28.05.2014 - 02:59 Uhr
Naaase
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Die starke Idee im Parfum überdauert
Die starke Idee im Parfum überdauert
Im Jahr 2000 gründete der Parfumeur Frédéric Malle sein eigenes Unternehmen “Les Éditions de Parfum” mit dem Ziel, den Kunden exklusive Parfüms der besten “Nasen” anzubieten. Frédéric Malle wird wie folgt zitiert: "Heute sind Parfums oft nicht viel mehr als flüssiges Marketing großer Luxushäuser. Weder tragen sie individuellen Ausdruck in sich, noch helfen sie dem Träger oder der Trägerin dabei, einen solchen zu betonen. Unter diesen Umständen müssen Parfumeure den künstlerischen Anspruch an ihr Handwerk verleugnen. In der 'Édition de Parfums' hingegen dürfen sie aus dem Vollen schöpfen. Keine Budgetvorgaben, keine Marktanalysen, unbegrenzter Zugriff auf die feinsten Rohstoffe und keine Kompromisse. Fertig ist das Parfum erst, wenn Komponist und Kurator zufrieden sind." Bis heute haben einige der größten Parfumeure unserer Zeit diese Einladung angenommen. So auch Dominique Ropion, der für diese "Autoren-Reihe" den Duft "Geranium Pour Monsieur" kreierte. Dominique Ropion hat bei "Roures" in Grasse studiert. Ende der 80er Jahre wechselte er zu Jean Louis Sieuzac. Heute ist er einer der gefragtesten Parfumeure bei I.F.F. Nach eigener Aussage liebt er das Extreme und ist ständig auf der Suche nach neuen, harmonischen, Akkorden, die dennoch Gegensätze vereinen. Sein Credo lautet: "Die starke Idee im Parfum überdauert". Dominique Ropion ist einer der innovativsten und kühnsten Parfumeure seiner Generation, der sehr methodisch, geduldig und detailliert spannende Kompositionen zusammenstellt. Zu seine Kreationen zählen u.a. "Ysatis" (Givenchy), "Amarige" (Givenchy), "Pure Poison" (Dior), "Amor Amor" (Cacharel), "Mania pour Femme" (Armani) und "Safari Woman" (Ralph Lauren). In einem Interview mit der "Zeit online" wird er wie folgt zitiert: "Es macht mir nichts aus, wenn mein Name nicht auf der Flasche des Parfums steht; wenn die Leute wissen wollen, wer das Parfum gemacht hat, können sie es im Internet nachlesen. Ich freue mich, wenn ich einem meiner Parfums auf der Straße begegne. Die Menschen fügen dem Parfum ihre eigene Persönlichkeit hinzu. Sie lesen darin, was sie lesen wollen. Natürlich liebe ich das erste Parfum, das ich gemacht habe: 'Ysatis', vielleicht nicht das beste, aber eben das erste. 'Amarige' bedeutet mir viel, 'Kenzo Jungle' war etwas Besonderes, 'Irresistible' auch. 'Alien' ist sehr gut wieder zu erkennen." Und auf die "Autoren-Serie" von Frédéric Malle angesprochen: "Ich hoffe, Frédéric liest das jetzt nicht ! Nein, es gibt da keinen Unterschied zu einem Parfum, das ich für 'The Body Shop' gemacht habe. Natürlich ist Frédéric's Parfum aufgrund des Preises nichts für den Massenmarkt. Die Rohstoffe sind sehr teuer, es kann nicht den selben Preis haben wie das von 'The Body Shop'. Es gibt aber auch sehr nette, günstige Parfums. Die Handschrift ist stärker bei Frédéric Malle. Aber man kann mit sehr teuren Rohstoffen auch sehr schlechte Parfums machen. Es gibt viele völlig uninteressante Düfte im Bereich der Nischenmarken, obwohl sie teuer sind."
Unser heutiger Kandidat "Geranium Pour Minsieur" ist im Jahre 2009 in dieser Reihe erschienen. Sein Auftakt ist ... ist ... ist -na sagen wir mal- "ungewöhnlich": Findet man sonst gerne mal bei Düften das eine oder andere Zitrönchen oder Bergamöttchen in der Kopfnote vor, so fehlt dieser erfrischend-fruchtige Auftakt bei "Geranium Pour Monsieur" völlig. Vielmehr ist der Auftakt dominiert von einer kühlen Frische. Eine ähnlichen Beginn kennen wir ja schon von Pierre Bourdon's "French Lover", das (im Jahre 2007) ebenfalls in Frédéric Malle's Reihe erschienen ist. Nur wird bei "French Lover" dieser "Kühl-Effekt" durch Engelwurz (auch Angelika genannt) herbeigeführt (bevor dann dieser großartige Duft ins Rauchig-Geheimnisvolle abdriftet). Nicht so bei Dominique Ropion's "Geranium Pour Monsieur": Hier finden wir Minze vor. Kühle, erfrischende Minze. Und zwar nicht nur ein kleiner Minz-Hauch wie in dem 2006 erschienenen "Menthe Fraîche" von James Heeley und David Maruitte. Es ist zwar hier ebenso wie bei "Menthe Fraîche" zweifelsohne eine sehr authentische, eine sehr natürliche, Minze. Nur ist es bei "Geranium Pour Monsieur" eine "geballte Minzladung", die da vor unserer Nase mit dem Füllhorn abgeladen wird. Oder, um es in der Sprache der Werbung zu sagen: "Sind sie zu stark bist Du zu schwach !" Dieser "Freund des Fischermanns" wird begleitet von Geranie. Gut ! Deren Auftauchen hatten wir ja schon auf Grund des Namens dieses Duftes irgendwie vermutet. Diese Geranie und die Minze -etwas locker-luftig unterlegt- bilden dann unser Auftakt-Duett.
