25.03.2025 - 13:09 Uhr

Mairuwa
53 Rezensionen

Mairuwa
Top Rezension
10
Rindenholzhaltiges Erfrischungsgetränk mit zehn Buchstaben?
Das Dilemma mancher kleinen und anspruchsvollen Duftmanufakturen ist es, dass sie aufgrund der Exklusivität bestimmter Rohstoffe und eines begrenzten Budgets nur in sehr geringen Chargen produzieren können. Die Nachfrage einer überschaubaren aber treuen Schar von Liebhabern absorbiert ihre Produktion dann mitunter so unmittelbar und vollständig, dass die Kreationen unweigerlich einem sehr kleinen Kreis Eingeweihter vorbehalten bleiben und gar nicht erst öffentlich auf dem Markt in Erscheinung treten. Dies gilt für die limitierten Düfte des Hauses N.O.A.M. und in besonderem Maße für die jährlich erscheinenden „Millefleurs“: Hier ist eine Reproduzierbarkeit nicht nur aufgrund einiger nicht nachkaufbaren Rohstoffraritäten unmöglich, sondern auch wegen der besonderen Vorgehensweise bei der Komposition (keine Waage, keine Notizen), aufgrund derer nicht einmal eine Formel der Nachwelt erhalten bleibt, sondern der Duft mit dem letzten Tropfen der produzierten gerade einmal 100ml (in Worten: einhundert Milliliter) für immer verschwindet. Das hat einerseits den Reiz des Kostbaren, weil Unwiederbringlichen; andererseits würde man einem größeren Kreis das Erlebnis dieser Sinneseindrücke wünschen. Ich weiß gar nicht recht, wie mir geschieht, dass ich auch bei dieser Kreation mal wieder zum Kreis der glücklichen Auserwählten gehöre, denen hier das Privileg einer Verkostung zuteilwird. Ich kann nur einmal mehr meinen herzlichen Dank an BeJot für ihre Großzügigkeit zum Ausdruck bringen.
In meiner Rezension des Millefleurs 2023 habe ich auf die gleichnamigen Tapisserien Bezug genommen und fand das Bild des flirrenden Musters aus vielen hellen Glanzlichtern vor einem dunklen Grund stimmig für die Beschreibung des Duftes. Man kann allerdings ebenso die Technik der venezianischen Millefiori Glasware für ein Bild heranziehen. In einem aufwändigen Verfahren werden hier Glasstäbe mit immer neuen, bunten Glasschichten überzogen und miteinander verschmolzen. In schmale Scheiben zerteilt ergeben sich so blütenähnliche Querschnitte, die der Technik ihren Namen geben und die wiederum zu größeren, neuen Mustern verschmolzen werden.
N.O.A.M. verblendet immer zum Ende eines Jahres die Akkorde, die sich im Lauf der Zeit angesammelt haben – eine Jahresauslese also, bei der gleichsam vielfarbig funkelnde Blütensterne rekombiniert und zu einem neuen Muster, einem neuen Bild verschmolzen werden. Mit weiteren Essenzen, Ölen und Tinkturen wird dieser edle „Resteverschnitt“ abgerundet und zu einem eigenständigen neuen Opus verfeinert. So wie Phrasen und Motive in der Musik und Kunst zu immer neuen Werken variiert werden können, so entsteht hier aus Bausteinen, die neu kombiniert werden, ein aufregendes neues Werk.
Im Zentrum des Duftes steht dieses Mal tatsächlich, wie es der Name nahelegt, eine ausgeprägte und sehr schöne Zitrik, bei der Zitrone und Calamondinorange, eine Kreuzung aus Kumquat und Mandarine, die Hauptrolle spielen. Gleich zu Beginn funkeln diese Bausteine auf, ergänzt durch Minze und Ingwer - ein heller, aber dennoch leicht herb-bitterer, fast scharfer Auftakt. Aber „LemOudnade“ wäre natürlich kein N.O.A.M., wenn er sich in der edelbitteren Zitruserfrischung erschöpfen würde. Bald schält sich eine grün-holzige Würzigkeit heraus. Animalik und Blüten bleiben verhalten, tragen aber zweifellos das Ihre bei. Ein sehr schönes, weiches Oud ist vernehmbar, tatsächlich auch Weihrauch, den ich zum ersten Mal bei einem Duft der Marke bewusst wahrnehme. Patchouli steht nicht in der Liste, aber die ist diesmal auch eher kursorisch als erschöpfend, und ich denke, es versteckt sich in einem Akkord, der hier summarisch als „Erde“ geführt wird. Jedenfalls ist es in einem späteren Stadium des Verlaufs sehr schön sanft, aber dennoch deutlich präsent.
LemOudnade wirkt neu und zugleich vertraut, wenn man andere Kompositionen von N.O.A.M. einmal unter der Nase hatte. Dass hier Akkorde Verwendung fanden, die man aus anderen Düften des Hauses vielleicht schon kennt, wirkt sofort plausibel. Beinahe meint man zuweilen Reminiszenzen auszumachen, zitathafte Bezüge zu bestehenden Werken. Ein Hauch von „Le Vent des Îles“ scheint einmal kurz aufzublitzen. Und auch ein Anklang von „The Dark Heart of Papua“ materialisiert sich für einen Moment assoziativ in der so typischen Weise, in der die Schweizer Manufaktur es versteht, einzelne Komponenten und Bausteine im Verlauf eines Dufteindrucks aufleuchten zu lassen. Oder handelt es sich hier nur um einen psychologischen Effekt, aus der Erwartungshaltung erwachsen?
