Essy07

Essy07

Rezensionen
Essy07 vor 3 Jahren 25 4
9
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Rivalen auf Lebenszeit
Zwei selbstsichere Nasen bekamen dieselben Ingredienzen hingestellt und sollten ihre eigene Interpretation in Form eines Duftes kreieren. Die eine "immer noch wie am ersten Tag frisch verliebte" Parfümeurin Namens Juliette kam mit Changing Constance, der andere, Stéphane, ein launischer Junggeselle, der gerne bis Mitternacht in britischen Herrenhäusern verkehrt, kam mit Minuit et Demi. Beide folgen ihrer eigenen Philosophie. Die eine drückt sie diplomatisch aus, der andere direkt und unverblümt, aber beide meinen es nur gut mit uns.

Anmerkung: obige Passage enthält angedichtete Charaktereigenschaften und Lebensstile


Fairerweise muss man sagen, dass beide Düfte "überteuert" sind vor allem in Hinblick darauf, was sie uns summa summarum vorsetzen. Auf 100 ml hochgerechnet kosten beide gleich viel. Bei CC kann ich aufgrund seines überragend aussehenden Flakons darüber hinwegsehen. Meiner subjektiven und irrelevanten Ansicht nach wären bei Minuit et Demi 80-100€ weniger angemessener gewesen oder zumindest, wenn man eine 50 ml Variante für 150€ anböte. Rechnet man gegebenenfalls Versand und Zoll hinzu je nachdem, wo man residiert, bekommt dieser Duft einen zornig-bitteren Beigeschmack.
Man bezahlt - wie immer und überall - natürlich eher für den Namen der Häuser und deren Flakon Kreationen, es sei denn, beide Häuser haben in einem gemeinschaftlichen Labor eine "Tspinne" - also eine Tabak webende Spinne - gezüchtet, die als Pheromone einen leicht salzigen, karamellartig riechenden Moschus absondert.

Changing Constance ist - sittenkonform ausgedrückt - ein olfaktorischer Interruptus: kaum am Hauptcharakter des Duftes angelangt, ist das Erlebnis schon vorbei.
Bei Minuit et Demi muss ich sagen, dass er, auf der Kleidung (!) aufgesprüht, in der Tat bis zum nächsten Tag (nach studentischer Zeitrechnung) wahrnehmbar ist und umso mehr, je tiefer man seine Nase in das Oberteil drückt.
Den Piment riecht man über längere Zeit wunderbar heraus und gibt der würzigen Komposition eine pfeffrige Note, welche auf angenehme Weise mit dem Kardamom und in Folge auch mit dem Karamell und der Vanille harmoniert. Den Kaffee hingegen nimmt man gar nicht wahr und man vermisst ihn aber auch nicht.
Beides sind tolle Düfte mit Macken und Kanten, die nicht viel von Sillage und Projektion halten.
CC ist auf jeden Fall etwas femininer und weicher als Minuit et Demi.
Wer eine sensible Nase hat, die von "stechenden" Gerüchen leicht Juckreiz bekommt, ist mit Changing Constance besser bedient oder sollte Minuit et Demi nicht direkt aufs Dekolleté aufsprühen.
Einen Teil der Enttäuschung mancher über den Duft beruht bestimmt auf der Erwartungshaltung, die geschürt wurde. Andererseits verführt die Verknappung und Limitierung dieses Duftes auch zum Kauf.

Am Ende des Tages hat ein Duft, der in einem positive Emotionen weckt, auf jeden Fall was richtig gemacht.
4 Antworten