar.
Und Glaube zeigt sich doch in Vielem, weitab von all dem Brimborium, weit näher daran, jeden Tag, mit offenen Augen, und mit dem zerkratzen und vernarbten aber weiter offenem Herzen, durch die Welt zu gehen.
Also schwelgt sie ein wenig darin zu warten und noch einen Moment allein zu sein, und immer einzig, in sich.

Ja, so ist das wohl mit der Kunst. Hier ist das Bild oder die Skulptur, die ich (wieder-)erkenne und die zu mir spricht. Und die sich auch mit meiner Haut ganz wunderbar verträgt und verbindet.
3 Antworten
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