Insgesamt jedoch meine ich hier mehr von einem klassischen Verlauf auszumachen, als bei manchen anderen Düften aus dem Haus N.O.A.M. Dieser führt nach einiger Zeit in eine zunehmend weichere, holzig-erdige Basis, die noch bemerkenswert lange nachhallt. Dass das typische Changieren, das surreale Wechselspiel kristallklar hervorblitzender Einzelnoten, für mich hier etwas schwächer ausfällt, als bei manch anderem Duft der Marke, mag allerdings daran liegen, dass ich aufgrund einer relativ kleinen Testmenge keine Zerstäuberwolke, sondern nur einen Tropfen auf dem Handgelenk als Testbasis verwenden konnte.
Insgesamt ein schöner Duft von der gewohnt hohen Qualität, die man von dem Haus mittlerweile bereits erwartet. Dennoch nicht unbedingt mein Favorit – vielleicht liegen mir die noch etwas dunkleren Düfte des Herstellers noch mehr. Aber das ist keine Kritik, sondern allenfalls ein Abwägen persönlicher Vorlieben.
In meiner Rezension des Millefleurs 2023 habe ich auf die gleichnamigen Tapisserien Bezug genommen und fand das Bild des flirrenden Musters aus vielen hellen Glanzlichtern vor einem dunklen Grund stimmig für die Beschreibung des Duftes. Man kann allerdings ebenso die Technik der venezianischen Millefiori Glasware für ein Bild heranziehen. In einem aufwändigen Verfahren werden hier Glasstäbe mit immer neuen, bunten Glasschichten überzogen und miteinander verschmolzen. In schmale Scheiben zerteilt ergeben sich so blütenähnliche Querschnitte, die der Technik ihren Namen geben und die wiederum zu größeren, neuen Mustern verschmolzen werden.
N.O.A.M. verblendet immer zum Ende eines Jahres die Akkorde, die sich im Lauf der Zeit angesammelt haben – eine Jahresauslese also, bei der gleichsam vielfarbig funkelnde Blütensterne rekombiniert und zu einem neuen Muster, einem neuen Bild verschmolzen werden. Mit weiteren Essenzen, Ölen und Tinkturen wird dieser edle „Resteverschnitt“ abgerundet und zu einem eigenständigen neuen Opus verfeinert. So wie Phrasen und Motive in der Musik und Kunst zu immer neuen Werken variiert werden können, so entsteht hier aus Bausteinen, die neu kombiniert werden, ein aufregendes neues Werk.
Im Zentrum des Duftes steht dieses Mal tatsächlich, wie es der Name nahelegt, eine ausgeprägte und sehr schöne Zitrik, bei der Zitrone und Calamondinorange, eine Kreuzung aus Kumquat und Mandarine, die Hauptrolle spielen. Gleich zu Beginn funkeln diese Bausteine auf, ergänzt durch Minze und Ingwer - ein heller, aber dennoch leicht herb-bitterer, fast scharfer Auftakt. Aber „LemOudnade“ wäre natürlich kein N.O.A.M., wenn er sich in der edelbitteren Zitruserfrischung erschöpfen würde. Bald schält sich eine grün-holzige Würzigkeit heraus. Animalik und Blüten bleiben verhalten, tragen aber zweifellos das Ihre bei. Ein sehr schönes, weiches Oud ist vernehmbar, tatsächlich auch Weihrauch, den ich zum ersten Mal bei einem Duft der Marke bewusst wahrnehme. Patchouli steht nicht in der Liste, aber die ist diesmal auch eher kursorisch als erschöpfend, und ich denke, es versteckt sich in einem Akkord, der hier summarisch als „Erde“ geführt wird. Jedenfalls ist es in einem späteren Stadium des Verlaufs sehr schön sanft, aber dennoch deutlich präsent.
LemOudnade wirkt neu und zugleich vertraut, wenn man andere Kompositionen von N.O.A.M. einmal unter der Nase hatte. Dass hier Akkorde Verwendung fanden, die man aus anderen Düften des Hauses vielleicht schon kennt, wirkt sofort plausibel. Beinahe meint man zuweilen Reminiszenzen auszumachen, zitathafte Bezüge zu bestehenden Werken. Ein Hauch von „Le Vent des Îles“ scheint einmal kurz aufzublitzen. Und auch ein Anklang von „The Dark Heart of Papua“ materialisiert sich für einen Moment assoziativ in der so typischen Weise, in der die Schweizer Manufaktur es versteht, einzelne Komponenten und Bausteine im Verlauf eines Dufteindrucks aufleuchten zu lassen. Oder handelt es sich hier nur um einen psychologischen Effekt, aus der Erwartungshaltung erwachsen?
Insgesamt jedoch meine ich hier mehr von einem klassischen Verlauf auszumachen, als bei manchen anderen Düften aus dem Haus N.O.A.M. Dieser führt nach einiger Zeit in eine zunehmend weichere, holzig-erdige Basis, die noch bemerkenswert lange nachhallt. Dass das typische Changieren, das surreale Wechselspiel kristallklar hervorblitzender Einzelnoten, für mich hier etwas schwächer ausfällt, als bei manch anderem Duft der Marke, mag allerdings daran liegen, dass ich aufgrund einer relativ kleinen Testmenge keine Zerstäuberwolke, sondern nur einen Tropfen auf dem Handgelenk als Testbasis verwenden konnte.
Insgesamt ein schöner Duft von der gewohnt hohen Qualität, die man von dem Haus mittlerweile bereits erwartet. Dennoch nicht unbedingt mein Favorit – vielleicht liegen mir die noch etwas dunkleren Düfte des Herstellers noch mehr. Aber das ist keine Kritik, sondern allenfalls ein Abwägen persönlicher Vorlieben.
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