Galahad
Kritik
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Ein Hauch von Belanglosigkeit - Süßholzgeraspel - Da gehen mir doch glatt die Pferde durch ...
Equus pour Homme war für mich ein Blindkauf, sozusagen der Filler, um Versandkosten zu sparen. Wie fast alle Lalique-Düfte ist er online sehr preiswert zu finden, in vielen Parfümerien steht Lalique hingegen gar nicht in den Regalen.
Ich war aufgrund der sehr guten Bewertung von derzeit 8,5 gespannt wie ein Flitzebogen auf den ersten - und das sei vorweggenommen, letzten Test.
Für den anstehenden Herbst suchte ich nach einigen holzig-würzigen Düften, hier sollte Equus doch eigentlich gut ins Schema passen, dachte ich zumindest.
Die Ingredienzien des Duftes sagten mir auf dem Papier sehr zu, was sollte also schon schief gehen bei einem Preis von Mitte 20€. Die in einigen Bewertungen immer wieder gelobte Wachholderbeere findet bei mir sowohl in der Küche wie auch beim Digestif danach des Öfteren ihren Einsatz. Ganz besonders schätze ich die herbe Note der Frucht in destillierter Form als Hauptbotanical im Gin. In Lalique Umsetzung kann ich sie leider nicht einmal erahnen, ihm fehlt meines Erachtens das Herbe der Beere gänzlich. Insgesamt wirkt der Duft sehr süßlich. Eher was für Süßholzraspler :-) Für einen würzigen Holdzuft gehen mir hier die Pferde zu schnell mit einer sehr süßlichen Benzoe-Harznote durch.
Auch ändert der Duft sich im Verlauf des Tragens nur sehr wenig, er bleibt flach, eindimensional und daher etwas enttäuschend, hatte ich mir doch einen differenzierteren Verlauf erhofft. Blumige Noten weiß ich spätestens seit Kenzo "Power" sehr zu schätzen, hier gehen sie unter in einem süßlich-holzigen, stark von Muskat überlagerten Duftgemenge. Muskat, welches ich ebenfalls zum Kochen gerne nutze, gibt diesem Duft etwas Staubiges und Altbackenes, ähnlich wie in Kenzo "Jungle" pour Homme überzieht es die gesamte Duftpyramide. Allerdings sind die sowieso wärmeren und weniger frischen Mitspieler nicht in der Lage das Muskat einzubinden.
Leider bleibt Lalique daher für mich ein uninteressanter Duft, der zudem ziemlich schwach auf der Brust ist. Auf der Haut getragen ist nach 4 Stunden absolute Sendepause gewesen. Innerhalb der ersten Stunde konnte ich den Duft noch wahrnehmen, danach nur noch ganz hautnah.
Von allen bisher getestet Lalique-Düften konnte bisher nur Encre-Noir mit Qualität überzeugen (ja, der polarisiert sicher, könnte ich auch nur selten tragen, aber er ist gut komponiert und hat Power). Bei allen anderen Düften war ich immer etwas ob der guten Bewertung in diesem Forum erstaunt, da sie für mich nicht nachvollziehbar waren. Das soll kein Vorwurf an all die Lalique-Fans da draußen sein, ich lasse mich gerne auch eines Besseren belehren :-) #challengeaccepted
Allein der Flakon kann etwas hermachen, ausgenommen der Plastikdeckel, der so gar nicht zum ästhetischen Pferdekopf-Relief passen will.
Es war ein kurzes Intermezzo zwischen mir und Equus, ich werde den Gaul nicht totreiten, sondern ihn in einen neun Stall überstellen. Für den Schlachter war mir die Mähre dann doch zu schade. Alles was nach unserem einzigen gemeinsamen Ausritt bleibt, ist ein Hauch von Belanglosigkeit ...