TheBladi11

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1 - 5 von 20
TheBladi11 vor 1 Jahr 17 22
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der wahre Angel's Share - oder: Erwachsene Vanille für Highlands-Whisky-Liebhaber.
Ich gebe es zu: Ich war schon immer ein Genussmensch und bin es natürlich auch heute noch.

Begonnen hat alles mit Gaumenfreuden (es kamen später hinzu: Rauchfreuden (Zigarren), Riechfreuden (Parfums), Schlüsselkinder mussten eben meist selbst kochen, insofern das ältere Geschwisterkind nicht dazu bereit war, so begann meine Kochkarriere schon im Prinzip mit der Einschulung.

Kommt Zeit, kommt Verbesserung - es blieb nicht nur beim Kochen, ich fing auch mit dem Backen an.
(erst am Letzten Wochenende mal wieder eine Zuger Kirschtorte) und so konnte ich dann auch nicht anders, als mich letztendlich zum Koch ausbilden zu lassen.
Das ist nun fast 12 Jahre her und ich arbeite schon lange nicht mehr in diesem Beruf - warum?
Ich koche einfach zu gerne & vermisste die fast schon meditative Art des "Zuhause-Kochens" - man möchte einfach wenn man den ganzen Tag nichts anderes macht, Zuhause nicht auch noch groß am Herd stehen.

Heute ist alles anders, ich habe meine Freude für diese Beschäftigung wieder gefunden.
Derzeit arbeite ich manchmal noch in einem Irish Pub → Bartender.
So kam ich immer intensiver in Kontakt mit den unterschiedlichsten Whiskysorten & da ich eine kleine französische fahrbare Minibar aus Glas, Metall & mit goldenen Ornamenten (Anfang 1930'er-Jahre) geerbt habe, wurde diese immer voller.

Eun McCall bewirbt seinen neuen Duft wie folgt:
"Explore the whisky making process as a whole with a focus on the oak casks
used to store the legendary spirit – capturing the very process by which sympathetic aromatics (what was in the oaken cask before? Sherry? Cognac? Rum?) leach from copper-fired vessels into whistle-clean new-make while aging into something sweet, dark, rich and woody.
We were determined to capture the experience of sticking your head inside an empty whisky cask – those complex residual scents are so compelling..."

Der Whisky-Liebhaber, zu dem ich mich immer mehr entwickel(t)e, war damit natürlich sofort angesprochen.
Aber was soll der Querverweis auf Angel's Share von Kilian ?
Nunja, ich bin kein großer Fan von diesem, da:

1. Zu süß.
2. Er auf mir eine fettige Note entwickelt, die mich an Fastnachtkrapfen bzw. Fettgebackenes erinnert...
3. Dem Namen nach irreführend (der Begriff des "Engelsanteils", kommt ursprünglich natürlich
aus dem Whisky-Bereich, auch wenn dieses Phänomen bei anderen Fass-Spirituosen ebenso auftritt) und da der im Angel's Share enthaltene
Cognac eine ur-französisches Spirituose ist, macht der Begriff noch weniger Sinn.
Im Übrigen habe ich trotz der Verbindung zur Henessy-Brennerei, in Angel's Share nie eine Cognac-Note gehabt, sondern allenfalls
durch den deutlichen Apfel & Zimt-Einschlag - Calvados, aber ich schweife ab...


Auftakt/ Eröffnung:

Direkt nach dem Aufsprühen, dominiert kurz eine scharf-sprittige Note, vergleichbar mit dem leichten Brennen einer Spirituose auf der Zunge beim ersten Schluck (bevor man den guten Tropfen im Mund verteilt & die Geschmacksknospen anficht) es folgt herbes fast sprödes Malz.
Die Alkoholnote verflüchtigt sich immer mehr & gibt eine erst blumige (Ylang-Ylang & Jasmin) und etwas später fruchtig-mürbe (Birne & Kamille) Ledernote frei, die, soviel kann jetzt schon verraten werden, auf meiner Haut dauerhaft präsent bleibt - wobei sie nach dem Drydown am Ehesten einem viel genutzten Voll-Leder-Rucksack (die, diese Waldorfschüler tragen) gleichkommt.

