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Meinungen einer schnüffelnden Nase
vor 14 Jahren - 25.09.2011

Gutes Parfüm + Gute Mahlzeit = Gute Kombination?

Ich glaube nicht. Dabei steht für mich nicht einmal die Frage im Vordergrund, welches Essen mit welchem Parfüm sich harmonisch oder disharmonisch verbindet. Mir kommt die Frage prinzipieller vor. Wenn es für mich zur rituellen Einstäubung kommt (ich bin da Triebtäter und daher ist 2-3 mal täglich die Beschwadung von Hand und Unterarm und T-Shirt-Schulter rechts wie links der Fall. Nicht gerade puristisch, ich weiß), und die Brauhaus-Küche vom Hofe herauf einen Sauerkrautschwaden entlässt, oder die Eis-Cafe-Bäckerei (gleicher Hof) eine Mandelkuchen-Brandteig-Wolke entlässt, dann stört mich das. Das sind Widerungen, Lästigkeiten, die nicht statthaben sollten. Selbstverständlich: wenn mich der wölfische Hunger dazu treibt, eine Bratwurst-mit-oder-ohne-Senf herunter zu schlingen (manchmal gibts aber auch was anderes zu essen), dann ist egal, was für ein Parfüm auf Haut und Haaren liegt. Dann verdrängt Zunge die Nase, dann wird der Weihrauch entweiht, dann gilt das Gesetz "die Zunge war willig, die Nase schwach / der Magen war grimmig, der Teller flach". Doch irgendswie "verunreinigt" der animalische Essensgeruch die ästhetisch-ätherische Welt der Düfte. Zieht sie in die Niederungen der Verdauung, der Proteine, Fette, Kohlehydrate, des Rülps-Pfurz-Stuhlgangs (die Damen unter den Lesern bitte ich um Entschuldigung). Selbstverständlich ist eine "Gute Mahlzeit" nicht gleichbedeutend mit Schnellimbiss oder Brauhaus-Küche. Aber mit schweren Parfümen kann man offensichtlich auch Gourmet-Tempel sprengen. Das liest man so hier und dort. Vielleicht ist das auch nur die Rache der kleinen Köchen an den großen Parfümeuren.
Die wahre Duft-Hölle findet ohnehin woanders statt: in den Opern-Häusern der Provinz. Wenn die schwer aufgetakelten Fregatten auf den Pulver-Dunst der Kanonen verzichten, aber dafür die Aromen aller erbeuteten Kolonien zugleich auflegen. Frei nach der AOK-Mediziner-Formel: mehr-hilft-mehr. Von den Opfern, die in die Wirbel-Schleppen dieser Duft-Gorgonen gerieten, von ihnen hörte man nie je einen Ton, bleichgesichtig, stille röchelnd, im aseptischen Schock verwelkten sie, im hypokritischen-Allergieanfall siechend, an Atemnot ersterbend. Und von weit her, von vorne, von der Bühne, wehten die lullenden Klänge ihres eigenen Requiems heran. RIP. Womit denn das Thema dieses Blogs vollends überschritten ward.
Dem kleinen Geplänkel zwischen Monsieur und Turandot (Parfümprobe im Bordeaux-Glas versus Bratensoße am Tellerrand) entsprang dieser Kobold von Gedankensplitter. Man dankt und grüßt und duftet (und huuuuungerrrt).

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