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vor 1 Jahr - 29.11.2022
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Überschwänglickeit, Täuschung und Ernüchterung

Einleitung

Zwar war ich als Kind schon der Neugier von Gerüchen zugeneigt, ob Lebensmittel, Pflanzen oder auch Seife, doch das Thema Parfüm, welches ich zwar in anderen Medien interessant fand, war für viele Jahre nicht präsent für mich im realen Leben, mit Ausnahme des ein oder anderem Parfüms, welches einem untergekommen ist, aber man nicht betiteln könnte.

Während meiner Abitur Studienfahrt in Nizza entschloss ich mich mein erstes Parfüm zu kaufen, als ein Mitschüler zu Fragonard gehen wollte und ich neugierig genug war mitzugehen. So kaufte ich mir Concerto (Eau de Toilette)Concerto Eau de Toilette , sogar in der 200ml Variante, welches ich die restliche Zeit in Frankreich trug und sonst primär nur zu spezielleren Anlässen meistens, wie wenn ich zur Oper ging oder ähnliches, bis es etwas in Vergessenheit geraten ist und ich es nicht mehr nutzte.

Letztes Jahr war ich mit einem Freund mal unterwegs und er wollte im Douglas ein neues Parfüm kaufen oder testen, sodass ich halt auch bisschen mal geschaut hatte. So habe ich dann ein, zwei Düfte getestet, primär anhand der Namensassoziation, weil ich ganz unbefangen war und keine Parfüms so richtig kannte. Zwar kannte ich manche Marken vom Namen wie Chanel oder Dior, doch ihre großen Parfüms kannte ich nicht, bis auf Bleu de Chanel, was ich vom Namen schon irgendwie im Kopf hatte, welches ich für viel älter hielt, an welches ich aber nicht dachte und somit nicht getestet hatte. Wegen den Preisen war ich zunächst auch zurückhaltend, da ich mir wahrscheinlich auch ein Parfüm kaufen wollte, doch nicht das Geld passend so dabei hatte, weil ich anfangs davon nicht ausgegangen war. Ich kaufte mir dann Kimitsu for HimKimitsu for Him , weil es mir gefiel, im Angebot war und zudem ein japanischer Bezug bestand. Andere Düfte merkte ich mir so für das nächste Mal, wenn ich dann etwas mehr Geld dabei haben sollte, auf die ich vom Namen her aufmerksam wurde Bvlgari Man Wood EssenceBvlgari Man Wood Essence und Mémoire d'une OdeurMémoire d'une Odeur , welche ich beim nächsten Mal beide auch kaufte, wobei ich das erste im Laden schon testen konnte und vom zweiten leider kein Tester da stand, aber der Name hatte und die Verpackung hatten einfach mein Interesse geweckt.

Überschwänglichkeit

Doch es hat sich zufällig für mich ergeben, dass paar Tage später ein Douglas Päckchen für meine Schwester da war und ich beim Öffnen dabei stand - was sie gekauft hat weiß ich gar nicht mehr, jedoch war eine Probe von dem Gucci Duft dabei und ich fragte sie, ob ich die Probe haben könnte. Nachdem ich die Probe getestet hatte, war ich hin und weg und war mir sicher das Parfüm kaufen zu müssen und wollte einfach mehr kennen lernen. Nachdem ich beide Parfüms nach meinem nächsten Douglas Besuch gekauft hatte, fing ich auch an mich online zu informieren, so ist mir der Preisunterschied zwischen Geschäft und Online Shop stark aufgefallen. In den nächsten paar Wochen/ Monaten verbrachte ich wahrscheinlich über 100 Stunden damit mir Videos auf Youtube, Rezensionen, Statements und im Forum von Parfumo zu lesen. Übrigens ergab sich so für mich der Fakt, dass beide Parfüms von Alberto Morillas stammen. So bestellte ich in dem Zeitraum dann auch paar Designerdüfte, die mich von den Informationen her ansprachen, aber ich nicht getestet hatte. Insgesamt hatte ich Glück dabei, dass kein Duft eine komplette Katastrophe darstellte, doch ich bemerkte auch das manche Parfüms nicht ganz so waren wie ich sie mir vorstellte.