Verlauf:

Durch das Leder schält sich nun die Bourbon-Vanille hindurch, sie mimt von nun an, mit dem Leder zusammen das Führungsduo. Noten von verwittertem Ahornlaub & Eichenholz, typisch für Whisky-Fässer, sind randständig hinzugefügt & in Nuancen immer wieder wahrzunehmen. Die Vanille, ist trotz Karamell, für meine Nase nie zu süß, ist auch keine knallige Vanille, eher dunkel, wie eine frisch aufgeschnittene Schote hervorragend verblendet! Labdanum sorgt in diesem Teil wohl für eine erweiterte Zeitspanne der Ledernote & lässt es spröder erscheinen. Kaffee nehme ich höchstens minimal war, wenn dann, eher in Form einer herben Untermalung.

Ausklang:

Vanillig-malzig-warme Holznoten diverser Couleur & das Leder bleiben beständig, der Ahorn lugt immer mal wieder hervor. Eine fein-staubige Note (Kakao) ist nun ebenfalls zu erriechen.

Ist Eun McCall's Mission also gelungen? Ja, definitiv!

ABER:

Ich persönlich, bevorzuge mittlerweile meine Whisky's jedoch rauchiger bzw. torfiger,
gerne auch mit einem medizinischen Einschlag von Seetang bzw. Iod. (Islay, Skye, Orkney)

Wäre dieser Duft ein schottischer Whisky so wäre er ein typischer Vertreter der Highlands.
Aus meiner Sammlung derer, die aktuell offen sind erinnert der Duft mich am Ehesten:

An einen Blend (wenn's das gäbe) des Tomatin 12 & dem Aberfeldy 12 - lediglich minus das für diesen sehr weichen Vertreter oft beschriebene Heidekraut.

Ich suche immer noch einen Duft der olfaktorisch meinen absoluten Lieblingswhisky abbildet (Lagavulin 16 → Torfrauch, Meersalzige Gischtnoten, Trockenfrüchte) aber gut, solange es diesen (noch) nicht gibt - nehme ich eben sehr gerne mit diesem Vorlieb!

Gegen eine Connaisseur-Limited(Extreme?)-Version von Spiritcask, mit Torfrauch & stürmischen Seenoten hätt' ich so gar nichts einzuwenden ... Trau dich, Eun!
(Ich weis, dass dies möglich wäre...)

Ich bedanke mich ️herzlich für's Lesen & wünsche einen genussreichen Abend!
Was bleibt mir noch zu sagen?
Ahja: Sláinte! :)

Zum Schluss lasse ich nochmal Herrn McCall sprechen:
"Spiritcask is a boozy, easy wearing - yet still unique and interesting Vanilla."
22 Antworten
TheBladi11 vor 1 Jahr 17 17
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Michaels Masterpiece - oder: Eine Handtasche für einen Flakon.
Vorneweg:
Dieser Duft ist auch heute noch mein absolutes Lieblingsparfum. Es ist gleichzeitig auch der bisher einzige Duft dem ich die volle, hier mögliche Punktzahl gegeben habe. Warum? Lest selbst...

Erstmals gerochen habe ich ihn an meinem ältesten Cousin im Winter 2002, da unsere Familie recht groß ist & weit verstreut, in Deutschland, Italien den USA und in den Niederlanden lebt - wird meist recht früh im Herbst geplant wo der Heilige Abend sowie die zwei Weihnachtsfeiertage verbracht werden.
Im Jahr 2002 war dies in einer kleinen Stadt etwas ausserhalb von Frankfurt der Fall.

Von meinem Cousin, der 7 Jahre älter als ich ist - erhielt ich bei der Ankunft erstmal eine Herzliche Umarmung & da schnupperte ich etwas, dass ich sofort umwerfend gut & sehr anziehend fand... wie das aber so ist, habe ich natürlich nicht nachgefragt um welchen Duft es sich handelte.

Am Morgen des 25.12. nach dem Duschen stand ich vor dem Badezimmer-Spiegel und auf der Anrichte etwas abseits stand er:

Der wunderschöne, perfekt quadratische Flakon von "Michael for Men" - der Deckel sieht aus wie schwarzer Marmor, durchzogen von weißen Quarzsedimenten & jeder Flakondeckel ist einzigartig & besitzt eine eigene 'Maserung'.

