
BeJot
94 Rezensionen

BeJot
Sehr hilfreiche Rezension
14
Desolation Peak - mit Abstand, ganz drin
Im Flieger nach Seattle sitze ich, mit einem Sprüher Desolation Peak am Handgelenk. Ich habe Zeit, mich auf den Duft einzulassen.
Würzig, leicht zitrisch, intensiv. Dann wird er rauchig, kalte Asche, und ein klein wenig Grün. Das ist der Punkt, an dem die Erinnerung lebendig wird, als ich zum ersten Mal diesen, meinen ersten NOAM gerochen hab:
„Der Duft trifft mich total unverhofft mitten ins Herz. Erschrocken von der Intensität, der Andersartigkeit, der Macht, mit der der Duft mich in den Bann zieht. Berührt von seiner Größe, die ich nur erahnen kann, von dem Geheimnisvollen, das er in sich trägt. Ich fühle mich viel zu klein für dieses große Werk! Viel zu unerfahren. Ich kann die Weite nicht ermessen, kann dieses Meisterwerk an Parfümkunst nicht im Geringsten würdigen. Viel zu wenig Erfahrung, zu wenig Wissen.
Er ist wie ein fremdes, neues Land, von dem ich ergriffen bin, auf dessen Boden ich stehe, dessen Menschen, Kultur, Vegetation, dessen Leben ich nur bruchstückhaft, in Fetzen wahrnehmen kann. Überwältigt ziehe ich mich zurück, lege den kleinen Taschenzerstäuber, den Can mir einst geschenkt hatte, behutsam in ein Kästchen, in dem schon ein Schatz liegt: Olympic Rainforest.“
Mit dem Duft am Handgelenk wird mir klar, wie flüchtig das Leben ist. Wie wenig es festgehalten werden kann. Es wird ein paar Stunden nur anhalten, dann ist alles nur noch Erinnerung…
„Wer bin ich, dass ich eine solche Kostbarkeit genießen darf?! Kann ich sie überhaupt genießen? Gehört dazu nicht eine gewisse Reife? Wissen? Eine Nase, die in der Lage ist, einzelne Duftnoten zu differenzieren? Davon bin ich weit entfernt!
Dann lese ich Caligaris wertschätzendem Bericht über den Parfumeur (Rezension zu Dr. Bengals). Meine Hochachtung wächst immer mehr, vor dem Künstler, der diese Kostbarkeit kreiert hat. Hochachtung empfinde ich für jene, die mit Wissen und Erfahrung diese wertvollen Tropfen begreifen können, differenzieren und wahrnehmen, die Worte finden, diesen Duft zu beschreiben. Und welch ein Geschenk, die Gedanken, Geschichten, Intensionen und Assoziationen des Parfumeurs zu erfahren und in Worte fassen zu können!“
Das alles ist jetzt 2 Jahre her. Das Gefühl von damals, als ich gerade etwas Fuß gefasst hatte, in der Parfumwelt und mit diesem Duft mich völlig überfordert gefühlt habe, ist noch immer sehr präsent. Ich stehe immer wieder staunend vor dem, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat. Nicht nur, dass ich für dieses Label Flakons gestalten darf, sondern vor allem die Freundschaft, die sich daraus entwickelt hat, ist für mich immer noch ein Phänomen. Ich fühle mich so reich beschenkt, wie ich es nie für möglich gehalten hatte.
Desolation Peak hat mich herausgefordert, auf eine intensive Weise, mir einen Spiegel vorgehalten, mich sehen lassen, was ich alles nicht kann und mich ganz allmählich hereinwachsen lassen, in die Welt der Nischendüfte. Wenn alles Schützende, Schmückende abgeworfen ist, wenn ich da stehe, wie eine der verbrannten Kiefern der Kaskaden, wenn ich begreife, dass das Bisschen, was meine Duftwelt ausmacht, ausreicht, dann kann langsam, behutsam Neues wachsen. Und ich spüre, dass es nicht darum gehen muss, Duftnoten erkennen zu können, dass es andere Zugänge gibt. Ich lasse mich berühren von den Düften, lasse in mir Bilder aufsteigen, unabhängig von dem was andere empfinden, lasse Gefühle zu, die der Duft in mir weckt.
