Scentatio

Scentatio

Rezensionen
Scentatio vor 3 Jahren 7 3
Geständnisse eines Banditen
Vormittags: Mit Carol, der heißen Mieze vom Diner die Bettlaken zerwühlt.

Mittag: Unrasiert. Kippe im Mundwinkel. Die Lederjacke übergezogen. Zur Garage, die defekte Zylinderkopfdichtung der "Vincent Rapide" wechseln.

Später Nachmittag. Probefahrt durch Hampstead. Geile Hütten... hier gibt's bestimmt gut was abzugreifen.

Nachts: Motorrad in einem dunklen Seitenweg versteckt. Zu Fuß weiter. Fünf, sechs Straßenzüge. Da ist das Haus. Alles dunkel. Sprung über den Zaun.

Kuhfuß aus der Lederjacke gezogen. Am Kellerfenster angesetzt. Knack. Hoch ins Schlafzimmer. Yeah! Volltreffer. Sämtlichen Schmuck in die Jackentaschen gestopft. Sirenen, Mist!

Vor der Polente abgehauen. Im feuchten Unterholz des angrenzenden Wäldchens in eine Senke geschmissen. Mit der Nase eine Furche in den Dreck gezogen. Gewartet... scheiß Kälte...

Langweilig... Warmer Dunst mit den Gerüchen des Tages - Waschbenzin, Fett, Locktite - wabert mir aus dem Kragen und vermischt sich mit dem kalten, leicht modrigen Odor des Unterholzes. Mhhh, ich rieche auch Carol. Ich will zu ihr. Ihren drahtigen Körper bewundern. Sie an den straffen Hüften packen. Ihre leidenschaftliche und gleichzeitig unnahbare Art macht mich regelmäßig verrückt. Carol, mein Mädchen...

Die Bullen haben wohl aufgegeben. Zum Glück hatten die keinen Köter dabei. Nichts wie weg hier. Der Boss wartet bestimmt schon.

Mit dem Bike zur Garage. Die Beute besichtigen. Fette Klunkerchen, hehe! Hat sich gelohnt. Dieses Paar Saphir-Ohrringe behalte ich für mich. Das versetze ich bei Dariusz und kaufe davon ein paar Nylons für Carol. Und noch diesen neuen Duft, von dem Jack nach seiner Reise in die Staaten so geschwärmt hat. "Bandit" soll er heißen. Passt ja zu Carol, dieser Schwerenöterin. Ihre Idee mit dem Kellnerjob im Diner ist echt genial.

Bin spät dran. Ich muss los, die Beute abliefern. Der Boss wird schon ungeduldig sein. Aber wenn er die Klunker sieht, wird ihn das wohlwollend stimmen. Er wird mich mit Streicheleinheiten belohnen. Ich mach mich noch notdürfig frisch für ihn. Ist mir doch scheißegal, was die anderen Soldaten und Capos zu unserer Liaison sagen. Die sollen sich wagen das Maul aufzureißen. Denen polier ich die Knochen!

So, jetzt aber schnell zum Boss - zu Carol.
3 Antworten
Scentatio vor 3 Jahren 11 3
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Das Münchener Kouros...
Gemeinhin gilt die Aussage, dass Legenden wie Chanels "Antaeus" oder Yves Saint Laurents "Kouros" die Ära der 80'er Animal-Kracher einläuteten. Für mich hingegen gebührt dieses Prädikat Aigner's 1978 erschienenem "Super Fragrance".

Um einen kleinen Eindruck vom Duft zu erlangen, addiere man gedanklich zu einer völlig überladenen Moschusnote die stärksten verfügbaren Duftingredenzien. Bitte nur die krautigsten, die staubtrockenen. Und gefälligst von allen zu viel! Das Ergebnis überrascht nicht und macht seinem Namen alle Ehre. "Super Fragrance", ein wahrhaftiger Überduft!

Für meine Nase haben SF und Kouros trotz aller Unterschiede einige Gemeinsamkeiten. Vom Habitus kommen beide sehr brünftig daher, mit wirklich hohen Anteilen an Sekreten vierbeiniger Fauna. Der größte Unterschied zwischen den beiden ist die fehlende Honignote beim Aigner. Deren Absenz verleiht ihm eine Kühle und Raubeinigkeit, die männlicher nicht sein kann. Vanille und Tonka leisten keinen nennenswerten Beitrag, diesen Zustand zu negieren.

Entsprechend dezent sollte man bei der Dosierung sein. Hier hat Mann [sic!] es mit einem wirklich nachhaltigen Stinker zu tun. An einer Frau ist dieser Duft in meinen Augen gänzlich deplatziert. Zwei volle Spritzer an exponierter Stelle sind beinahe unerträglich. Möchte man zum olfaktorischen einen haptischen Vergleich heranziehen, kommt mir spontan der Tritt eines American Mammoth Jackstock in den Sinn. Mit Bedacht angewendet entfaltet er jedoch eine unwiederstehliche Aura, die ihresgleichen sucht.

SF geht in meinen Augen locker als der Münchener Prototyp von Kouros durch. Mindestens genauso draufgängerisch wie der "Scent of Gods", jedoch ungeschliffen und harsch, hat es SF nur leider nicht, so wie sein französischer Kollege, in den Olymp geschafft. War für die Durchschnittsnase dann wohl doch zu krasser Stoff. So kam, was kommen musste. Die Verbannung. Schade! Verdient hättest du einen festen Platz neben deinen Nachfolgern. I keen missing you...

Die wenigen, noch vorhandenen Flakons werden mittlerweile mit Gold aufgewogen. Jesssses...
Vom Kouros hingegen bekommt man noch problemlos Nachschub, auch wenn ihm über die Jahrzehnte immer wieder ordentlich in die Eier getreten wurde.

Mein superduper Super Fragrance. Du bist'n echt harter Knochen. Ich begegne dir mit allem gebotenen Respekt. Und insgeheim liebe ich dich abgöttisch...
3 Antworten