Ich konnte nicht anders, also Deckel ab & auf jede Halsseite ein Spritzer, an den Handgelenk-Pulspunkten dasselbe... untem beim Frühstück angekommen, ruft plötzlich meine Tante von Oben: "Hä? Ist der Christian schon wieder da? Ich dachte der sei gestern Abend noch zu seiner Freundin gefahren... hier riecht es nämlich stark nach ihm..." Ich sagte nichts und blieb am Frühstückstisch sitzen, meine Schwester neben mir rümpfte bereits die Nase...

Es kam wie es kommen musste, zum Mittagessen kam mein Cousin mit seiner damaligen Freundin & erkannte bereits im Gang bei der Garderobe: "Aha! Da hat wohl jemand meinen Michael heute morgen aufgetragen..."
Allerdings mit einem Lächeln auf dem Gesicht & einem gleichzeitigen Augenzwinkern.
Da wir uns damals als Kinder bzw. Jugendliche gegenseitig in der Regel nichts schenkten (für Geschenke waren Erwachsene verantwortlich) war ich umso mehr erfreut, dass mir der liebe Christian einen Tag später kurz vor unserer Abreise seinen Rest-Flakon in die Hand drückte, mit einem breiten Grinsen & den Worten:
"Hier bitteschön, damit hast du schonmal einen Duft wenn du in 2-3 Jahren auch endlich mal ohne Begleitung in Clubs reinkommst." Er selbst hatte zu Weihnachten von seiner Mutter einen nagelneuen Flakon bekommen, sodass er mir den noch gut halbgefüllten, guten Gewissens überlassen konnte - & wie riesig ich mich gefreut habe... :)

Kommen wir kurz zum Duft an sich, bevor die Geschichte um einen Tausch der etwas anderen Art erzählt werden soll.

Auftakt/Eröffnung:
Eine unwiderstehliche Mélange aus Sternanis, saftig-grünem wie für dieses Kraut üblich, leicht seifigem Koriander, verfeinert durch spritzige Bergamotten-Frische & dem schönsten Lederakkord den ich bis heute gerochen habe. Elemiharz sorgt hier bereits für einen sehr gepflegten, dezent 'After-shavigen' Ton. Die Kopfnote ist ein maskuliner Head-Turner allererster Güte und in dieser Qualität für mich, bis heute unerreicht.

Verlauf:
Zur Kopfnote gesellt sich nun Pfeifentabak hinzu, allerdings nicht die Diabetiker-Tabakwaren aus Düften wie "Ambre Tabac | Daniel Josier" oder Konsorten. Sondern im Gegenteil, dunkler fast harziger Virginia & feuergetrockneter Kentucky-Tabak, unterlegt von dezenter Gewürznelke.
Extrem ähnlich zur Pfeifentabak-Sorte 'Three Nuns' von Bell's, die mein Vater früher, als er noch rauchte, genoss. Der Weihrauch ist angenehm dezent & überhaupt nicht sakral, sondern eher fruchtig-herb - ein Zustand der die nun immer stärker pulsierende Ledernote perfekt komplimentiert. Und nein, das ist kein derbes, verlebtes oder verrauchtes Leder, sondern weiches anschmiegsames Suede von aber doch recht grobporiger Qualität, letzteres macht diesen Duft eindeutig maskulin, bzw. verleiht ihm eine gewisse "Edgyness", jedoch ohne als rauh oder schroff bezeichnet werden zu können.

Ausklang:
Die Herznoten bleiben präsent, aber treten nun einen Schritt zurück & eine saftig-likörige Pflaume betritt die Bühne, vermutlich wegen dem Elemiharz & den getrockneten Früchten mit einem leichten Schwips versehen, harmoniert sie toll mit dem erdigen Patchouli und dem zweifellos (für meine Nase!) indischen Sandelholz.

Wie man aus meiner Beschreibung entnehmen kann ist dies also in erster Linie ein (Wild)-Leder-Duft, dem diverse Komplimentärnoten anheim gestellt worden sind. Ja, die Tragbarkeit ist definitiv begrenzt & 2-4 Sprüher sind absolut ausreichend. Mit dieser Menge ziehe ich für mind. 3h eine ordentliche Duftschleppe hinter mir her und ich kann, wenn ich den Duft Abends auftrage am nächsten Morgen, noch genügend wahrnehmen. Dezenter aufgetragen (evtl getupft) ist der Duft im Alltag tragbar - aber da kann ich Achilles nur beipflichten - dafür ist der eigentlich viel zu schade, denn er ist im allerbesten Sinne ein Duft für's Clubbing!

