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vor 29 Tagen - 28.03.2024
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Mes amours à Grasse Teil 4: Le Musée International de la Parfumerie, Chez Galimard, Lynne de R und Rosa Rose

Mes amours à Grasse Teil 4: Le Musée International de la Parfumerie, Chez Galimard, Lynne de R und Rosa Rose

Liebe Leser/innen,

ich danke euch für eure Reisebegleitung. Es ist ein gutes Gefühl, mir vorzustellen, dass meine abendlichen Berichte gelesen werden und auf das eine oder andere Interesse treffen und dass ich dazu beitragen kann, die Künstler/innen hier in Grasse bekannter zu machen.

Heute lerne ich eine Menge im Musée International de la Parfumerie, einem großartigen Haus, und besuche sehr unterschiedliche kleinere Hersteller/innen.

Die Boutique des Hauses Galimard - hat nichts zu tun mit dem Verlag Gallimard - habe ich gestern übersehen, obwohl sie sehr zentral liegt. Galimard ist viel älter als Fragonard, gegründet 1757 als eines der ersten großen Parfumhäuser in Grasse und hat sich bis heute behauptet, aber eher als Nische. Anders als Fragonard ist Galimard ausschließlich bei der Parfumherstellung geblieben. Die Düfte im traditionellen Geschäft sind gut gemacht, die Inhaltsstoffe zeugen von ihrer regionalen Herkunft, mein Favorit dort ist "1", den ich aber hier nicht finde. Zum 250. Jubiläum erfinden sie sich neu mit der "Collection privée", die sich seltenen und kostbaren Rohstoffen widmet und unisex gedacht ist. So will sich das Haus auch von Moden unabhängiger machen und "einzigartige Düfte kreieren, die dem Geist und den Wurzeln des Hauses treu bleiben". Diese Düfte sind hoch konzentriert und haben eine starke Sillage. Ich bin begeistert von "Musc Royal", das eine unglaubliche Wärme und Dichte ausstrahlt, ich habe das so noch nicht gerochen.

Bei Galimard darf man nicht selbst sprühen, ich wurde aber gut beraten und bekam alle Zeit, auszuprobieren. 

Im Musée International de la Parfumerie verbringe ich viel Zeit, erschnuppere Rohstoffe, sehe zum ersten Mal die eindrucksvoll große Ingwerpflanze (oben) lerne das älteste Parfum der Welt kennen, das ägyptische Kyphi, erfahre die europäische Geschichte der Parfumherstellung bis in unsere Zeit, auch mit Spielfilmausschnitten. Und dass das einzigartige Mikroklima hier mit viel Wasser aus den Flüssen die Anlage von Blumenfeldern begünstigte. Grasse ist es gelungen, sich im 19. Jahrhundert zu industrialisieren, viele Traditionsbetriebe konnten dennoch nicht mithalten. Einen neuen Schwung brachte die Anerkennung des Könnens der Stadt Grasse als immaterielles Welterbe durch die UNESCO 2018. Und was ich gestern schrieb, dass Grasse alles importiert und nicht mehr von Blumenfeldern umgeben ist, stimmt so nicht, denn der Trend geht seither wieder zum eigenen Blütenanbau, Nachhaltigkeit, Anknüpfen an die historischen Wurzeln und zu regionaler Zusammenarbeit. 

Der Musiker Laurent Assoulen hat ein Konzert zu Düften komponiert: "Sentire - Le concert parfumé". Darüber würde ich gerne mehr erfahren. Er kreiert auch selbst Düfte.

Diese Kistchen aus Bergamotterinde wurden in Grasse erfunden. Ich finde sie allerliebst.

Ein Hinweis auf die Grandes Dames der Parfümerie soll hier nicht fehlen. Neben Chânel hat Elsa Schiaparelli die Modewelt geschockt, mit der Farbe Pink und ihren Mode- und Parfumkreationen und auch das Haus Lanvin geht auf eine Frau, Jeanne Lanvin, zurück. Hier aus der Ausstellung: Schiaparelli und ihre Kreationen. Ich ergänze, dass sie zur surrealistischen Avantgarde gehörte. Der 2. Weltkrieg zerschnitt ihre Karriere, sie musste emigrieren und danach war ihr Stil nicht mehr gefragt, sondern der von Chânel.

