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Florblancas Blog
vor 10 Jahren - 20.10.2014
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Kleinod

In vielen Städten in Europa gibt es kleine, private Parfümerien, die eigene Parfums herstellen und verkaufen. Manchmal sind diese Parfümerien sogar landesweit vertreten.

Im Falle von Attari - aromas de Al-Andalus handelte es sich um eine private Parfümerie des Parfumeurs Andrés Pérez, die der Parfumeur 1986 in Granada gegründet hat. Er hatte sich auf die Düfte des "Al Andalus" spezialisiert und fertigte Parfums aus weitgehend natürlichen Inhaltsstoffen, die an die maurische Zeit Andalusiens erinnern.

Im September 1999 hat sogar die landesweite spanische Tageszeitung "El País" über diesen Parfumeur und sein kleines Etablissement berichtet, den ich Euch in übersetzter Version zur Verfügung stellen möchte:

Die Nase des Al Andalus

Ein Parfumeur will mit natürlichen Ingredienzen die Aromen des maurischen Granada wiedererschaffen.

Dank mannigfacher Anzeigen wissen jetzt, wie Träume duften. Aber, wonach rochen die Straßen von Granada während der Zeit des Al-Andalus? Nach Orangenblüten oder Myrrhe? Bestenfalls nach Moschus. Im schlimmsten Fall nach keiner dieser Essenzen. Vielleicht eine Mischung aus Gewürzen, Blumen und frisch gewaschener Wäsche. Möglicherweise – warum nicht? – war der Geruch der Zitadellen des Albaicín nicht sehr unterschiedlich vom heutigen Geruch, der die Besucher des kleinen Ladens berauscht, in dem Andrés Pérez regiert. Wenn es so wäre, hätte dieser Grenadino zum Islam konvertiert und wäre zufrieden. Als er vor nunmehr 13 Jahren sein Etablissement eröffnete, war sein Anliegen einen klitzekleinen Teil der orientalischen Tradition der Parfumherstellung zu erhalten, die in dieser Stadt seit fünf Jahrhunderten bestand. Es wäre reine Spekulation zu erörtern, ob es ihm gelungen ist. Doch an seinem Geschäftssinn und seiner Nase besteht kein Zweifel! In seiner Parfümerie – Attari - Aromen des Al-Andalus – werden 25 Essenzen, neun Parfums und sieben EdC angeboten. Alle auf traditionelle Art und Weise, mit viel Geduld und vor allem mit natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt: Sandelholz, Weihrauch, Vetiver Wurzel ...

Pérez hat ein kleines Labor in einer Höhle auf dem Sacromonte installiert. Dort, mit der Geduld eines Alchimisten, kreiert er seine duftenden Mischungen, umgeben von Destillierkolben und Pipetten. Dennoch ist seine Nase das wichtigste und wertvollste Werkzeug seiner Kunst. Nur zur Erinnerung: er ist keiner jener geschätzten Herren „Nase“ von Chanel und Dior, mit dem Geruchssinn eines Bluthundes ausgestattet, in der Lage bis zu sechshundert Atomen zu erkennen und zu unterscheiden. Nein, er begnügt sich damit, etwa 150 Düfte zu klassifizieren – mehr als jeder Mensch, der keine über zwanzig Jahre ausgebildete Nase ist.

Das Leben dieses Parfumeurs ist so überraschend wie einige seiner Kreationen. Er behauptet, dass sein Entschluss, Parfumeur zu werden, während einer Nach in der Sahara entstand, nach einer schlechten Erfahrung mit Alkohol, als er noch als Reiseleiter Touristen begleitete. „Inmitten der Dünen stieß ich mit einem betrunkenen Nomaden in seinem Auto zusammen, der mich mit einem entflammbaren Atem begrüßte, als ob er eine schottische Brennerei vereschluckt hätte. Dieser Geruch veranlasste mich zur Änderung meiner Aktivitäten", veranschaulicht er sein Empfinden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Pérez bereits einige Kenntnisse in der Parfumherstellung. Er erwarb sie, wie er selbst sagt, durch Aromatherapie bzw. die medizinische Verwendung von Essenzen. "Die Öle und Salben die gleichen therapeutischen Eigenschaften, wie die Pflanzen, aus denen sie gewonnen werden" erklärt er, und untermalt es mit einigen Beispielen: "Lavendel heilt Wunden, Orangenblüten entspannen und Rosenessenz beruhigt und mildert Anzeichen von Hysterie, vor allem bei Frauen". Er vertiefte seine kaufmännischen Kenntnisse mit Hilfe eines Englischlehrers. Er reiste in die Türkei und nach Marokko, um Rohstoffe zu kaufen. Dort durchstöberte er Bibliotheken, suchte und fand alte Bücher, die Techniken und Meister-Formeln der handwerkliche Parfümerie des Al-Andalus beschreiben. Viele dieser Rezepturen hat er respektvoll nachgearbeitet. Andere mit inzwischen unerreichbaren Zutaten haben sich zwangsläufig verändert. "In alten Kompositionen ist oft ein Fett vom Tiger oder Elefanten enthalten, das heute durch das der Moschus Gazelle ersetzt werden kann" veranschaulicht er.

Während des Ramadan, den er genauestens verfolgt, erhält Pérez Anregungen für neue Parfums und Essenzen. Der Hunger beflügelte seinen Einfallsreichtum. Und der sagt, dass auch die Enthaltsamkeit die Sinne des Parfumeurs schärft. In der Tat, denn ein voller Magen kann nicht auf Reize reagieren.

Quelle: El País – 2. September 1999 - FRANCISCO JIMENEZ TITOS

Bedauerlicherweise gibt es die Parfümerie heute nicht mehr - und was aus Andrés Pérez geworden ist konnte ich leider auch nicht ermitteln. Das www hüllt sich hier in Schweigen. Doch glücklicherweise konnte ich einen der Düfte von Andrés Pérez finden und erwerben: "Noches de Granada" (die Nächte von Granada). Es ist ein süßlicher Duft, der an Granatäpfel und Orangenblüten erinnert, leicht pudrig mit einem herben, leicht rauchigen, und sehr angenehmen Hintergrund. Der niedliche Flakon befindet sich in einer Porzellandose in grenadinischer Art. Hier ein paar Eindrücke:

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