Mit 16 Jahren, war es mir endlich möglich auch in Clubs zu kommen, okay damals nur bis 22 Uhr, aber immerhin. Meine damalige Freundin war 2,5 Jahre älter wie ich & arbeitete an den Freitagen an denen in unseren örtlichen Clubs die Events für die U18-Meute stattfand, oft im Nachtdienst. (Krankenpflegerin)
Sodass sie oft morgens gegen 7 Uhr zu mir ins Bett kroch & sich erstmal eine gehörige Mütze Schlaf gönnte.
Nicht selten kam dann der Kommentar: "Mhhhm, hier riechts soooo gut - warste gestern Abend wieder feiern?"
Eigentlich hätte sie sich die Frage auch sparen können, da sie mir irgendwann erzählte, dass sie immer schon an meiner Jacke in der Garderobe riechen konnte ob ich am Vorabend auf der Piste war - oder eben nicht :D
& ja sie liebte den Michael Kors, vermutlich zu dieser Zeit mehr wie ich...

Ende 2012 neigte sich der 100 ml-Flakon langsam seinem Ende zu & ich konnte den Duft nirgends finden, und wenn, dann zu so maßlos überzogenen Preisen (als Student damals...), dass ich tatsächlich Angst hatte meinen Signatur-Duft zu verlieren...
Es muss wohl Anfang Dezember gewesen sein, ein guter Freund befand sich in den USA und wir 'skypten', ich weis heute nicht mehr wie wir darauf kamen, aber er sagte mir er hätte einen verrückten kleinen Laden entdeckt der nur aus Vintage-Handtaschen & Vintage-Düften bestehen würde & er hätte dort einen Flakon des "Michael for Men / Michael Kors for Men (2001) (Eau de Toilette) | Michael Kors" entdeckt, und ich hätte doch noch eine alte Michael Kors-Handtasche rumliegen die niemand haben wolle...

Also bot er der Dame dort an, den Flakon gegen die Handtasche von Michael Kors zu tauschen & noch am nächsten Tag versendete ich die leicht angestaubte aber top erhaltene Damen-Handtasche in die Staaten - sie ist gut angekommen & mein guter Freund brachte mir einen nagelneuen eingeschweißten 100ml-Flakon mit, den ich heute noch nutze & der glücklicherweise noch mehr als 1/2 voll ist.

Meine Zeit des extremen Clubbings, ist mittlerweile vorrüber - aber wenn ich ab und an dann doch noch Lust habe, begleitet mich auch heute noch dieser geniale Duft!
Warum 10?

Weil es keinen Duft gibt, an dem mehr positive Erinnerungen hängen & für den ich mehr Komplimente vollkommen unabhängig von Geschlecht oder Stand des Komplimente-Gebers bekommen habe, dazu kommt noch die optimale Verbindung mit meiner Hautchemie - Schlichtweg: Einzigartig!

*Imaginärer Knicks* vor Harry Frémont & Liebsten Dank für dieses Meisterwerk!
17 Antworten
TheBladi11 vor 2 Jahren 11 13
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Flüssiger-Grapefruit-Amber - oder: Von der Freude, wenn die Duftnoten-Pyramide stimmig ist.
Dieser Flakon wurde mir von einer lieben Freundin aus ihrem Frankreich-Urlaub mitgebracht.

Da ihr bekannt ist, dass ich ein großer Liebhaber von Amber-Düften bin, konnte sie nicht anders - zu meinem Glück!

Der Flakon ist aus massivem Glas gefertigt, mit einer guten Haptik & hat ein aufgeklebtes Etikett, welches optisch an das Fell eines 'Goldesels' erinnert.
Der Sprüher ist goldfarben & gibt einen ziemlich feinnebligen Sprühstoß ab, der sich großflächig auf der Haut verteilt.
Der Deckel ist leider aus schwarzem Plastik, das ist aber auch das Einzige was ich an der Präsentation auszusetzen habe.