Es wird dann süßer und würziger: In der nun folgenden Herznote gesellt sich zunächst etwas Zimt hinzu. Jetzt haben wir schon ein Trio. Es ist jedoch kein "pappig-süßer" Zimt. Vielmehr bleibt dieser (überwiegend durch die nach wie vor sehr prominente Minze hervorgerufene) "Frische-Effekt" auch weiter bestehen. Der Zimt ist ausgestaltet als ein leicht süßlicher Zimt-Hauch. Und zudem würzig untermalt von einer Nelke. Überhaupt ist ja in Düften die Kombination Zimt-Nelke sehr beliebt: Man denke da nur an "Égoïste", das 1990 von Jaques Polge für das Haus Chanel kreiert wurde. Nur, dass in jenem Duft in der Herznote noch eine (wundervolle) Rose eine gewaltige Rolle spielt. Diese fehlt hier. Nun ja, immerhin wird unser Kandidat hier "Geranium Pour Monsieur" gerufen...
Aber Achtung: Trotz des süßlichen Zimthauchs und der würzigen Nelke bleibt nach wie vor unser "Fisherman" (in Form der erfrischenden Minze) an Deck und beäugt gleich dem legendären "Captain Ahab" die übrigen Zutaten. Zwar etwas schwächer und runder. Aber nach wie vor deutlich wahrnehmbar. Um es mit anderen Worten zu sagen: Das einzig Weiße, was unser "Captain Ahab" bei seiner ruhelosen Ausschau zu sehen bekommt ist die Minze eines kleinen weißen "TicTac's".
Doch irgendwann nach einer langen und ausgiebigen Herznote ist dann auch mal Land in Sicht für unseren Fischer. Schon von weitem erblickt er mit seinem Fernrohr edelstes Sandelholz. Würzig unterlegt mit geheimnisvollen Weihrauch und wärmenden Moschus. Aber alles nicht schwer und erdrückend. Nein, locker, luftig und leicht kommt da unsere "Basis-Insel" daher. Unser "Minze-Tic-Tac" schwimmt dagegen langsam wieder zurück. Zurück in die weiten und tiefen Fluten des unergründlichen Ozeans. Und lässt uns mit einer Andeutung einer Rest-Minze zurück auf dem leicht weihrauch-geschwängerten Moschus-Festland.
Mein Fazit:
Ein sehr originell gemachter Duft. Unter Verwendung von zweifelsohne sehr hochwertigen Zutaten. Wer Minze mag und etwas Außergewöhnliches sucht, der ist hier sehr gut bedient. Aber, man muss Minze mögen ...
Im Jahr 2000 gründete der Parfumeur Frédéric Malle sein eigenes Unternehmen “Les Éditions de Parfum” mit dem Ziel, den Kunden exklusive Parfüms der besten “Nasen” anzubieten. Frédéric Malle wird wie folgt zitiert: "Heute sind Parfums oft nicht viel mehr als flüssiges Marketing großer Luxushäuser. Weder tragen sie individuellen Ausdruck in sich, noch helfen sie dem Träger oder der Trägerin dabei, einen solchen zu betonen. Unter diesen Umständen müssen Parfumeure den künstlerischen Anspruch an ihr Handwerk verleugnen. In der 'Édition de Parfums' hingegen dürfen sie aus dem Vollen schöpfen. Keine Budgetvorgaben, keine Marktanalysen, unbegrenzter Zugriff auf die feinsten Rohstoffe und keine Kompromisse. Fertig ist das Parfum erst, wenn Komponist und Kurator zufrieden sind." Bis heute haben einige der größten Parfumeure unserer Zeit diese Einladung angenommen. So auch Dominique Ropion, der für diese "Autoren-Reihe" den Duft "Geranium Pour Monsieur" kreierte. Dominique Ropion hat bei "Roures" in Grasse studiert. Ende der 80er Jahre wechselte er zu Jean Louis Sieuzac. Heute ist er einer der gefragtesten Parfumeure bei I.F.F. Nach eigener Aussage liebt er das Extreme und ist ständig auf der Suche nach neuen, harmonischen, Akkorden, die dennoch Gegensätze vereinen. Sein Credo lautet: "Die starke Idee im Parfum überdauert". Dominique Ropion ist einer der innovativsten und kühnsten Parfumeure seiner Generation, der sehr methodisch, geduldig und detailliert spannende Kompositionen zusammenstellt. Zu seine Kreationen zählen u.a. "Ysatis" (Givenchy), "Amarige" (Givenchy), "Pure