Dufte Sache

 Anmerkung: Den Artikel habe ich für eine kleines Blättchen geschrieben, das einen kirchlichen Hintergrund hat. Einen kleinen Absatz habe ich aus einem anderen Blogartikel von mir übernommen.

Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm.

Machen wir doch zum Einstieg eine kleine Meditation. Egal, wo Sie gerade sind, kommen Sie zum Stillstand. Schließen Sie die Augen. Zwei, drei kräftige Atemzüge ein und aus. Dann den Atem weiterfließen lassen. Jetzt lenken Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Ihre Nase. Spüren Sie nach, wie Ihr Atem an den Nasenlöchern ein und aus fließt. Was transportiert die Atemluft? Fokussieren Sie sich ganz auf Ihre
geruchliche Wahrnehmung. Was riechen Sie? Bitte werten Sie dabeinicht. Es geht um die reine Wahrnehmung. Ihre Wahrnehmung ist nichtngut oder schlecht, schön oder hässlich – sie ist einfach nur.
Vielleicht können Sie auch nicht direkt benennen, was Sie da eigentlich geruchlich wahrnehmen. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, nehmen Sie einfach wahr. Wenn Sie genug wahrgenommen haben, strecken Sie sich kurz, gähnen Sie und öffnen Sie wieder die Augen.

Wir Menschen sind sehr visuell geprägt, das Sehen ist für uns der dominante Sinn, dem wir am meisten trauen (ich behaupte: Wenn Sie sehen würden, dass ein Zug auf Sie zufährt und gleichzeitig hören Sie, dass er wegfährt – Sie würden sich aufs Sehen, nicht aufs Hören verlassen.)
Dabei übersehen wir wortwörtlich die anderen Sinne. Unterschätzen Sie nicht unsere Olfaktorik:
Der Geruchssinn kann Erinnerungen wecken und damit positive oder negative Gefühle auslösen. Geruchliche Sinneswahrnehmungen, die im Gehirn ankommen, werden nämlich direkt an das limbische System weitergeleitet, das für unsere Gefühle zuständig ist, sowie an das Gedächtnis. Bereits Föten können ab der 28. Schwangerschaftswoche Geschmack wahrnehmen.
Inzwischen weiß man auch, dass wir Menschen mindestens eine Billion Düfte unterscheiden können; zuvor ist man lediglich von einer fünfstelligen Zahl ausgegangen. Die Billion hingegen ist eine 1 mit zwölf Nullen. Just saying.
Da die Bibel den Menschen ganzheitlich im Blick hat (da! Schon wieder der Sehsinn), kommt das Wort „Duft“ etwa 60 Mal vor.
Das Einleitungszitat stammt ausdem Hohenlied, hier in derÜbersetzung „Hoffnung für alle“. Ebenfalls im AltenTestament angesiedelt ist der „beruhigende Duft für den Herren“. Damit sind die Brandopfer gemeint. Da wird es in allen altorientalischen Tempeln ähnlich gerochen haben. Diese Völker kennen und schätzen auch Weihrauch. Die Pharaonin Hatschepsut ließ Expeditionen unternehmen, um an Zedern(holz), Myrrhe und eben Weihrauch zu kommen. Die letzten beiden Harze kennen wir als Gaben der drei Weisen an die Heilige Familie. Diese Harze kann man für medizinische Zwecke verwenden, als Räucherwerk, dort dann u.a. in liturgischen Zusammenhängen, aber auch als Duftstoffe. Relativ bekannt ist auch das Nardenöl, mit dem Maria Jesus die Füße salbt: „Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.“ (Joh) Die Menge, die sie
dabei verwendet, hat gemäß Evangelisten einen Wert von 300 Denaren. Um sich den Wert besser vorstellen zu können: Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt) erhalten die Tagelöhner einen Tageslohn von einem Denar, von dem die gesamte Familie leben muss.
Duftstoffe waren damals und für lange Zeit ein absolutes Luxusgut, das alleine liturgischen Zwecken und der oberenGesellschaftsschicht vorbehalten war. Ägyptische Königinnen trugen beispielsweise den Titel „Diejenige, die denPalast mit ihrem Parfum erfüllt“.
Zum Abschluss soll sich Paulus äußern, der seinen zweiten Korintherbrief thematisch so einleitet:
Dank sei Gott, der uns stets im Triumphzug Christi mitführt und durch uns den Geruch seiner Erkenntnis an allen Orten verbreitet! Denn wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie
unter denen, die verloren gehen. Den einen sind wir Todesgeruch, derTod bringt; den anderen Lebensgeruch, der Leben bringt.