Auftakt/Eröffnung:

Saftig-Frische Grapefruit-Zeste, mit einer angenehmen Säure, getoppt mit fruchtiger Schärfe durch den Rosa Pfeffer & begleitet von einer leicht erdig-würzigen Ingwerknolle.
Die gesamte Kopfnote, kannn man knapp 10 min sehr gut wahrnehmen, bevor die Herznoten offenbart werden.

Verlauf:

Die Grapefruit-Zitrik bleibt im ganzen Duftverlauf erhalten, und wird nun durch Muskat (dezent pieksig) & eine Praliné-artige Süße ergänzt, die aber glücklicherweise nicht zu süß daherkommt, eher wie Zartbitter-Schokolade (mit 55-65 % Kakaoanteil) also mürb-herb, dazu gesellt sich noch eine adäquate Prise Ceylon-Zimt.

Ausklang:

Der namensgebende 'Liquidambar styraciflua' entfaltet nun sein volles Potential, auch dieser hat die für klassische Amberdüfte, so typische Wärme im Gepäck - komplimentiert durch lehmig-staubigen vollkommen unmuffigen Patchouli, der hier eher pudrig ist.
Die Tonkabohne, hier nicht wie oft süßlich, sondern angenehm seifig steuert dieser Kreation einen sauberen Eindruck bei.

Ein in seiner Gesamtheit ziemlich gelungener Flüssig-Amber, der mit Sicherheit in der aktuellen herbstlichen Jahreszeit, häufig zum Einsatz kommen wird.

Insbesondere die in der Überschrift bereits erwähnte Freude, über eine Pyramide die genau das hält was sie verspricht - sei hier unbedingt noch lobend erwähnt!

Selten habe ich einen Duft gerochen, bei dem man alle Bestandteile der Pyramide so gut herausriechen konnte. Das ist schon sehr gut gelungen & für jeden der diesen Duft testet, eine kleine Reise durch den Amber-Fluss.

Sillage & Haltbarkeit können sich mit deutlich höherpreisigen Ambern messen - 5 Duftstöße halten bei mir länger als einen Arbeitstag durch (8 h + X) & der Duftschweif, dezidiert die ersten 3h ist definitiv gehobenes Niveau.

Sehr gute Arbeit Aubusson & ein Amber der mit der allzeit präsenten Grapefruit, unter den klassisch wärmenden Ambern, mit Sicherheit als Sonderling angesehen werden kann.
13 Antworten
TheBladi11 vor 2 Jahren 11 15
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Mustang'eske Yak-Moschus-Reminiszenzen - oder: Der Schneeleopard.
Auf der Suche nach Düften mit 'animalischem Moschus' (derzeit gibt es lediglich exakt 100 Düfte hier in der Datenbank mit diesem Inhaltsstoff) bin ich auch auf diesen hier gestoßen. Nachdem ich ein wenig die Website des Herstellers durchstöbert habe & währenddessen einen großen Teil aus deren Portfolio hier in die Datenbank einpflegte - kam ich immer wieder auf diesen zurück & wagte einen Blindkauf!

Warum?

Sowohl die Pyramide als auch die Beschreibung der Parfumeurin, was sie mit diesem, aussagen möchte, sagten mir enorm zu.

Es folgt nun ihr Kommentar zu dieser Kreation:

“In making this fragrance, I wanted to create a scene in the mountains of Tibet, in the season when the air is crisp and flakes of snow are beginning to fall.
Himalayan forest herbs, rich soil, tundra, and conifer trees are still grey-blue-green but will soon freeze and sparkle.
A shy, alert snow leopard is barely noticeable as she slowly prowls, camouflaged by the rosettes on her thick, warm fur, her luxurious cloak of invisibility.”

Der Flakon ist aus massivem Glas gefertigt & liegt sehr gut in der Hand.
Zugehöriger Deckel besteht aus geöltem Wurzelholz & schließt magnetisch perfekt ab.
Der Sprüher lässt sich halb (1x Klick!) oder ganz durchdrücken (2x Klick!) und gibt demnach
eine kleinere (perfekt für die Handgelenke) oder große (optimal für Hals/Dekolleté) sehr feinneblige Duftwolke ab.

