MadameLegras
MadameLegras’ Blog
vor 4 Jahren - 31.08.2020
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(m)eine Parfumgeschichte oder wie alles begann ….

Ich denke, jeder von uns hat sich schon mal gefragt, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass solch ein „verrücktes“ Hobby unser Herz erobert hat. Bei manchen liegt der Grundstein für ihre Duftgeschichte bereits in der Familie, andere haben ihr Interesse erst später durch Zufälle, Begegnungen oder andere Anregungen entwickelt.

Meine Parfumgeschichte ist ganz unspektakulär. Ich bin in einer Großstadt aufgewachsen, in der wir jedoch immer einen Garten – sowohl einen wilderen Garten außerhalb als auch einen Garten am Haus – hatten. Wir Kinder – mein Bruder und ich – hatten jeder sein eigenes kleines Beet, das jeder mehr oder weniger erfolgreich bewirtschaften durfte. Die Düfte des Gartens, der Kräuter und der Blumen, frisch gemähtes Gras oder feuchte Baumrinde kannte ich deshalb von klein auf. Parfum hatte jedoch in meiner Familie keinen besonders großen Raum eingenommen. Ich glaube, meine Oma hat - wenn überhaupt - nur 4711 benutzt. Meine Mutter hatte früher nur zu besonderen Anlässen Parfum aufgetragen. Ihre Parfums waren L’Air du Temps, Chanel No. 5, später dann Estée Super und das weiße Jil Sander. Heute ist sie 92 Jahre alt und benutzt jetzt sogar regelmäßiger als früher Parfums – aktuell wieder mal L’Air du Temps.

Meine früheste Dufterinnerung war ein Fläschen Patrizier Lavendel, welches ich von meiner Tante geschenkt bekam. Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt und fühlte mich damit sooooo toll. Dann kamen die Miniaturen hinzu, die meine Mutter beim Friseurbesuch geschenkt bekam. Darunter war neben Fidji auch Alliage - ein Duft, den sie niemals benutzt hatte, welcher aber für mich der Eintritt in die Welt der Düfte war. Ich war damals als junger Teenager schon hingerissen von diesem tollen spritzig-grünen und doch tiefen Duft, den ich mir von ihr dann „dauergeborgt“ hatte. Ich glaube, damit wurde der Grundstein für meine Leidenschaft gelegt. Danach kam ein Interesse an Dior-Düften bei mir auf und ich entdeckte Diorella als meinen Favoriten. Dieses Ausprobieren und Kennenlernen spielte sich aber immer im Privaten zuhause ab, niemals in der Schule oder in der Öffentlichkeit.

Gegen Ende der Schulzeit waren allerdings „richtige“ Parfums total out. Da ging es nur um Duftöle, die in patchouligeschwängerten Läden, die mit farbigen Tüchern, langen Kleidern und Schmuckauslagen vollgestopft waren, oder auf Flohmärkten probiert und gekauft wurden. Die Luft wurde ständig mit Räucherstäbchen unterschiedlichster Aromen beduftet. Die Klamotten bestanden aus langen weiten Hemden, gebatikt oder mit Stickerein versehen, alle hatten lange Haare. Ich glaube mich noch an ein sehr penetrantes Veilchen zu erinnern, aber genauso intensiv, wie damals das Leben, waren halt auch die Düfte. Sie spielten zwar wirklich nur eine Nebenrolle, waren aber immer sehr präsent. In den rauchverhangenen Diskotheken hing immer dieser Patchouliduft - ich glaube, die Mädels dort hatten alle keine Parfums aufgetragen, sondern nur diese intensiven, indischen oder arabischen Duftöle. Obwohl es in dieser Zeit – wie ich jetzt weiß – so wundervolle Parfums gab - sie waren einfach nicht angesagt, weil sie für uns damals viel zu madammig waren und nicht unseren Nerv trafen. Rebellion war angesagt! Es war ja auch eine ganz besondere, sehr intensive Zeit - aber vielleicht behauptet das ja jeder von seiner eigenen „Sturmphase“. Das einzige Parfum, an welches ich mich aus dieser Zeit wirklich noch erinnere, ist tatsächlich Opium - das passt irgendwie …

Auch in der folgenden Ausbildungs- und Studienzeit spielten Parfums bei mir keine große Rolle. Erst durch meine beste Freundin aus dieser Zeit – sie ist es heute noch – wurde mein Interesse wieder geweckt und ich habe vieles probiert, verworfen, zu meinem Liebling erkoren und dann auch wieder vom Sockel gestoßen. Aus dieser Zeit habe ich noch immer Coco in einer Sammlung – nicht die Schwarze und keine Mademoiselle, sondern die ganz Ursprüngliche. Ein Besuch bei Fragonard in Grasse und der kleinen feinen Parfümerie in Florenz weckten neue Begierden und zeigten mir, dass es noch so viel Schönes zu entdecken gibt.

Aber erst durch die Zeit hier auf Parfumo habe ich viel mehr über Düfte erfahren, mehr über meinen Duftgeschmack gelernt, getestet, für gut oder schlecht befunden, neue Lieblinge entdeckt – ich denke (und hoffe) aber, die Reise geht noch lange weiter …..

Danke fürs Lesen – und wie seid Ihr zu diesem tollen Hobby gekommen?

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