26.06.2021 - 02:13 Uhr

Foxear
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Foxear
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Sinnliches Sommermärchen
„Männer, zeigt Ihnen, was verheerend heißt!“ – die gewaltige Streitmacht der Animaliker warf zahlreiche Zimtspeere auf Geheiß des Heerführers Kouros in die Reihen der orientalischen Vanillaner. Diese wehrten mit Lavendel- und Bergamotteschilder die Salven gekonnt ab, sodass es zu wenigen Verlusten kam. Als Kouros erkannte, dass sein Schachzug nicht den gewünschten Effekt erzielte, blies er mit seinem Zimthorn zum Angriff.
Unter der prallen Hitze der sengenden Sonne stürmten die Armeen Zähne bleckend aufeinander und stießen laut krachend zusammen. Bewaffnet mit Nelkensäbeln und Zimtäxten, lieferten sich die Soldaten im umkämpften Tal Malle ein glorreiches Geplänkel. Klaffende Wunden ließen den süßen Lebenssaft der Vanillaner auf die kochende Haut der Animaliker spritzen und umgekehrt – in der Atmosphäre des Getümmels lag eine balsamische Melange aus Zimt und Nelke. Das Ganze wurde durch den ungestümen Eigengeruch der Animaliker um eine sinnliche Facette erweitert.
Die Anzahl der kampfbereiten Soldaten sank innerhalb mehrerer Stunden rigoros ab; das Kampfgeschrei und die Motivation zum Sieg indes blieben auf beiden Seiten beständig. Inzwischen waren die nackten Oberkörper der Vanillaner vollkommen von nach Moschus riechenden Schweiß bedeckt.
Als nur noch wenige Dutzend standen, trat Kouros hervor und forderte den gegnerischen Heerführer zum Duell – der Sieger würde zugleich die Schlacht gewinnen. Vor stolz geschwellter Brust trat Ambra, Heerführer der Vanillaner, hervor. „Tanzen wir!“, brüllte Kouros und stürmte mit seiner Sandelholzhellebarde voran. Damit attackierte er wild und ungeniert Ambra, der stets gewieft auswich oder parierte. Die Luftzüge der schnell schwingenden Sandelholzhellebarde paarten sich mit dem Geruch von Ambra und seinem Schweiß. In der Luft flirrte eine samtweiche und cremige Vanillewolke mit Moschusnuancen. Als Kouros seinen turbulenten Tanz beendet hatte und außer Kräften war, nutze Ambra die Gelegenheit und durchbohrte mit einem präzisen Stich seines Guajakholz Rapiers Kouros‘ Herz. Die Schlacht um Tal Malle war geschlagen, die Vanillaner brüllten lautstark und feierten ihren Sieg.
… Musc Ravageur ist eine feine Melange warmer und weicher Duftnoten mit sinnlichem Einschlag. Das würzig-süße Zweigespann aus Nelke und Zimt ist lange Zeit federführend, ehe die samtweiche Basis aus ambrierter Vanille und Moschusnuancen freigelegt wird. Über Stunden kämpft sich die Vanille aus dem Holzkokon heraus und verzaubert Nasen in ihrem Umfeld. Das Holzbett aus Zedern- und Guajakholz dämpft die Süße insgesamt ab; daher keine Angst, es wird nie klebrig süß. Nachtisch gibt’s bei passender Atmosphäre trotzdem.
Persönlich ordne ich Musc Ravageur mehr orientalisch denn animalisch ein. Mir hat sich die animalische Tendenz tatsächlich nicht erschlossen. Er riecht sinnlich und verführerisch, gewiss. Vermeintlich anwesende wilde Tiere haben sich vor mir gut versteckt – sind Füchse so einschüchternd?
Beim erstmaligen Testen im Februar hat sich mir der Zauber nicht vollends erschlossen. Erst auf Anraten einer tollkühnen Parfuma versuchte ich den Test unter lebensbedrohlichen Bedingungen: bei hochsommerlichen 30°C. „Der ist verrückt“, mag sich mancher denken. Zu Recht! Mein Testament hatte ich kurz vorher geschrieben. Doch das Ergebnis war erstaunlich: der Duft hat sich bei der Hitze weitaus besser entfaltet, als er es aus meiner Erinnerung im Winter tat. Die Wärme meiner sonnengebadeten Haut, der eigene Körpergeruch und das Parfum ergaben eine wundersame Melange, bei dem die Vanille wie ein Phoenix aus der Asche gen Himmel hinaufgestiegen ist.
Normalerweise empfiehlt man süße Düfte für kältere Jahreszeiten - „vorzugsweise an kälteren Tagen zu tragen“. Doch hier nicht: viel mehr appelliere ich an alle Parfumixe – lasst Musc Ravageur auf eure Haut, auch bei hochsommerlichen Temperaturen. Sprengt die olfaktorischen Konventionen, wagt den Sprung ins Ungewisse – vielleicht werdet ihr am Ende reich belohnt. Lasst euch verzaubern vom sinnlichen Sommermärchen.