Und plötzlich sehe ich mich mitten drin in der Community, so wie ich bin. Viele haben einen ähnlichen Zugang. Ich hatte es nicht so wahrgenommen, hatte mich von der Fähigkeit der anderen blenden lassen, mit der sie analysieren und diskutieren können. Mein Zugang ist emotional, bildhaft, assoziativ. Er hängt eng mit meiner gestalterischen Fähigkeit zusammen. Das ist ein Wert, den ich immer mehr erkenne.
Mittlerweile ist Desolation Peak weicher geworden. Der Rauch hängt noch in der Luft, als Ahnung, als Erinnerung an Zeiten, in denen ich mich nackt und unfähig gefühlt habe.
Ich kann nicht sagen, was es ist, welche Komponenten in mir jetzt die Freude wecken, die mich meine Stärke spüren lassen, meine Aufrichtigkeit und Authentizität… oder doch? Vielleicht ist es die Kombination aus Myrrhe, Bienenharz und den verschiedenen Nadeln… Ich genieße dieses Gefühl.
Auf dem Flug über die Kaskaden werde ich gleich den Desolation Peak sehen können. Erkennen werde ich ihn nicht. Aber ich weiß, dass er da unten ist. Unter den Wolken ist der Berg, der kahl und mit Asche überzogen war, der heute wieder grün bewaldet ist… oder vielleicht gerade einem der vielen Waldbrände wieder zum Opfer fällt…Desolation Peak today…
10 Stunden Flug - 9 Stunden Zeitverschiebung - hundemüde falle ich ins Bett. Ein tiefer Atemzug am Handgelenk: Desolation Peak ist immer noch da.
(Ein zu diesem Duft gestalteter Flakon befindet sich in meinem Album)
Würzig, leicht zitrisch, intensiv. Dann wird er rauchig, kalte Asche, und ein klein wenig Grün. Das ist der Punkt, an dem die Erinnerung lebendig wird, als ich zum ersten Mal diesen, meinen ersten NOAM gerochen hab:
„Der Duft trifft mich total unverhofft mitten ins Herz. Erschrocken von der Intensität, der Andersartigkeit, der Macht, mit der der Duft mich in den Bann zieht. Berührt von seiner Größe, die ich nur erahnen kann, von dem Geheimnisvollen, das er in sich trägt. Ich fühle mich viel zu klein für dieses große Werk! Viel zu unerfahren. Ich kann die Weite nicht ermessen, kann dieses Meisterwerk an Parfümkunst nicht im Geringsten würdigen. Viel zu wenig Erfahrung, zu wenig Wissen.
Er ist wie ein fremdes, neues Land, von dem ich ergriffen bin, auf dessen Boden ich stehe, dessen Menschen, Kultur, Vegetation, dessen Leben ich nur bruchstückhaft, in Fetzen wahrnehmen kann. Überwältigt ziehe ich mich zurück, lege den kleinen Taschenzerstäuber, den Can mir einst geschenkt hatte, behutsam in ein Kästchen, in dem schon ein Schatz liegt: Olympic Rainforest.“
Mit dem Duft am Handgelenk wird mir klar, wie flüchtig das Leben ist. Wie wenig es festgehalten werden kann. Es wird ein paar Stunden nur anhalten, dann ist alles nur noch Erinnerung…
„Wer bin ich, dass ich eine solche Kostbarkeit genießen darf?! Kann ich sie überhaupt genießen? Gehört dazu nicht eine gewisse Reife? Wissen? Eine Nase, die in der Lage ist, einzelne Duftnoten zu differenzieren? Davon bin ich weit entfernt!
