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vor 6 Monaten - 15.10.2023
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(K)Ein Märchen - das wahre Leben

Wie beginnen Märchen nochmal? Ach ja, es war einmal...

1953 - das Jahr in dem ich geboren wurde, hat meine Lieblingsschauspielerin Audrey Hepburn in Frankreich Sabrina gedreht und bei dieser Gelegenheit Hubert de Givenchy kennengelernt. Als diesem der Besuch von Miss Hepburn angekündigt wurde, für die er die Filmkostüme ihres nächsten Films kreieren und schneidern sollte, freute er sich sehr, denn er war ein großer Fan von Katherine Hepburn. 

Doch dann stand da ein "Mädchen" mit riesigen Augen und einer knabenhaften Figur in seinem Atelier und er fragte sich, die soll meine Kostüme tragen? Aber schon nach sehr kurzer Zeit hat sich zwischen Hubert de Givenchy und Audrey Hepburn eine starke Freundschaft entwickelt. Givenchy hat fortan nicht nur ihre Filmkostüme kreiert, sondern auch die Kleidung für ihre private Garderobe. Das Kleine Schwarze, Ballerina Schuhe, weite, wallende Röcke, 7/8 Hosen, Tücher und riesige Sonnenbrillen waren ihre Markenzeichen. Audrey Hepburn war eine Stilikone, eine, deren Stil bis heute immer wieder gerne kopiert wird.

Doch damit nicht genug. 1957 hat Givenchy für Audrey Hepburn einen Duft kreiert, mit dem bedeutungsvollen Namen L'Interdit - was soviel bedeutet wie das Verbot, das Tabu. Als Hubert de Givenchy den Duft auf den Markt bringen wollte, soll sie ausgerufen haben "nein, nein, nein, das ist verboten, das ist mein Parfum" - was natürlich nicht historisch Belegt ist, sondern eher eine nette Anekdote, jedoch bei Audrey Hepburns Humor durchaus möglich.

Und damit bin ich auch bei meinem Märchen, oder ist es doch keines?

L'Interdit ist für mich - Guerlain und Co. mögen mir verzeihen, der schönste Duft aller Zeiten und passt zu der vom indischen Lifestyle-Magazin New Woman in 2006 als schönste Frau aller Zeiten gewählten Audrey Hepburn wie die berühmte Faust aufs Auge. Nur um es klarzustellen, ich spreche hier von Audrey Hepburns L'Interdit, nicht von den heutigen unter diesem Damen angebotenen Düften.

Die Weiblichkeit, Fröhlichkeit und dennoch ernsthafte Eleganz des Duftes, seine perfekte Komposition, ganz gleich ob als Parfum, Eau de Parfum oder Eau de Toilette, ist bestechend. Seine floralen Noten sind in einzigartiger Perfektion aufeinander abgestimmt, so dass keine einzige florale Note hervorsticht. Es ist wie eine Blume aus einer anderen Welt. Im weiteren Verlauf gesellt sich eine sehr feine Holznote dazu die für die Untermalung der Blüten sorgt. Auch Moschus und Amber (hier Ambergris) sind dabei, jedoch nur als Verstärkung für die Blüten. Keine tierische Note ist wahrnehmbar. L'Interdit hat eine feine und räumlich begrenzte Sillage und eine recht gute Haltbarkeit. Im Unterschied zu EdP und EdT hat das Parfum eine sehr weiche, sehr verführerische Sinnlichkeit. Das dieses Parfum irgendwann vom Markt verschwunden ist, ist eine Sünde, auch wenn 2002 und 2007 noch als EdT erhältlich. Letztere Version wich bereits deutlich vom ursprünglichen Duft ab.

Doch es kommt noch schlimmer! Seit 2018 wird L'Interdit neu aufgelegt, komplett re-formuliert, nein UM-formuliert. Eine auch nur hauchdünne Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Duft ist nicht zu erkennen. Noch schlimmer sind jedoch die X-Flanker des Duftes. Reichte es den Verantwortlichen bei Givenchy nicht einen einzigen Duft zu bringen und dem eine Qualität zu verleihen, die den Namen L'Interdit verdient? Nein, da kommt nicht nur ein eher schlecht als recht zusammen gezimmertes EdT auf den Markt, sondern es werden in jedem Jahr ein bis zwei Flanker nachgeschoben, nach dem Prinzip Masse statt Klasse. 

Der sehr berühmte Name von L'Interdit scheint den Verkaufskanonen von Givenchy ja recht zu geben, die Duftwässerchen die heute diesen berühmten Namen tragen scheinen sich ja gut zu verkaufen. Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten oder auch nicht. Ich habe zwei der "neuen" Düfte gekauft und getestet und sie ganz ganz schnell wieder abgestoßen.

Ja ich persönlich finde es sehr schade, dass ein so berühmter und so wunderbarer Duft wie das Original L'Interdit eine solche "Verschlimmbesserung" erfährt und damit den Namen und Ruf des Duftes komplett zerstört. Es hätte sich doch sicher ein neuer Name finden lassen, der sich ebensogut verkauft hätte oder?

Aktualisiert am 16.10.2023 - 00:21 Uhr
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