Passende Musik: Murlo – Primal
Vielen Dank Notausgang für dieses sinnliche Elixier!
Addendum: Gleiches Wagnis mit Oud-Düften im Sommer kann ich nur eingeschränkt empfehlen – das Ergebnis ist trotzdem spannend, oder anders gesagt: verheerend.
Unter der prallen Hitze der sengenden Sonne stürmten die Armeen Zähne bleckend aufeinander und stießen laut krachend zusammen. Bewaffnet mit Nelkensäbeln und Zimtäxten, lieferten sich die Soldaten im umkämpften Tal Malle ein glorreiches Geplänkel. Klaffende Wunden ließen den süßen Lebenssaft der Vanillaner auf die kochende Haut der Animaliker spritzen und umgekehrt – in der Atmosphäre des Getümmels lag eine balsamische Melange aus Zimt und Nelke. Das Ganze wurde durch den ungestümen Eigengeruch der Animaliker um eine sinnliche Facette erweitert.
Die Anzahl der kampfbereiten Soldaten sank innerhalb mehrerer Stunden rigoros ab; das Kampfgeschrei und die Motivation zum Sieg indes blieben auf beiden Seiten beständig. Inzwischen waren die nackten Oberkörper der Vanillaner vollkommen von nach Moschus riechenden Schweiß bedeckt.
Als nur noch wenige Dutzend standen, trat Kouros hervor und forderte den gegnerischen Heerführer zum Duell – der Sieger würde zugleich die Schlacht gewinnen. Vor stolz geschwellter Brust trat Ambra, Heerführer der Vanillaner, hervor. „Tanzen wir!“, brüllte Kouros und stürmte mit seiner Sandelholzhellebarde voran. Damit attackierte er wild und ungeniert Ambra, der stets gewieft auswich oder parierte. Die Luftzüge der schnell schwingenden Sandelholzhellebarde paarten sich mit dem Geruch von Ambra und seinem Schweiß. In der Luft flirrte eine samtweiche und cremige Vanillewolke mit Moschusnuancen. Als Kouros seinen turbulenten Tanz beendet hatte und außer Kräften war, nutze Ambra die Gelegenheit und durchbohrte mit einem präzisen Stich seines Guajakholz Rapiers Kouros‘ Herz. Die Schlacht um Tal Malle war geschlagen, die Vanillaner brüllten lautstark und feierten ihren Sieg.
… Musc Ravageur ist eine feine Melange warmer und weicher Duftnoten mit sinnlichem Einschlag. Das würzig-süße Zweigespann aus Nelke und Zimt ist lange Zeit federführend, ehe die samtweiche Basis aus ambrierter Vanille und Moschusnuancen freigelegt wird. Über Stunden kämpft sich die Vanille aus dem Holzkokon heraus und verzaubert Nasen in ihrem Umfeld. Das Holzbett aus Zedern- und Guajakholz dämpft die Süße insgesamt ab; daher keine Angst, es wird nie klebrig süß. Nachtisch gibt’s bei passender Atmosphäre trotzdem.
Persönlich ordne ich Musc Ravageur mehr orientalisch denn animalisch ein. Mir hat sich die animalische Tendenz tatsächlich nicht erschlossen. Er riecht sinnlich und verführerisch, gewiss. Vermeintlich anwesende wilde Tiere haben sich vor mir gut versteckt – sind Füchse so einschüchternd?
Beim erstmaligen Testen im Februar hat sich mir der Zauber nicht vollends erschlossen. Erst auf Anraten einer tollkühnen Parfuma versuchte ich den Test unter lebensbedrohlichen Bedingungen: bei hochsommerlichen 30°C. „Der ist verrückt“, mag sich mancher denken. Zu Recht! Mein Testament hatte ich kurz vorher geschrieben. Doch das Ergebnis war erstaunlich: der Duft hat sich bei der Hitze weitaus besser entfaltet, als er es aus meiner Erinnerung im Winter tat. Die Wärme meiner sonnengebadeten Haut, der eigene Körpergeruch und das Parfum ergaben eine wundersame Melange, bei dem die Vanille wie ein Phoenix aus der Asche gen Himmel hinaufgestiegen ist.
Normalerweise empfiehlt man süße Düfte für kältere Jahreszeiten - „vorzugsweise an kälteren Tagen zu tragen“. Doch hier nicht: viel mehr appelliere ich an alle Parfumixe – lasst Musc Ravageur auf eure Haut, auch bei hochsommerlichen Temperaturen. Sprengt die olfaktorischen Konventionen, wagt den Sprung ins Ungewisse – vielleicht werdet ihr am Ende reich belohnt. Lasst euch verzaubern vom sinnlichen Sommermärchen.
Passende Musik: Murlo – Primal
Vielen Dank Notausgang für dieses sinnliche Elixier!
Addendum: Gleiches Wagnis mit Oud-Düften im Sommer kann ich nur eingeschränkt empfehlen – das Ergebnis ist trotzdem spannend, oder anders gesagt: verheerend.
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