Dann lese ich Caligaris wertschätzendem Bericht über den Parfumeur (Rezension zu Dr. Bengals). Meine Hochachtung wächst immer mehr, vor dem Künstler, der diese Kostbarkeit kreiert hat. Hochachtung empfinde ich für jene, die mit Wissen und Erfahrung diese wertvollen Tropfen begreifen können, differenzieren und wahrnehmen, die Worte finden, diesen Duft zu beschreiben. Und welch ein Geschenk, die Gedanken, Geschichten, Intensionen und Assoziationen des Parfumeurs zu erfahren und in Worte fassen zu können!“
Das alles ist jetzt 2 Jahre her. Das Gefühl von damals, als ich gerade etwas Fuß gefasst hatte, in der Parfumwelt und mit diesem Duft mich völlig überfordert gefühlt habe, ist noch immer sehr präsent. Ich stehe immer wieder staunend vor dem, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat. Nicht nur, dass ich für dieses Label Flakons gestalten darf, sondern vor allem die Freundschaft, die sich daraus entwickelt hat, ist für mich immer noch ein Phänomen. Ich fühle mich so reich beschenkt, wie ich es nie für möglich gehalten hatte.
Desolation Peak hat mich herausgefordert, auf eine intensive Weise, mir einen Spiegel vorgehalten, mich sehen lassen, was ich alles nicht kann und mich ganz allmählich hereinwachsen lassen, in die Welt der Nischendüfte. Wenn alles Schützende, Schmückende abgeworfen ist, wenn ich da stehe, wie eine der verbrannten Kiefern der Kaskaden, wenn ich begreife, dass das Bisschen, was meine Duftwelt ausmacht, ausreicht, dann kann langsam, behutsam Neues wachsen. Und ich spüre, dass es nicht darum gehen muss, Duftnoten erkennen zu können, dass es andere Zugänge gibt. Ich lasse mich berühren von den Düften, lasse in mir Bilder aufsteigen, unabhängig von dem was andere empfinden, lasse Gefühle zu, die der Duft in mir weckt.
Und plötzlich sehe ich mich mitten drin in der Community, so wie ich bin. Viele haben einen ähnlichen Zugang. Ich hatte es nicht so wahrgenommen, hatte mich von der Fähigkeit der anderen blenden lassen, mit der sie analysieren und diskutieren können. Mein Zugang ist emotional, bildhaft, assoziativ. Er hängt eng mit meiner gestalterischen Fähigkeit zusammen. Das ist ein Wert, den ich immer mehr erkenne.
Mittlerweile ist Desolation Peak weicher geworden. Der Rauch hängt noch in der Luft, als Ahnung, als Erinnerung an Zeiten, in denen ich mich nackt und unfähig gefühlt habe.
Ich kann nicht sagen, was es ist, welche Komponenten in mir jetzt die Freude wecken, die mich meine Stärke spüren lassen, meine Aufrichtigkeit und Authentizität… oder doch? Vielleicht ist es die Kombination aus Myrrhe, Bienenharz und den verschiedenen Nadeln… Ich genieße dieses Gefühl.
Auf dem Flug über die Kaskaden werde ich gleich den Desolation Peak sehen können. Erkennen werde ich ihn nicht. Aber ich weiß, dass er da unten ist. Unter den Wolken ist der Berg, der kahl und mit Asche überzogen war, der heute wieder grün bewaldet ist… oder vielleicht gerade einem der vielen Waldbrände wieder zum Opfer fällt…Desolation Peak today…
10 Stunden Flug - 9 Stunden Zeitverschiebung - hundemüde falle ich ins Bett. Ein tiefer Atemzug am Handgelenk: Desolation Peak ist immer noch da.
(Ein zu diesem Duft gestalteter Flakon befindet sich in meinem Album)
12 Antworten



Zitronengras
äthiopischer Weihrauch
Bitterorange
Borneo-Oud
Bourbon-Vetiver
Choya Nakh
Grapefruit
Hyraceum
indisches Patchouli
Kiefernharz
Kiefernnadel
Kiefernteer
Schwarzfichte
Atlaszeder Absolue
Bienenharz
Burley-Tabak
Eichenmoos
Labdanum
Mate
Nagarmotha
Nootka-Zypresse
Petitgrain sur Fleurs
Piment
schwarzer Pfeffer
somalische Myrrhe
Tulpenbaum Absolue
Weihrauchzeder
Ysop
Jasmin-Sambac
Lapsang-Souchong-Tee
Mimose Absolue
Rosengeranie Absolue
Vanille
Küstenmammutbaumnadel






Eggi37
JonasP1
Danny264
Seejungfrau
Marieposa































