15.05.2019 - 05:58 Uhr

Ttfortwo
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Ttfortwo
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56
Synthetische Magie
Ich bin ja nun ein bekennender ISO-Junkie. Ich habe die Lehmann-Variation „MOL intens“ , auf EdP-Stärke runterverdünntes reines ISO, und das sind meine olfaktorischen Rescue-Tropfen.
Wenn nichts geht, wenn ich absolut nicht weiß, wie ich duften soll, wenn ich unbedingt nicht duften, sondern nur gut riechen will (Besprechungen, Flugzeug), wenn ich mich immer noch nicht entscheiden kann, während einige Stockwerke tiefer die letzte U-Bahn einrollt, die mich noch rechtzeitig zu einem Termin bringen könnte, kurz gesagt, bei akuter Parfumpanik, da greife ich zu MOL – ein Sprüherl reicht und ich bin back on the track, der Duft fokussiert mich, er norded mich ein, alles wird gut.
ISO ist ein Molekül, das erst gar nicht so tut, als würde es nach etwas bestimmten duften. Es ist ein Duft ohne Vorbild in der Natur und es hat überaus wunderliche Eigenschaften. Es ist für manche offenbar nur schwer riechbar, vermag – in starker Verdünnung – Düfte schwebender und transparenter zu machen, verändert sich während des Tragens nicht, hat – zumindest auf Papier und Kleidung – eine überragende Haltbarkeit. Vordergründig duftet es leicht mineralisch und nach warmen trockenen Holz und hellem Weihrauch, aber das ist es nicht, sondern: Da ist etwas Unerhörtes, Unerwartetes, vollig Neuartiges dabei: ISO versilbert die Luft , vibriert zart vor sich hin, klingelt wie silberne Glöckchen, duftender Feenstaub, kurz gesagt: Synthetische Magie.
Und nun stolpere ich über die Perlen…
80 % ISO sei in den Perlen enthalten, mindestens!, jubelt jemand weiter unten, daß sich der Duft nicht festlegen könne, schreiben viele, dieses Ungewisse, Vage, Unfassbare, unverbindlich Schwebende, mithin also ISO-Typische wird vielfach besungen oder auch beweint und einer meiner Lieblingskommentatoren hymnet geradezu.
Ich MUSSTE den Duft testen…
… was sich zunächst als unerwartet schwierig herausgestellt hat, denn: Düfte von Lalique sucht man bei den üblichen Quellen vergebens. Douglas, Müller, die üblichen Kaufhausparfumerieabteilungen, niemand führt Lalique.
Leider fehlt mir hin und wieder die mentale Stärke für einen Streifzug durch die inzwischen ziemlich nischenorientierten Tempelsäulen des Hauses Oberpollinger, wo sich Frau (in dem Fall ich, deutlich älter und nennen wir es mal: Unglücklich proportioniert) einer Übermacht von hochperfektionierten Influenzer-Kloninnen (phänomenale Lippen, 2-Meter-Wimpern, perfektes MakeUp, Phänotyp Südeuropa/Kleinasien, jeder Finger so lang wie mein Unterarm – wo haben diese Mädchen nur diese Gliedmaßen her???) ausgesetzt sieht.
Aber vorletztes Wochenende war ich gut drauf und ausreichend gewappnet und suchte und fand den Lalique-Counter, wo ich mir eine ausreichende Menge „les Perles“ auf einen Papierstreifen und später auf den Arm sprühen konnte und jede meiner ISO-süchtigen Zellen schrie auf: „DAS! WILL! ICH! HABEN!!! JETZT!!!“.
Die zartholzige ISO-Note mit ihrem spezifischen Flirren ist sofort da – es ist und bleibt der sich zu keiner Zeit verändernde Generalton, dem sich alle anderen Duftfarben angleichen und einordnen. Der Pfeffer, normalerweise leicht zänkisch und widerborstig, macht sehr artig einen Diener und gibt gleich die Bühne frei für eine eher kühle dezente Rose. Diese fluffige duftige Rose und das transparente ISO sind ein schwerelos schwebendes Traumpaar, wie füreinander geschaffen. Eine Weile tanzen sie umeinander, mal rieche ich Rose, mal nur ISO, typisch auch für den weiteren Verlauf: Immer wieder rieche ich das eine nicht, das andere schon, längst verschwunden geglaubtes taucht wieder auf, das ist spannend und auch nicht jeden Tag gleich. Schien mir gestern der Patchouly, trocken und mit ausgeprägtem Indienladencharakter, die Herznote deutlich zu dominieren, so rieche ich heute wenig davon, dafür umso mehr von der trockenwarmen und zartsüßen Basisnote des Cashmerans, auch so ein synthetischer Zauberer.
Wissend, wie stark die Außenwirkung von ISO auch dann immer dann noch ist, wenn man selbst meint, es seit Stunden nicht mehr wahrgenommen zu haben, widerstehe ich der Versuchung, den Duft allzu häufig nachzusprühen.
Das ist auch gut so: Obwohl ich „les Perles“ gestern früh benutzt und dann im Laufe des Tages nicht nachgesprüht hatte und obwohl ich am Nachmittag geschworen hätte, schon seit einiger Zeit komplett unbeduftet zu sein, begrüßte mich mein Mann am Abend nicht etwa mit irgendwelchen liebenden Worten, sondern mit „Oh, ISO!“.
