Taniya

Der erste Auftrag von Flowerbomb wird seinem Namen gerecht.
Ein Blumenmeer explodiert in meiner Nase.
Ich kann keine einzige der Blumen identifizieren, aber das stört nicht, das Gesamtkonzept ist einfach lieblich.

Eine halbe Stunde später jedoch, fängt die Szenerie an sich zu wandeln.

Ich bin wieder zwanzig Jahre alt und befinde mich, nach einer langen Partynacht, auf dem Heimweg.
Es ist Hochsommer und die kühle Brise der Morgendämmerung kämpft noch tapfer gegen die Wärme der langsam heran schleichenden warmen Sonnenstrahlen eines neuen Tages.
Die Bienen fangen an zu summen und die Vögel zwitschern bereits vergnügt vor sich her.
Und während der Rest der Welt noch schläft, nehme ich erschöpft, mit meinen Schuhen in der Hand, Barfuß, die Abkürzung durch ein Wildblumenfeld nach Hause.

Sicher noch etwas angesäuselt von den zahlreichen bunten Cocktails vergangener Nacht.
Und während ich die laue Sommerbriese und die zahlreichen Blumendüfte um mich herum genieße, steigt mir ein penetranter Zigarettengestank in die Nase und ruiniert diesen herrlichen Augenblick.
Es ist nicht meiner, vielleicht hat er sich in den letzten Stunden auf meiner Haut und in den Haaren festgesetzt.
Es riecht widerlich, aber genauso wie man nun mal riecht wenn man einige Stunden in einem Kleinstadtclub verbracht hat.

Es ist eine interessante Kombination, von einem Blumenmeer umringt, die Füße berühren feuchtes Gras, und ein Aschenbecher in den Haaren.
Wahrlich Interessant.

Irgendwann zuhause angekommen, springe ich sofort unter die Dusche, um diesen Smog abzuwaschen bevor mir davon übel wird, um so frisch wie möglich in mein Bett zu steigen.
Und während ich dann langsam die Augen schließe, trägt der Wind noch einen letzten zarten Hauch des lauen Sommermorgens durch das offene Fenster, aromatisiert durch das vertraute Blumenbeet meiner Eltern.


Nachwort
Keine Ahnung was der Zigarettenrauch in diesem Duft verloren hat oder wo der überhaupt herkam, aber er hat ihn ruiniert. Vielleicht liegt es an meiner Haut dass der Duft sich so entwickelt, wirklich schade.

Aber die Assoziation die dadurch geweckt wurden waren trotzdem recht angenehm. Wieder in diesen alten Zeiten zu schwelgen als man noch jung, unbeschwert und leichtsinnig war und immer wieder etwas Neues erlebt hat.
Es war eine schöne Zeit, und es ist auch genau so schön dass sie vorbei ist.
Danke für diesen Ausflug Flowerbomb, aber das reicht erstmal für die nächsten zehn Jahre.

Ich habe früher nie verstanden warum Leute so viel Geld für Designerdüfte ausgeben, Drogeriendüfte rochen doch einfach genauso gut. Ich verband damals teure Parfüms mit Düften älterer Frauen, gezeichnet von schweren Kräutern und Ölen.
Die Welt meiner Freunde und mir bestand aus Mexx, Bruno Banani, und für die mit etwas mehr Taschengeld durfte es auch mal Escada sein.
Wobei sich letzteres, in meinen Augen, nur im Preis von den übrigen unterschied.

Irgendwann in der Uni dann, kaufte meine Mitbewohnerin sich "Si" von Armani. Sie war besessen von diesem Duft, ich hingegen konnte da nichts gutes daran erkennen. Es war wieder nur ein teuerer Duft der in mir nur die Assoziation von älteren Frauen weckte.

Aber ungefähr zur selben Zeit, um 2016 rum, lief die Olympea Werbung im Fernsehen an, und ich war fasziniert. Das Paco Rabanne PR Team hat ganze Arbeit geleistet.
Und ich, die immer so stolz war das Werbung nie einen Einfluss auf mich hatte, ja ich weiß, niemand ist wirklich immun, war fasziniert. Es war natürlich auch meiner großen Liebe für Mythologie geschuldet, dass hier ein empfindlicher Nerv getroffen wurde.
Und so wuchs meine Neugierde auf dieses moderne Meisterwerk.
Bei der nächsten Gelegenheit probierte ich diesen Duft in der türkisernen Parfümerie aus.
Der erste Sprüher versetzte mich in eine andere Welt, ich weiß nicht einmal mehr in welche, aber ich weiß dass ich da nie wieder raus wollte.
Mich umgab eine Aura, die alle Alltagssorgen vergessen lies, ich war an einem idyllischen Strand, umgeben von Mandarine, Vanille, und Salz. Es war ein Geruch der mir noch nie untergekommen war.
Er war schwer und leicht, süß und salzig, blumig und herb zugleich. Und die Vanille, die ich nie wirklich mochte, war aphrodiesierend.

Einfach Elysisch, anders kann ich diesen Duft nicht beschreiben.

Es fühlte sich an als hätte ich endlich etwas gefunden, nachdem ich ohne es zu wissen, sehr lange gesucht hatte.

Aber die Ernüchterung folgte auf Anhieb, 50€ für 30 Milliliter.
Und so schnell wie ich in die Idylle katapultiert wurde,
so schnell flog ich auch wieder hinaus.
Ich stand bestimmt 20 Minuten im Geschäft, starrte einfach in die Leere und versuchte jedes einzelne Duftmolekühl in mir aufzunehmen und abzuspeichern in dem Wissen, dass dieser Preis einfach nicht zu rechtfertigen war.
Irgendwann siegte jedoch die Vernunft, und ich ging.
Die nächsten Monate trauerte ich voller Sehnsucht, intensiver als es angemessen wäre, um diese Offenbarung.
Ich las sehr viele Rezensionen im Internet, entdeckte so auch so dieses wundervolle Forum, und steigerte mich immer weiter hinein.
Irgendwann, ein paar Monate später, zeigten die Götter des Kommerzes sich gnädig und beschenkten ihre Vasallen mit einem Sommer Sale.
Von da an war es vorbei, nun konnte ich nicht mehr anderes und schlug zu, und obwohl es auch in dem Sale nicht unbedingt günstig war, und wiedererwartend aller Vernunft, stellte sich nie Reue ein.
Ganz im Gegenteil, dieser erste Kauf war nur der Anfang einer wirklich kostspieligen Liebschaft.

Ich trug diesen Duft eine sehr lange Zeit fast täglich.
Und auch wenn ich inzwischem wohl aus Olympea rausgewachsen bin, werde ich niemals vergessen welche Welt mir durch ihn geöffnet wurde.
Ab und zu trage ich ihn auch heute noch, sechs Jahre später, einfach um der süßen Nostalgie zu fröhnen.