Melony
Melonys Blog
vor 1 Jahr - 04.11.2022
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Das Gefühl eine Dealerin zu sein und nicht erwischt zu werden dürfen

Seitdem sich bei mir viele Proben angesammelt haben, tausche und verschenke ich gerne welche.

Manchmal muss ich aber selber über mich schmunzeln. Wie gerade in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, wie mein Handeln wohl aus der Ferne aussieht.

Ich sitze zuhause am Esstisch vor den Röhrchen und sortiere sorgfältig Pröbchen nach "Muss ich noch weitertesten, das sind interessante Düfte" und "Kann ich weiterverschenken, das hat meine Duftsinne nicht überzeugt". Alsbald erhalte ich eine Mail von Parfumo: Neue Nachricht von xyz. Ich öffne sie. "Hey, ja wir können gerne tauschen, ich fülle dir vom Duft gerne ab, wieviele ml möchtest du? 2, 3 oder 5ml? Aus deiner Liste interessiert mich xy".

Ich suche den gewünschten Duft unter all den handbeschrifteten Proben. Mit meinem antrainierten Laborantenauge schätze ich den Restinhalt ab. Ich antworte: "2ml reichen zum Testen, danke. Vom xy habe ich nur noch Resten, ca. 0.4ml, ich denke das reicht um ein paar Mal zu sprühen". Ich schaue mir die Vorlieben der Tauschpartnerin an und fülle zusätzlich noch etwas ab aus meiner Sammlung, das ihr gefallen könnte. Ich bereite den Luftpolsterumschlag vor und bringe es schnellstmöglich zur Post, damit sie die frisch abgefüllte Ware möglichst zeitnah erhält. Ich möchte schliesslich als zuverlässiger Partner gelten. Im Whatsapp Gruppenchat fragt mich routinemässig eine andere Mutter aus der Umgebung: "Wer kommt nachher auch spazieren?". Ich antworte wie so oft ohne gross zu überlegen: "Ja später, ich muss zuerst zur Post". Was die sich wohl denken, weshalb ich so oft zur Post gehe. Sie wissen nichts von meiner Parfumliebe, nur von meiner Liebe zur Post zu gehen. Ich spaziere also mit Kinderwagen zur Post, ziehe ein Zettelchen mit Nummer und hoffe, dass ich nicht schon wieder zur selben Mitarbeiterin geschickt werde, wie erst gerade kürzlich. Mist, ich muss an den Schalter an dem meine Nachbarin arbeitet, die unter uns wohnt. Beim letzten Paket nach Deutschland habe ich angegeben, dass kein Parfum drinnen ist, obwohl ich sie Tage zuvor gefragt habe, ob man Parfum verschicken darf trotz Gefahrengutformular, was sie mir aber untersagte und nun tauche ich mit einem verdächtigen Couvert auf mit Pröbchen drin. Jetzt hat sie mich ertappt und sie erinnert sich bestimmt, dass ich das eine Mal gelogen habe. Denn ich handle nun offensichtlich mit Parfum. Wird sie etwas dazu sagen? Das wird mir langsam zu heikel hier bei unserer Ortspost, das nächste Mal gehe ich einfach zu einer anderen Post, sind meine Gedanken. Aber sie weist mich bloss daraufhin, dass ich in Zukunft nicht mehr vorbeikommen muss, denn bei dieser Umschlaggrösse und diesem Gewicht reicht eine normale Briefmarke aus. Ich war mir immer unsicher bisher und getraute mich nicht einfach eine Briefmarke draufzuklatschen wegen der Dicke. Wenn ich es dann mal falsch mache, behält es der Pöstler für sich und bereichert sich an meinen Pröbchen, dachte ich mir. Ich frage sie nach dem zugelassenen Maximalgewicht, damit ich das nächste Mal vor dem Abschicken auf meiner Waage eine Kontrollmessung durchführen kann und bedanke mich bei ihr. Innerlich bedanke ich mich bei ihr aber, dass sie gerade meine Geschäfte vereinfacht hat.

Später im Fitness nach dem Duschen möchte ich mich parfümieren. Aber nein, ich habe meinen Tagesduftflakon La Fenice pour FemmeLa Fenice pour Femme um nachzusprühen nicht eingepackt. Ich durchsuche meine Tasche wie wild, ich weiss ganz genau, dass ich irgendwo noch irgendeine Probe habe. Genau so wie im Handschuhfach im Auto, in jeder Tasche und in diversen Jackentaschen für Notfälle. Ich finde noch eine Restpfütze von "The Secret Collection - Scarlet Rouge | Moresque" .

Zuhause überprüfe ich nochmals meine Schublade im Zimmer, ob La Fenice pour FemmeLa Fenice pour Femme wirklich da ist, im Fitness aus der Tasche gefallen ist, oder ich es sonst in der Wohnung verlegt habe. Alles gut, alle meine Vorräte sind da, eingebettet in weissem Seidenpapier und der Tag kann zu Ende gehen. Und solche ähnliche Szenarien wiederholen sich immer wieder mal... Wenn man gerade im Tauschrausch ist, merkt man das selber gar nicht. Es ist alles schön organisiert und alles hat seinen Platz. Ich finde es amüsant zu wissen, dass es eine aussenstehende Person kompliziert findet. Mich eingeschlossen vor ein paar Jahren. Deshalb wissen davon nur ganz wenig auserwählte Personen, die aber trotzdem nicht alle Details kennen. Ist vielleicht auch besser so😄

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