27.01.2024 - 06:54 Uhr
Marieposa
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Marieposa
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Bali zwischen Tag und Nacht
Als wolle er mich in einen Dämmerschlaf wiegen rumpelt der Jeep über abgelegene Pisten. Duftend trocknen Gewürze auf dem noch warmen Beton in der Abenddämmerung. Nelken, Anis und Piment zwischen hellen Tabakblättern. Mit geschickten Handgriffen sammeln die Frauen des nahen Dorfes ihre Gewürze ein, bevor die Nacht anbricht. Bayrumfunkeln in den Bechern lachender Männer, aufgewirbelter Staub unter den Rädern, das trockene Heu auf der Ladefläche, auf der wir sitzen. Der Fahrer muss sich eine Kretek angezündet haben. Aus seinem Sitz quillt die Füllung wie sprödes Stroh. Rauchfäden wehen silbrig durch die Abendluft, dunkel dräuen Regenwolken am fernen Horizont, eine kühle Brise in der Tropenluft, vielleicht vom Ozean. So unbekannt das Land, doch du duftest nach Moos, wenn ich den Kopf auf deine Brust sinken lasse, nach rauen Hölzern und bitteren Limetten. Tierstimmen dringen aus der Dunkelheit des Dschungels, das Lied der Flughunde im letzten Licht des Tages. Wie leise murmelt dagegen der Wind in den herben Gräsern am Wegesrand. Das Knistern der Nelkenzigarette, ihr Glühen wie Feuer in der Ferne.
Lass die Finger durch mein Haar gleiten, dich umhüllen vom Duft des Augenblicks, dem beruhigenden Rumoren der Straße zwischen Fremde und Vertrautheit, zwischen Tag und Nacht.
**
N.O.A.M. – kurz für New Oceans And Meridians – hat es sich auf die Fahnen geschrieben, mit seinen Düften auf olfaktorische Reisen zu entführen, Geschichten von anderen Zeiten und fernen Orten zu erzählen. Ein gefundenes Fressen also für Leute wie mich, deren Hunger nach Geschichten maximal von ihrem Fernweh überboten wird – und ich stelle begeistert fest, dass das Konzept ganz wunderbar funktioniert.
Schon der Name „Kayu Kretek“ lässt ahnen, dass diese Reise nach Indonesien führen soll, obwohl ich zugeben muss, dass die säuerlich scharfe Limette, die die Kopfnote dominiert, für mein Empfinden noch nicht wirklich ortsgebunden ist. Doch bald mischt sich die etwas stechende Zitrusfrucht mit einer schönen, authentischen Note von Nelkenzigarettenrauch. Es dauert ungefähr fünfzehn Minuten bis zu diesem magischen Moment, an dem ich dann unwillkürlich und ohne es richtig zu bemerken die Augen schließe. Plötzlich bin ich wieder auf Bali, an jenem abgelegenen Winkel der Insel, wo die Leute Gewürze, Tee und Gräser in der Nachmittagssonne auf den rumpeligen, staubigen Betonpisten zum Trocknen ausbreiten. Ich kann jede Menge Nelken und Piment wahrnehmen, aber auch Anis, Vetiver (das Laub ebenso wie die Wurzeln) und genau wie damals auf Bali noch tausend andere Dinge, die ich nicht benennen kann. Dann wird der Duft immer stärker von Bay Rum, hellem Tabak und heuartigem Coumarin durchzogen, bevor sich trockene, dunkle Holznoten, leicht erdiges Patchouli und samtiges Eichenmoos durchsetzen. Über alldem schwebt immer ein wenig Nelkenrauch und sorgt für wundervolle Hell-Dunkel-Kontraste und eine erstaunliche Leichtigkeit im Duft, die mich immer ganz besonders beeindruckt, wenn sich Parfumeure wie im Fall von N.O.A.M. den Griff in die Synthetiktrickkiste versagen.
Strenggenommen ist da für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Coumarin im Duft. Und strenggenommen sind mir die dunklen Hölzer ein bisschen zu trocken und die Limette in der Kopfnote ein bisschen zu dominant, aber am Ende des Tages ist das alles Haarspalterei, weil mich der Duft in seiner Gesamtheit rundum überzeugt und ich es unendlich genieße, einfach nur die Augen zu schließen und für einen Moment wieder an jenem besonderen Ort auf Bali zu sein – was sich übrigens ungefähr einen halben Tag lang beliebig oft wiederholen lässt.
Lass die Finger durch mein Haar gleiten, dich umhüllen vom Duft des Augenblicks, dem beruhigenden Rumoren der Straße zwischen Fremde und Vertrautheit, zwischen Tag und Nacht.
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N.O.A.M. – kurz für New Oceans And Meridians – hat es sich auf die Fahnen geschrieben, mit seinen Düften auf olfaktorische Reisen zu entführen, Geschichten von anderen Zeiten und fernen Orten zu erzählen. Ein gefundenes Fressen also für Leute wie mich, deren Hunger nach Geschichten maximal von ihrem Fernweh überboten wird – und ich stelle begeistert fest, dass das Konzept ganz wunderbar funktioniert.
Schon der Name „Kayu Kretek“ lässt ahnen, dass diese Reise nach Indonesien führen soll, obwohl ich zugeben muss, dass die säuerlich scharfe Limette, die die Kopfnote dominiert, für mein Empfinden noch nicht wirklich ortsgebunden ist. Doch bald mischt sich die etwas stechende Zitrusfrucht mit einer schönen, authentischen Note von Nelkenzigarettenrauch. Es dauert ungefähr fünfzehn Minuten bis zu diesem magischen Moment, an dem ich dann unwillkürlich und ohne es richtig zu bemerken die Augen schließe. Plötzlich bin ich wieder auf Bali, an jenem abgelegenen Winkel der Insel, wo die Leute Gewürze, Tee und Gräser in der Nachmittagssonne auf den rumpeligen, staubigen Betonpisten zum Trocknen ausbreiten. Ich kann jede Menge Nelken und Piment wahrnehmen, aber auch Anis, Vetiver (das Laub ebenso wie die Wurzeln) und genau wie damals auf Bali noch tausend andere Dinge, die ich nicht benennen kann. Dann wird der Duft immer stärker von Bay Rum, hellem Tabak und heuartigem Coumarin durchzogen, bevor sich trockene, dunkle Holznoten, leicht erdiges Patchouli und samtiges Eichenmoos durchsetzen. Über alldem schwebt immer ein wenig Nelkenrauch und sorgt für wundervolle Hell-Dunkel-Kontraste und eine erstaunliche Leichtigkeit im Duft, die mich immer ganz besonders beeindruckt, wenn sich Parfumeure wie im Fall von N.O.A.M. den Griff in die Synthetiktrickkiste versagen.
Strenggenommen ist da für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Coumarin im Duft. Und strenggenommen sind mir die dunklen Hölzer ein bisschen zu trocken und die Limette in der Kopfnote ein bisschen zu dominant, aber am Ende des Tages ist das alles Haarspalterei, weil mich der Duft in seiner Gesamtheit rundum überzeugt und ich es unendlich genieße, einfach nur die Augen zu schließen und für einen Moment wieder an jenem besonderen Ort auf Bali zu sein – was sich übrigens ungefähr einen halben Tag lang beliebig oft wiederholen lässt.
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