Es wird Zeit. Und zwar für einen Kommentar. Und das zu genau diesem Duft, der noch vollkommen unkommentiert und dabei doch so großartig ist.
Aber, und hier tritt das erste große Problem auf, wie kommentieren?! Schließlich ist es die erste ausführliche Duftbeschreibung zu diesem Parfum, da möchte der Leser ja Informationen erhalten.
Zuerst dachte ich an etwas Lyrisches, vielleicht in Richtung Ringelnatz,
Den hochprozent‘gen Start
Von Rum mit viel Umdrehungen
In leicht beschwipster Art,
Zu wörtlichen Umgehungen
Der trock‘nen Sachlichkeit,
Dem Leser anzutragen,
Doch bin ich nicht gefeit
Vor -Hicks- all diesen Klagen,
dass es dann doch nicht sachlich genug sei oder gar unverständlich, da es sich ja letztlich um eine Duftbeschreibung handele und wir uns hier doch nicht in einem Lyrik- respektive Literaturforum bewegten.
Der Klage sei demnach stattgegeben, somit muss der Rum vor sich Rum-dümpeln, was er ja zu Beginn auch ordentlich tut, dass die oder der TrägerIn bei einer Polizeikontrolle eventuell sogar Gefahr liefe, einem Alkoholtest anheimzufallen.
Die nächste Kommentaridee ließ in meinen Überlegungen das ostwestfälische Ehepaar in ihrer unverwechselbaren Mundart auftauchen; passte es doch so wunderbar zu dem hochprozentigen Einstieg und dem zeitgleich sehr würzig-holzig-harzigen Beginn...
„Mutta, haste ein Schnäpperken genommen? Nee, wattemal, das is‘ doch Rum!“
„Heeerbert! Dat is‘ das neue Parfümm von der Doris aus ihre Parfümmerie! Das muss so!“
„Aber Du müffkerst ja wie‘n ganzen Tannenwald mit Harz drinne! Ich mein‘, im Wald isset ja richtich, aber als Parfümm..?!“
„Heeerbeeert, red‘ nich‘ von Sachen, von was Du keine Ahnung hast!“
„Ach Mutter, dann gib mal nen Pinneken mit nem Schnäpperken, dann riechste auch gleich was besser!“
Aber da ja Mundart-Dialoge hier schon durchaus vertreten sind und man sich ja auch nicht des Plagiierens schuldig machen möchte (darauf haben ja die Politiker schon ein Patent), da es ja nur eine Mundart gibt... ach nee, warte, gibt ja echt viele, alleine schon in Deutschland ... und auch auf Parfumo: Hab schon Püttsprache gelesen, der Berliner Jeheimrat ist ja schon ein Urgestein hier ...
Aber was soll‘s, dann berichte ich eben so von dem zeitgleich zum Rum sehr Würzig-Harzig-Holzigem, das an frisch abgeholzte Nadelwälder und den dazugehörigen Harz erinnert. Und irgendetwas fast schon Fruchtiges spielt auch noch mit hinein; riecht man direkt in Hautnähe, könnte man es sogar kurz für etwas Hesperidisches halten, was sich aber in der Projektion als der rosa Pfeffer offenbart, jedoch ohne diese in der Nase kitzelnde Schärfe.
Eine Wucht in Tüten ist dieser Einstieg, wirklich wahr! Das muss man einfach gerochen haben!!!
Und schon entspinnt sich als nächste Kommentar-Möglichkeit ein kleiner Pressebericht von Herrn Olf Aktorisch über ein kleines Dorf am Rande des Teutoburger Waldes, welcher zum allgemeinen Schrecken der Dorfgemeinschaft kurz vor der Abholzung steht, da sich im gesamten Dorf der Geruch von frisch abgeholzten Nadelgehölz verbreitet und auch dauerhaft hält, sodass bereits erste Petitionen gegen das unnötige Niedermetzeln des Teutos, wie der Wald liebevoll von den Ureinwohner genannt wird, bei einem Gewürztee mit Zimt und Gewürz- (daher ja auch die Bezeichnung ‚Gewürztee’) -nelken verfasst werden.
Um mit dieser Kommentarvariante aber nicht als zu bemüht und aufmerksamkeitsheischend daher zu kommen - du liebe Güte, das will man ja nun keinesfalls! -, lege ich die weitere Entwicklung des Duftes lieber mit anschaulichen Worten dar: weiterhin würzig-harzig, Eindruck von Nadelgehölz bleibt, Gewürznelke trotz Fehlen in der Pyramide deutlich zu riechen und feine Zimtnote im Hintergrund.
Okay, ich sehe es ein, das ist jetzt doch etwas langweilig und sprachlich durchaus einfallslos. Dann sollte ich die restliche Beschreibung möglicherweise sachlich, aber dennoch eloquent, informativ, aber trotzallem elaboriert, fachlich, aber zeitgleich verbal anschaulich ausführen. Aber bitte - um Himmels Willen - nicht die Pyramide herunterbeten! Das hätte jetzt noch gefehlt; lesen können wir schließlich alle selber! Nun denn, nichts leichter als das...
In die Tannenharzigkeit spielt eine balsamische Lieblichkeit hinein, vermutlich der Myrrhe geschuldet; jedoch könnte auch Patchouli dafür verantwortlich gezeichnet werden, da sich durchaus eine süßliche Erdigkeit ausnehmen lässt. Auch wird der Immortelle, die in der Pyramide nachzulesen ist, eine gewisse Süße nachgesagt, aber da der erdige, harzig-balsamische Eindruck stark im Vordergrund steht, scheint jene nicht Verursacherin zu sein, und wenn doch, dann nur im Hintergrund agierend, nämlich eine gewisse Lieblichkeit beisteuernd. Dieser Dufteindruck hält sich in der Tat über Stunden, auch wenn nach ca. 3 bis 4 Stunden eine gewisse Hautnähe attestiert werden kann (zumindest auf meiner Haut). Die Gesamtprojektion bzw. Sillage ist präsent, aber nicht erdrückend, was aufgrund der Duftrichtung von Vorteil ist, wenn dieser Duft z.B. im Büro getragen werden soll. Die Haltbarkeit liegt, auch hier nur aus meiner Erfahrung schließend, bei guten 8 bis 10 Stunden auf der Haut, ein Test der Haltbarkeit auf Kleidung wurde noch nicht vorgenommen.
Ganz zum Schluss, wenn nur noch ein Hauch erriechbar ist, lässt sich noch ein ganz leichter Waldmeistergeruch ausmachen, der sich in das Balsamisch-Harzig-Würzige mischt.
Besser? Ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Aber was mehr als eine Ahnung, bei mir sogar Gewissheit ist:
Dieser Duft ist besonders, sehr besonders sogar, gar nicht künstlich und dabei vollkommen unisex. Einer meiner absoluten Herbstfavoriten! Und es ist mir gerade vollkommen Wurscht, ob mein Kommentar einer - wenn es sie denn überhaupt gibt - Kommentarnorm entspricht, denn wichtig war mir vorrangig, diesen Duft anzupreisen!
Und nun habe ich fertig ;-))