Pantomim

Pantomim

Rezensionen
Pantomim vor 5 Jahren 6 2
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Schmetterlingsträume
Ich bin eine von den stillen Mitleser/innen. Das hier wird mein erster Kommentar, mal sehen wie ich mich mache.

Ich habe mir bei Fragonard das "Eau de toilette Mimosa" und dieses Parfum, das "Tout ce que J'aime - Mon Oranger" sowie ein Set mit 10 kleinen 10 ml-Proben verschiedener Düfte bestellt. Schon länger interessierten mich die Düfte der Firma, und zudem bin ich seit "Pur Desir de Mimose" von Yves Rocher neugierig auf Düfte mit Mimose als Komponente (ich habe diesen träumerischen gelben und sanft "einlullenden" Duft vor circa 8 Jahren besessen und einen Flakon geleert, seitdem nicht mehr gerochen, da die Produktion leider eingestellt wurde).

Beim Mon Oranger der Tout ce que J'aime-Linie von Fragonard brauchte ich mehrere Anläufe, um den Duft für mich einordnen zu können.
Ich testete ihn zum ersten Mal Ende März in diesem Jahr: am Anfang wird man von den Kopfnoten und z.T. auch bereits von den leicht honigartigen und narkotischen Herznoten überfallen und ich wusste nicht, wie meiner Nase geschah :P Am ehesten fielen mir zu der Süße, die ich nicht als pappig oder quietschsüß wahrnehme, "narkotisch" oder "Nektar" als Assoziationen ein, wobei ganz am Anfang auch die Bitterorange deutlich erriechbar ist, die ich als bittersüß und ein bisschen saftig, aber nicht frisch, empfinde, und die mich für einen Augenblick an Bitterorangenmarmelade denken ließ, die ich gerne mag.
Ich beschloss, den Duft in absehbarer Zukunft nochmal zu testen.

Gestern war das Wetter nicht so warm und etwas windiger als die zwei letzten Tage, aber etwas wärmer schon als bei meinem letztem Test im März. Man merkt, es geht auf den Sommer zu.

Bei einem frühmorgendlichen Spaziergang im Grünen, vorbei am Olivenhain, an stacheligen Pflanzen, Fenchelbüschen, vielfarbigen Blumen und immergrünen wilden Aloe-Gewächsen (noch ist hier in Südspanien nicht alles von der trockenen Hitze versengt und alles blüht, Vögel zwitschern, in Städten riecht es oft nach Azahar, Orangenblüten) hat mich ein gelber, sehr opulent duftender Strauch wie einen Schmetterling angelockt. Ich habe ein Zweiglein von einem der Sträucher mitgehen lassen und nachher herausgefunden, dass es sich um "la retama" handelt, zu deutsch Ginster, ein Strauch, der gemäß meiner Recherche von Frühling bis September blühen kann.
Ich wusste nicht, dass Ginster so stark und schön duftet. Obwohl diese Sträuche mit den fröhlichen gelben Blüten immer meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben (ich sehe ihn auch in Städten manchmal), ist mir dieser starke süße Duft zuvor nie aufgefallen.

Im Mon Oranger von Fragonard ist als Herznote neben Mimose-Absolue und süße Akazie-Absolue auch Ginster-Absolue angegeben. Das fiel mir nach dieser Entdeckung gleich ein.
Ich nahm diese Erkenntnis als Anlass zu einem erneuten Test, sprühte ihn mir auf, schnupperte an meinem Handgelenk und glaubte, vor Allem Bitterorange am Anfang , aber auch authentischen Ginster so richtig deutlich herauszuriechen.
Eine Recherche ergab, dass sowohl Mimose, als auch Akazie und Ginster zur Ordnung der Schmetterlingsblütenartigen (Fabales) gehören. Der Eindruck von "Nektarsüße" kommt nicht von ungefähr. Mir gefällt die Bezeichnung "Schamhafte Sinnpflanze" (Mimosa pudica), diese findet man im Wikipedia-Eintrag zur Mimose. Dort wird auch über die Akazie informiert, die wohl oft als "falsche Mimose" bezeichnet wird und zur Unterfamilie der Mimosengewächse gehört.
Nach einem Bildervergleich stellte ich fest, dass sich die beiden Pflanzen gleichen, nur dass Mimose ein Halbstrauch mit malvenfarbenen Blüten und Akazie meistens ein Strauch (laut Wikipedia: "selten Bäume, meist Sträuche") mit gelben Blüten ist.
Auch dufteten die Basisnoten (Moschus und Sandelholz sind angegeben) diesesmal unterschiedlich, ich fand sie, wenn davon überhaupt die Rede sein kann, etwas "dezenter". Bei meinem ersten Test vor etwas über einem Monat wollte mir der Moschus in der Basis vermeintlich nicht zusagen. Vom gestrigen Gesamteindruck her glaube ich, dass es nicht am Moschus lag, und ich von der Gesamtkombination der Basisnoten mit den Blüten in der Herznote und Bitterorange sowie Orangenblüten-Absolue in der Kopfnote einfach überfordert war.
Zur Haltbarkeit - ich habe den Duft vormittags um circa halb 11 Uhr aufgesprüht und konnte ihn bis zum Bettgehen (nach Mitternacht) deutlich riechen. Am besten gefiel mir die Herznote. Die Kopfnote ist stark und überwältigend.

Insgesamt bin ich positiv beeindruckt von diesem Duft von Daniela Andrier, es war keine Liebe auf den ersten Blick, doch er fasziniert mich irgendwie.
Ich genieße ihn vor Allem, wenn die Herznote zum Tragen kommt und der Duft für mich etwas ruhiger, doch weiterhin "nektarsüß bleibend" wird. Ich sehe ihn absolut nicht als "typischen" Alltagsduft und kann ihn mir z. Bsp. zu einer Hochzeit sehr gut und generell zu besonderen Anlässen tagsüber und eventuell abends (muss ich noch testen) und am ehesten im Frühling vorstellen. Vielleicht auch zum Flanieren und "um die Wette duften" mit den Ginstersträuchern.
2 Antworten