Eröffnung/Auftakt:

Blumig-animalischer & auch leicht alkoholischer Moschus, fast wie pures Aceton.
Letzteres legt sich allerdings nach gut einer Minute auf der Haut, merklich & der Duft gibt
gemächlich, fast schon träge die anderen Noten der Pyramide frei.

Verlauf:

Zur Blumigkeit & der durchgehend sehr dominanten Animalik gesellen sich Nuancen von Rosmarin & Koriander sowie feines Nadelbaumharz. Sehr dezent hintergründig ist eine diffizile Note von seifigem Tonka vermischt mit Salz zu vernehmen, unterstützt von etwas düsterer Mineralik - die ich am Ehesten mit dem Geruch von Feuerstein verbinde. Dieser Mittelteil des Cloak Musk ist die große Stärke dieses Duftes - bis zu 4h nach dem Aufsprühen verweilt dieser olfaktorische Eindruck.

Ausklang:

Nach gut 4h wird der ganze Duft ruhiger, die Animalik macht jetzt einer frisch wirkenden Blumigkeit Platz, bleibt aber immer noch präsent. Schneepflanze ist für mich nicht auszumachen - halte ich persönlich aber auch für recht schwierig, da die meissten Schneepflanzen nämlich komplett geruchlos sind. (Für menschliche Riechorgane!) - diesen Part kann man noch gute 4h erleben.

Haltbarkeit & Sillage:

Mit insgesamt 4x Sprühern, war ich für mehr als 8h ziemlich gut für mein Umfeld wahrnehmbar.
Danach war er für mich noch gute weitere 4h hautnah, aber immer wieder zu erriechen.

Ich verbinde diesen Duft mit dem Königreich Mustang, das ich zusammen mit meinem Vater, dessen
bestem Freund und zwei einheimischen Sherpa's, einem Maulesel & 2 Packpferden, zuletzt 2018 zu Fuß durchquert habe. Dabei sind wir den Kali Gandaki flussaufwärts 'getrekkt' & kamen dort immer wieder an Herden von Yak's vorbei, die von den Einheimischen dort, als Transporttiere v.A. zum Feuerholz-Sammeln & wegen ihrer vorzüglichen Fell-Wolle und der für 'Westler' zu Anfangs, sehr speziell schmeckenden Yak-Milch gehalten werden.
Aus Letzterer werden zwei Arten von Käse produziert, die erste Variante erinnert an körnigen Frischkäse, während die zweite Sorte, klassischem Schweizer Bergkäse, nur ungefähr 3x so intensiv im Geschmack, nahe kommt - aber das nur am Rande.

Dieser Cloak Musk fängt den Geruch dieser freundlich-gutmütigen Tiere optimal ein & erinnert an das karge, schroffe, ja fast menschenfeindliche, im Sommer immer mehr austrocknende Flussbett des Kali Gandaki.

Die frische, schneegeschwängerte Morgenluft (permanent über 2500 m) ist absolut unvergesslich &
hat Einzug in dieses aussergewöhnliche Eau de Parfum gefunden.

Shelley Waddington ist ihre Mission, die sie sich mit diesem Duft vorgenommen hat, definitiv gelungen.

Tragbar zu allen Anlässen, ich empfehle sogar explizit den mal bei < 30° C auszuprobieren.

Denn auf warmer, eventuell sogar schwitziger Haut entwickelt er ein unvergleichlich schönes Aroma, verbindet & unterstützt den Eigengeruch des Trägers & hat auf mich sogar, wenn auch eher unterschwellig - eine angenehm aphrodisierende fast schon euphorische Wirkung.
15 Antworten
TheBladi11 vor 2 Jahren 20 13
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Neuffer's Neuster Streich - oder: Mittagsschläfchen mit Milch-Lämmern in Opa's Heu-Schuppen.
Dieses Parfum ist die Dreißigste Kreation von Annette Neuffer.

Erstmals gelistet von ihr selbst, wurde ich beim erneuten Stöbern durch ihr gesamtes Schaffenswerk,
auf Estate aufmerksam.
Die Pyramide enthält mit Salbei, provenzalischem Lavendel, Melone sowie weißer
Ambra einige meiner Lieblingsnoten.

Der Flakon besteht aus schwerem Glas, ist rundlich geformt & hat eine prächtig-massive goldene
Kappe, auf der im Umlauf der Name der Parfumeurin eingestanzt ist. Vorne prangt ein Gold-Schwarz-Türkises, handgeklebtes Etikett mit dem Namen des Duftes sowie der Parfumeurin.