Ein Besuch des Musée International de la Parfumerie lohnt sich in jeder Hinsicht, ist auch für Kinder geeignet, schön didaktisch, viele Dinge zum Angucken, gut erklärt und einfach alles dabei, einschließlich einem Orangengarten mit natürlich echten Orangen - und das Ende März.

Und dann geht's auf zu den Alchimist/innen von heute. Ich lasse mich zu den laut touristischer Karte derzeit sieben "Parfumeries artisanales", also kleinen handwerklichen Ateliers führen, von denen ich am Ende des Tages noch drei Inhaberinnen antreffe. Die erste ist "Le parfumoir", geführt von Lynne de R, einer selbstbewussten Kreateurin, die von internationaler Prominenz in ihrem Haus erzählen kann, wie Patrick Süskind. Sie präsentiert ihre Düfte in einer Vintage-Boutique. Ich erfahre später, dass sie das Geschäft von Guy Bouchara weiterführt, der bekannter ist, aber verstorben, doch anscheinend haben sie es gemeinsam aufgebaut.

Ob der Künstlername auf Lynn de Rothschild verweist? Sie hat jedenfalls Humor und eine Menge zu erzählen sowie eine ganze Reihe unterschiedlicher Kreationen, von denen einige hier unter Guy Bouchara gelistet sind. Meine Favoriten sind die grünen Düfte Eau de Grasse No.2 und No.3, ich erwerbe alle drei Wässerchen - die definitiv von ihr geschaffen sind - in kleinen Flacons und bekomme noch eine Probe von"Violin Esprit" dazu, holziger und harziger, mit dem Kollodium einer Geigensaite.

Hier bin ich im Herzen traditioneller Parfumeurskunst aus Grasse, die sich selbstbewusst behauptet.

Die touristische Karte zeigt mir anhand von kleinen pinkfarbenen Flacons, wo sich die weiteren Ateliers befinden. Ganz anders als bei Lynne de R ist es im "Atelier de Rosa Rose". Es ist vollgestellt mit Leinwänden farbenfroher Acrylmalerei - sie unterrichtet auch Kinder in Malerei - aber anhand eines Buches erkenne ich, dass ich richtig bin. Rosa Rose ist nicht ursprünglich aus Grasse. Sie hat zwei Parfums kreiert: "Je respire" (Ich atme) und "Finou" und außerdem ein lebendiges Buch geschrieben über Parfumeurskunst, in das ihre vielfältigen Begabungen einfließen. Ich erfahre, dass sie mit vielen regionalen Betrieben zusammenarbeitet, überwiegend natürliche Essenzen verwendet, Nachhaltigkeit vertritt. Ihr Labor befindet sich im Keller des alten Hauses.

Ihre Kreation "Je respire" riecht sehr fein und ist sehr gut komponiert, ich bin sofort sehr davon angezogen. In der Herznote sind Fresie, Galbanum und Eukalyptus, das habe ich so noch nicht gerochen. Auch den Flacon hat sie selbst gestaltet.

Ihr anderer Duft, "Finou", Untertitel "La Noblesse de l'Amour" ist eine Hommage an die Großmutter ihrer Auftraggeberin, bewusst als Vintage komponiert, mit kostbaren Substanzen, einer Orchideenart namens Nigritella und Bergamotte, Narzisse, Galbanum, Jasmin, Iris, Vétiver, Sandelholz. Der Duft ist intensiv, fein komponiert und ebenso einzigartig. Ein Buch zur Erinnerung an die Großmutter und ihre geschichtliche Zeit vervollständigt das gelungene Projekt.

Rosa Rose, die ihren Künstlernamen an die Tradition der Rosenblütenverarbeitung anlehnt, strahlt viel Energie, Engagement, Menschenliebe und Zuversicht aus.

Am Ende des Tages suche ich noch die Orte weiterer Ateliers auf, damit ich sie morgen sicher finde. Sie liegen an der Place aux Aires, dem Ort, an dem einst das Leder gegerbt wurde, das dann parfümiert wurde. In der Mitte befand sich ein Wasserdurchfluss.

Das Städtchen Grasse ist reich an Parfumeurskunst, neuen und alten Ansätzen, ist selbstbewusst, kämpft weiter darum, sich auf dem Markt zu behaupten. Eine konventionelle Parfümerie habe ich auch heute nicht gesehen. Ich bin gespannt auf das, was es morgen für mich zu entdecken gibt.

Aktualisiert am 31.03.2024 - 16:26 Uhr
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