Wenn nichts geht, wenn ich absolut nicht weiß, wie ich duften soll, wenn ich unbedingt nicht duften, sondern nur gut riechen will (Besprechungen, Flugzeug), wenn ich mich immer noch nicht entscheiden kann, während einige Stockwerke tiefer die letzte U-Bahn einrollt, die mich noch rechtzeitig zu einem Termin bringen könnte, kurz gesagt, bei akuter Parfumpanik, da greife ich zu MOL – ein Sprüherl reicht und ich bin back on the track, der Duft fokussiert mich, er norded mich ein, alles wird gut.
ISO ist ein Molekül, das erst gar nicht so tut, als würde es nach etwas bestimmten duften. Es ist ein Duft ohne Vorbild in der Natur und es hat überaus wunderliche Eigenschaften. Es ist für manche offenbar nur schwer riechbar, vermag – in starker Verdünnung – Düfte schwebender und transparenter zu machen, verändert sich während des Tragens nicht, hat – zumindest auf Papier und Kleidung – eine überragende Haltbarkeit. Vordergründig duftet es leicht mineralisch und nach warmen trockenen Holz und hellem Weihrauch, aber das ist es nicht, sondern: Da ist etwas Unerhörtes, Unerwartetes, vollig Neuartiges dabei: ISO versilbert die Luft , vibriert zart vor sich hin, klingelt wie silberne Glöckchen, duftender Feenstaub, kurz gesagt: Synthetische Magie.
Und nun stolpere ich über die Perlen…
80 % ISO sei in den Perlen enthalten, mindestens!, jubelt jemand weiter unten, daß sich der Duft nicht festlegen könne, schreiben viele, dieses Ungewisse, Vage, Unfassbare, unverbindlich Schwebende, mithin also ISO-Typische wird vielfach besungen oder auch beweint und einer meiner Lieblingskommentatoren hymnet geradezu.
Ich MUSSTE den Duft testen…
… was sich zunächst als unerwartet schwierig herausgestellt hat, denn: Düfte von Lalique sucht man bei den üblichen Quellen vergebens. Douglas, Müller, die üblichen Kaufhausparfumerieabteilungen, niemand führt Lalique.
Leider fehlt mir hin und wieder die mentale Stärke für einen Streifzug durch die inzwischen ziemlich nischenorientierten Tempelsäulen des Hauses Oberpollinger, wo sich Frau (in dem Fall ich, deutlich älter und nennen wir es mal: Unglücklich proportioniert) einer Übermacht von hochperfektionierten Influenzer-Kloninnen (phänomenale Lippen, 2-Meter-Wimpern, perfektes MakeUp, Phänotyp Südeuropa/Kleinasien, jeder Finger so lang wie mein Unterarm – wo haben diese Mädchen nur diese Gliedmaßen her???) ausgesetzt sieht.
Aber vorletztes Wochenende war ich gut drauf und ausreichend gewappnet und suchte und fand den Lalique-Counter, wo ich mir eine ausreichende Menge „les Perles“ auf einen Papierstreifen und später auf den Arm sprühen konnte und jede meiner ISO-süchtigen Zellen schrie auf: „DAS! WILL! ICH! HABEN!!! JETZT!!!“.
Die zartholzige ISO-Note mit ihrem spezifischen Flirren ist sofort da – es ist und bleibt der sich zu keiner Zeit verändernde Generalton, dem sich alle anderen Duftfarben angleichen und einordnen. Der Pfeffer, normalerweise leicht zänkisch und widerborstig, macht sehr artig einen Diener und gibt gleich die Bühne frei für eine eher kühle dezente Rose. Diese fluffige duftige Rose und das transparente ISO sind ein schwerelos schwebendes Traumpaar, wie füreinander geschaffen. Eine Weile tanzen sie umeinander, mal rieche ich Rose, mal nur ISO, typisch auch für den weiteren Verlauf: Immer wieder rieche ich das eine nicht, das andere schon, längst verschwunden geglaubtes taucht wieder auf, das ist spannend und auch nicht jeden Tag gleich. Schien mir gestern der Patchouly, trocken und mit ausgeprägtem Indienladencharakter, die Herznote deutlich zu dominieren, so rieche ich heute wenig davon, dafür umso mehr von der trockenwarmen und zartsüßen Basisnote des Cashmerans, auch so ein synthetischer Zauberer.
Wissend, wie stark die Außenwirkung von ISO auch dann immer dann noch ist, wenn man selbst meint, es seit Stunden nicht mehr wahrgenommen zu haben, widerstehe ich der Versuchung, den Duft allzu häufig nachzusprühen.
Das ist auch gut so: Obwohl ich „les Perles“ gestern früh benutzt und dann im Laufe des Tages nicht nachgesprüht hatte und obwohl ich am Nachmittag geschworen hätte, schon seit einiger Zeit komplett unbeduftet zu sein, begrüßte mich mein Mann am Abend nicht etwa mit irgendwelchen liebenden Worten, sondern mit „Oh, ISO!“.
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