Mir gefällt diese schlichte Eleganz.

Laut Etikett auf der Unterseite, handelt es sich um Charge I & um ein sogenanntes Double-Extrait.

Beim ersten Schnuppern am Sprüher musste ich sofort an diverse Massageöle denken, die ich mein Eigen nenne und die fast täglich zum Einsatz kommen.

Erste Assoziation: Zitronenmelisse!

Also fix ein Sprüher auf den Hals & Nacken, und auf beide Handgelenke.

Eröffnung/Auftakt:

Spritzige fast schon ätherische Zitrusfrüchte, Noten von säuerlicher Bergamottenschale & Bitterorange fügen sich mit
süßlichen Akzenten der Dominikanischen Wildorange zu einem Sonnendurchfluteten Bouquet zusammen, durch Wacholder/Rosmarin/Salbei & Minze erhält man nach wenigen Minuten einen Eindruck von frisch gepflückter, kühlender Zitronenmelisse.

Eine Hallo-Wach!-Kopfnote die wunderbar erfrischend ist und bei mir für ein absolutes Hochgefühl sorgt!

Verlauf:

Die Kopfnote hält sich bei mir für knapp 2h, aber schon während dieser 2h, lugt der provenzalische Lavendel hervor.
Nach 2h übernimmt dieser die Hauptrolle & verbindet sich mit der Kopfnote zu etwas, das mich ab genau diesem Moment, an meine frühe Kindheit auf dem Lande erinnert - in der mein Lieblings-(Spiel)platz die Heuscheune meines Großvaters war.
Daher habe ich etliche Stunden, mit Milch-Lämmern die von Hand mit der Flasche gefüttert werden mussten, im Heu verbracht & bin teilweise dabei selbst eingenickt...

Der zu dieser Zeit noch übliche, üppige Bauerngarten direkt am Haus, war um diese Scheune herum & von Spät-Frühling bis Sommer blühten dort allerlei
(Küchen-)-Kräuter, aber auch Lavendel, Zitronenverbene und anderes Duftendes...

Der nun dominante Lavendel verbunden mit der Zitrik, erschafft einen Eindruck von trockenem (noch) recht frischem Heu, das auch einige Wildblumen enthält - ich nehme an dies kommt von der Florentinischen Schwertlilie, der Tiaré sowie dem Ylang-Ylang.
Tatsächlich kann ich hier ganz fein, frisch aufgeschnittene Wassermelone immer wieder für kurze Zeit wahrnehmen. Das Neroli kam hier wohl hauptsächlich zum Verlängern des Dufteindrucks der Kopfnote zum Einsatz, welche nun immer zarter & auch minimal süßlicher wird.

Der Drydown insgesamt dauert bei diesem Duft wirklich erstaunlich lange & habe ich von dieser Dauer bislang noch nicht erlebt - spricht aber hier selbstverständlich für die exzellente Qualität.

Ausklang:

Die Lavendel-Wildblumen-Heu-Assoziationen bleiben bis zur Basisnote erhalten & erst nach gut 10h zeigt sich auf meiner Haut eine anschmiegsam-dezente Holzigkeit (Mysore-Sandelholz/Hinoki) die eine diffizile Wärme durch das weiße Ambra an die Seite gestellt bekommen hat. Eingerahmt wird diese, durch Vetiver/Ambrette & Tonkabohne, die hier für eine klaren, natürlichen Akkord sorgt & sich optimal in das Gesamtbild einfügt.

Dieser Duft lädt wahrlich zum Entspannen & zum Träumen ein!

Er passt hervorragend in den Frühling & Frühsommer und erzeugt das Verlangen sich mit der Liebsten bzw. dem Liebsten im Heu zu wälzen, zu dösen und diese teils doch sehr anstrengende Welt, hinter sich zu lassen und nie mehr Aufzustehen!

Ganz nach dem Motto: WIR brauchen nur UNS.

Chapeau Madame Neuffer & Dankeschön für dieses extraordinäre Kleinod & die Zeitmaschine in Flakon-Form.

Ihr wisst schon wo ihr mich findet... Ich bin dann mal im Heu! ;-)
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