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vor 1 Monat - 27.03.2024
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Mes amours à Grasse Teil 3 - Erster Tag in Grasse: Chez Fragonard

Mes amours à Grasse Teil 3 - Erster Tag in Grasse: Chez Fragonard

Grasse empfängt mich nach dem regennassen Abend gestern mit Sonnenschein, Wärme und frischem Wind. Das Städtchen liegt am Berg, zwischen 80 und über 1000 m und ist 20 km von Cannes entfernt. Vom Cours Honoré Cresp, einem terrassenartigen Platz im Zentrum der Altstadt, ist das Meer zu sehen.

Die Altstadt hat malerische enge Gassen und zeigt überall Spuren vom jahrhundertealten Parfumeurhandwerk. Es gibt mehrere kleine Läden, in denen eigene oder regionale Kreationen angeboten werden. Einen Nischenladen habe ich auch gefunden, dazu später mehr. Den Markt zu dominieren scheint Fragonard - nicht zu verwechseln mit dem farbenfreudigen Rokokomaler - mit mehreren Fabriken, Museen und Shops, aber auch die Häuser Molinara, Galimard, Fleuron de Grasse und Guy Bouchara bieten Führungen an. Jeanne en Provence und Hima Jomo, die ich gerne besucht hätte, produzieren auch hier, sind aber nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine konventionelle Parfümerie habe ich bisher nicht gesehen. Heute habe ich mir Museum, Fabrik und Shop von Fragonard zu Gemüte geführt. So gibt es im Museum zum Beispiel einen Rahmen für die Enfleurage à froid. Zarte Blüten wurden in eine Fettmasse gesetzt und der Duft dann daraus gewonnen:

Es war auch schön, einige Grundstoffe zu sehen, aus denen die Düfte gewonnen werden. Hier zum Beispiel Eichenmoos:

Grasse muss im Mittelalter gestunken und nicht geduftet haben, denn zunächst war die Stadt vom Gerberhandwerk geprägt. Um 1600 brachte der Alchimist und Apotheker Francesco Tombarelli eine Duftküche nach Grasse. Zunächst wurde Leder, vor allem Handschuhe, parfümiert. Im 17. Jahrhundert wurde Grasse zur europäischen Hauptstadt der Parfumdestillation. Bis heute ist in Grasse eine der drei Parfumeurschulen Frankreichs. Grasse spezialisierte sich auf Orangen- und Jasminblüten, welche heute importiert werden, Grasse ist also nicht mehr umgeben von Blütenfeldern. Es gibt einen zum Museum gehörenden Garten, den ich besichtigen möchte. Ich habe mich durch Fragonards Düfte durchgeschnuppert, das riecht meistens schön, aber nicht außergewöhnlich. Orange und Jasmin sind sehr präsent, es gibt Frauen- und Männerdüfte. Die Flacons sind schön bunt, Fragonard vertreibt auch Kosmetika - ein gut parfümiertes Arganöl gehört zu den Bestsellen - Seife, Raumdüfte und Duftkerzen, dazu Textiles und behauptet sich so auf dem Markt. Ich habe mich schließlich für "Jasmin Perle de thé" aus der Reihe "Le Jardin de Fragonard" entschieden, die mir am besten gefallen hat. Vielleicht schaffe ich noch ein paar Worte dazu.

Am Ende des Tages entdeckte ich die Boutique "Evanescence" mit Marken wie "Olibanum", die auf der Grundlage des archaischen Weihrauchs im Sinne eines "Zurück zu den Ursprüngen" eine ganze Reihe von Düften von Ambrettesamen bis Yuzu in Szene setzen. Oder "versatile", die Extraits mit unkonventionellen Namen wie "dimanche flemme" (so etwas wie "lazy Sunday morning") herstellen. Oder Düfte von Sylvaine Delacourte, ehemals bei Guerlain mit ihrer eigenen Marke. Ich habe mir Proben ihrer Reihe "Collection Fleur d'Oranger" mitgenommen. Ich werde die anderen Marken noch begutachten, heute Abend nehme ich erstmal diese Proben in die Nase. Die Inhaberin erzählte mir von der Marke "Histoire des Parfums", die hier wohl wichtig ist, ich hatte leider keine Ahnung. Vielleicht habt ihr schon davon gehört.

Es gefällt mir gut, dass die Stadt und ihre Parfumeure die  provenzalische Tradition bewahren und die regionale Herkunft der Düfte spürbar ist. Die alte Parfumhauptstadt Grasse lebt, mit traditionellen Düften und modernen und unkonventionellen Ansätzen. Morgen geht die Entdeckungsreise weiter.

Aktualisiert am 28.03.2024 - 15:23 Uhr
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