Taurus
29.03.2023 - 02:28 Uhr
15
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Göttlich

Neulich entdeckte ich bei Perfume History, die brandneue Kollektion von Acqua di Sardegna. Sie nennt sich Shardana Luxury und besteht aus fünf verschiedenen Düften, die im Gegensatz zur schwarzen Sandalia Kollektion in bronzefarbenen Flakons angeboten wird.

Alle fünf Kreationen sind hochinteressant und machen neugierig, sich intensiver damit zu beschäftigen. Kundenfreundlicherweise und absolut serviceorientiert hat man mir von allen Neulingen Abfüllungen ausgehändigt mit denen ich mich in Ruhe beschäftigen konnte.

Meine Wahl zum erstem Test fiel auf Qadèsh, benannt nach der Siedlung am Orontes in Syrien bei der 1274 v. Chr. die erste gut dokumentierte Schlacht stattfand. Sie war die Folge einer Revolte der östlichen Mittelmeerstädte gegen die ägyptische Übermacht. Obwohl Ägypten zusammen mit Unterstützung der Shardana-Krieger seine Macht beibehielt und sogar festigte, fand die syrische Mutterschaftsschutzherrin, die ebenfalls Qadesch hieß, Eingang in seine Mythologie. Zwar wurde sie nicht zur Liebesgöttin, aber sie gewann die Herzen der Ägypter, die sie immer noch die Herrin aller Götter nannten.

Entsprechend soll Qadèsh als Eau de Parfum quasi für einen rebellischen Geist, Leidenschaft und Sinnlichkeit stehen. Auf den ersten Blick scheint das angegebene Karamell irgendwie nicht so ganz zu passen, trägt jedoch unterschwellig zum orientalischen Charakter bei. Ansonsten sind die einzelnen Ingredienzien sehr vermischt. Neben der erfrischenden Bergamotte kommt äußerst verhalten etwas Lavendel rüber, dafür umso intensiver das Muskat. Somit ist der Auftakt mit haarfeiner Säuerlichkeit frisch-würzig und erinnert mich an das klassische Massimo Dutti.

EIn wenig später wird es dank des Karamells deutlich süßlicher, ohne dass Qadèsh ins Gourmandige abgleitet. Ab hier wird der Duft noch ansprechender und interessanter, denn die gekonnte Mischung aus leicht zitrischer Würze und orientalischer Süße ist nicht alltäglich. Oud sowie Patchouli sind nur marginal wahrnehmbar, unverkannbar spielt ein synthetischer Booster eine nicht unwesentliche Rolle.

Ähnliches ist mir bereits bei den anderen Düften von Acqua di Sardegna wie u. a. bei der Sandalia Serie aufgefallen. Dies könnte je nachdem polarisieren, ergibt hier jedoch das gewisse Etwas, das Qadèsh durchaus reizvoller macht.
Im Drydown kommen noch eine Miniportion Amber und mit ein wenig Phantasie Vetiver zum Vorschein. Das macht den Duft noch mal schön rund ohne in die übliche Vanille/Amber/Tonkabohne Kuscheligkeit zu verfallen.

Somit ist Qadèsh insgesamt eine durchaus angenehme Kreation mit sinnlichem Touch, zu der ich wirklich nichts vergleichbares nennen könnte. Orientalisch-frisch-würzig könnte der Beschreibung am ehesten gerecht werden. Ich denke, die Einsatzgebiete und tragbaren Jahreszeiten sind absolut vielfältig. Und auch bei den Trägern kann sich jede(r) angesprochen fühlen. Egal ob Gottheit oder Gutbürger.
20 Antworten