Täuschung und Ernüchterung

Grob wusste ich ja was mir gefallen sollte, doch meine Vorstellung von einer Duftnote und wie diese dann wirklich riecht sind unterschiedlich, vor allem wenn man die Dinge bisher nicht gerochen hatte, zudem wie die Noten verwoben sind, ist wiederum eine Sache für sich schon. Aber nicht nur die Duftpyramide, sondern auch meine Assozationen mit dem Namen und auch die Beschreibungen anderer, haben mich teilweise zu sehr beeinflusst und getäuscht. So war ich dann mit dem ein oder anderem Duft nicht ganz zufrieden im Verlauf, sie waren einfach nicht ganz das was ich mir erhofft hatte, sodass ich nun doch eher mich zurückhielt weiter so zu kaufen ohne den Duft getestet zu haben, vor allem da ich durch meine Recherche zum Thema Nische immer mehr kam. Zudem hatte ich in kurzem Zeitraum mehr gekauft, als ich brauchen würde und vor allem habe ich den Verbrauch unterschätzt gehabt, was mir vor allem später noch deutlicher wurde, wenn ich schon für 2ml Proben länger brauche als gedacht, wie soll ich dann erst einen 100ml Flakon aufbrauchen, wenn zudem noch mehrere Parfüms genutzt werden. Bei manchen Düften war ich sogar nochmal etwas vorsichtiger, da sie mir zu Beginn doch sehr potent wirkten und ich mich nicht immer traute daher sie einfach so zu tragen. Manche Haltbarkeit war mir einfach zu viel, vor allem für die Art des Duftes.
Ein Beispiel dafür wäre wahrscheinlich der Spicebomb Night Vision (Eau de Parfum)Spicebomb Night Vision Eau de Parfum , den ich mir zum einen grüner vorgestellt hatte, der mich sehr überraschte beim ersten Tragen. Ich hatte ihn nachts, nicht lange vorm zu Bett gehen, auf die Brust aufgetragen und er hat so stark ausgestrahlt, dass er durch mein Hemd auf die Decke übergegangen ist und gefüllt etwa drei Wochen die Decke danach gerochen hatte, was für mich einfach viel zu lang ist (Natürlich hätte ich die eine Decke auch waschen können, doch hatte nicht erwartet, dass der Duft so lange hält).

Ich ging es dann erst einmal etwas langsamer an und bestellte mir Anfang des Jahres meine ersten Nischenproben, waren auch paar Proben dabei, die mich nicht interessierten so sehr, aber ich testen wollte, weil sie eben kostenlos dabei waren. So war meine erste Nischenberührung die Marke Parfums de Marly. Anfangs, direkt nach dem ersten Sprüher, bemerkte ich schon eine andere Qualität, was positiv auf mich wirkte, doch die Duft DNA der Marlys haben mich nicht beeindruckt, manche meiner Designerdüfte fand ich da spannender für mich, sodass ich dann etwas nervös war, dass die anderen Proben mich auch enttäuschen und meine Vorfreude somit verloren geht. Was zum Glück nicht der Fall war, denn der Großteil der anderen Proben gefiel mir dann doch mehr. Da ich etwas viel auf einmal getestet hatte, war meine Nase aber auch nicht mehr ganz präsent für paar Tage. Ich wollte mir aber dann erst einmal mehr Gedanken über mein weiteres Vorgehen machen, vor allem da Nischendüfte auch zu teilen teurer sind und ich nicht so weiter kaufen wollte, weil mir das Tragen wichtiger ist, statt der Sammelfaktor. So kam es dann dazu, dass ich mich für paar Monate gar nicht mit meinen Proben oder auch Parfüm online beschäftigt habe viel, bis auf das tägliche Tragen meiner gekauften Designer.

Epilog

Vor paar Wochen habe ich wieder Interesse gehabt mich mehr mit Parfüm zu beschäftigen, immerhin bin ich noch nicht ganz zufrieden mit meiner Duftgarderobe und wollte nochmal meine Proben testen, weil bei manchen Parfüms ich mir noch sicher war sie irgendwann kaufen zu wollen und um zu sehen wie ich nach etwa einem halben Jahr auf die Proben reagiere. Aber auch weil ich insgesamt wieder etwas Lust auf das Thema hatte. Manche Proben wurden nun interessanter, andere etwas uninteressanter für mich.
Was habe ich mir nun alles gedacht für meine Parfümsammlung?
Ich will eine gewisse Duftgarderobe haben, die verschiedene Arten von Düften abdeckt und genutzt wird, aber trotzdem erlaube ich mir doch eine kleine Sammlung zu haben und nicht ganz so strickt zu sein mit der Anzahl der Parfüms, wie wenn ich wirklich nur meine Duftgarderobe mit dem mindestens füllen würde. Die kleine Sammlung kann immerhin über die Jahre wachsen, doch sollte trotzdem in einem Rahmen bleiben, aus räumlicher, finanzieller und Sicht des Nutzens her. Aktuell bin ich mit den Düften meiner Sammlung zufrieden genug, sodass ich alle trage, doch bei manchen weiß ich, dass ich sie nicht wieder kaufen würde, obwohl ich sie doch gerne/viel trage, da es bessere Düfte dieser Art gibt, trotzdem würde ich sie aktuell leer machen wollen. Absolute Lieblinge würden natürlich erhalten bleiben und ich bin auch gewillt Flakons auszusortieren, sofern sie nicht passend genug sind für mich, um Platz für andere zu schaffen.
Ich bin nun auch kritischer über die Parfüms, die ich kaufen würde. Sie müssen mir mehr gefallen, tragbar genug sein und vor allem für mich passen. Einen Duft kann ich allgemein gut finden, doch er muss deswegen nicht zu mir passen. Am Ende muss ich mich mit dem Duft wohl genug fühlen ihn zu tragen. Deswegen ist Testen umso wichtiger, um den Platz einer kleineren Sammlung effizienter füllen zu können. Der ein oder andere Blindkauf soll aber auch gestattet sein, sofern es in eine passende Richtung geht, man schwer an Proben kommt, immerhin kann es auch mal spaßiger sein komplett überrascht zu sein dabei, notfalls kann man auch wieder aussortieren, es sollte halt auch nicht zu viele Mittel beanspruchen.
Wegen der Sammlungsfunktion habe ich mich vor paar Tagen auch hier angemeldet, weil ich dadurch einen besseren Überblick haben kann, vor allem über meine Proben und wie sehr ich die Düfte bewerten würde, damit ich einen möglichen Kauf besser abschätzen kann. Die Ernüchterung und Pause haben auf jeden Fall gut getan, um einen vernünftigeren Umgang mit der ganzen Thematik und vor allem dem Konsum zu erhalten, was aber in den meisten Fällen von Überschwänglichkeit der Fall ist.

Nächstes Jahr wird einiges getestet, ein paar meiner Wunschkandidaten wahrscheinlich gekauft, um über die nächsten Jahre somit meiner Wunschsammlung näher zu kommen, sodass ich zufrieden bin. Wie vollständiger meine Duftgarderobe wird, desto eher werde ich auch weniger kaufen wahrscheinlich, doch trotzdem würde ich wahrscheinlich mir paar Proben dann immernoch hin und wieder kaufen, weil ich doch immer sehr interessiert bin ungewöhnliche Duftnoten kennen zu lernen, was ich aber auch teils außerhalb der Parfümwelt machen kann.

Kleine Ergänzung: Eine Sache wollte ich noch erwähnen, doch hatte ich vergessen zu schreiben, am Ende muss jeder auch für sich entscheiden, ob der Preis für ein Parfüm es für einen wert ist oder nicht, denn andere Personen mögen eine andere Meinung haben, was auch richtig ist, denn nicht jeder hat die gleichen Erwartungen und Vorlieben an ein Parfüm - zudem ist es immerhin auch ein Luxusgut, was man sich eben gönnt oder nicht.

Aktualisiert am 30.11.2022 - 07:43 Uhr
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