Poison" (Dior), "Amor Amor" (Cacharel), "Mania pour Femme" (Armani) und "Safari Woman" (Ralph Lauren). In einem Interview mit der "Zeit online" wird er wie folgt zitiert: "Es macht mir nichts aus, wenn mein Name nicht auf der Flasche des Parfums steht; wenn die Leute wissen wollen, wer das Parfum gemacht hat, können sie es im Internet nachlesen. Ich freue mich, wenn ich einem meiner Parfums auf der Straße begegne. Die Menschen fügen dem Parfum ihre eigene Persönlichkeit hinzu. Sie lesen darin, was sie lesen wollen. Natürlich liebe ich das erste Parfum, das ich gemacht habe: 'Ysatis', vielleicht nicht das beste, aber eben das erste. 'Amarige' bedeutet mir viel, 'Kenzo Jungle' war etwas Besonderes, 'Irresistible' auch. 'Alien' ist sehr gut wieder zu erkennen." Und auf die "Autoren-Serie" von Frédéric Malle angesprochen: "Ich hoffe, Frédéric liest das jetzt nicht ! Nein, es gibt da keinen Unterschied zu einem Parfum, das ich für 'The Body Shop' gemacht habe. Natürlich ist Frédéric's Parfum aufgrund des Preises nichts für den Massenmarkt. Die Rohstoffe sind sehr teuer, es kann nicht den selben Preis haben wie das von 'The Body Shop'. Es gibt aber auch sehr nette, günstige Parfums. Die Handschrift ist stärker bei Frédéric Malle. Aber man kann mit sehr teuren Rohstoffen auch sehr schlechte Parfums machen. Es gibt viele völlig uninteressante Düfte im Bereich der Nischenmarken, obwohl sie teuer sind."
Unser heutiger Kandidat "Geranium Pour Minsieur" ist im Jahre 2009 in dieser Reihe erschienen. Sein Auftakt ist ... ist ... ist -na sagen wir mal- "ungewöhnlich": Findet man sonst gerne mal bei Düften das eine oder andere Zitrönchen oder Bergamöttchen in der Kopfnote vor, so fehlt dieser erfrischend-fruchtige Auftakt bei "Geranium Pour Monsieur" völlig. Vielmehr ist der Auftakt dominiert von einer kühlen Frische. Eine ähnlichen Beginn kennen wir ja schon von Pierre Bourdon's "French Lover", das (im Jahre 2007) ebenfalls in Frédéric Malle's Reihe erschienen ist. Nur wird bei "French Lover" dieser "Kühl-Effekt" durch Engelwurz (auch Angelika genannt) herbeigeführt (bevor dann dieser großartige Duft ins Rauchig-Geheimnisvolle abdriftet). Nicht so bei Dominique Ropion's "Geranium Pour Monsieur": Hier finden wir Minze vor. Kühle, erfrischende Minze. Und zwar nicht nur ein kleiner Minz-Hauch wie in dem 2006 erschienenen "Menthe Fraîche" von James Heeley und David Maruitte. Es ist zwar hier ebenso wie bei "Menthe Fraîche" zweifelsohne eine sehr authentische, eine sehr natürliche, Minze. Nur ist es bei "Geranium Pour Monsieur" eine "geballte Minzladung", die da vor unserer Nase mit dem Füllhorn abgeladen wird. Oder, um es in der Sprache der Werbung zu sagen: "Sind sie zu stark bist Du zu schwach !" Dieser "Freund des Fischermanns" wird begleitet von Geranie. Gut ! Deren Auftauchen hatten wir ja schon auf Grund des Namens dieses Duftes irgendwie vermutet. Diese Geranie und die Minze -etwas locker-luftig unterlegt- bilden dann unser Auftakt-Duett.
Es wird dann süßer und würziger: In der nun folgenden Herznote gesellt sich zunächst etwas Zimt hinzu. Jetzt haben wir schon ein Trio. Es ist jedoch kein "pappig-süßer" Zimt. Vielmehr bleibt dieser (überwiegend durch die nach wie vor sehr prominente Minze hervorgerufene) "Frische-Effekt" auch weiter bestehen. Der Zimt ist ausgestaltet als ein leicht süßlicher Zimt-Hauch. Und zudem würzig untermalt von einer Nelke. Überhaupt ist ja in Düften die Kombination Zimt-Nelke sehr beliebt: Man denke da nur an "Égoïste", das 1990 von Jaques Polge für das Haus Chanel kreiert wurde. Nur, dass in jenem Duft in der Herznote noch eine (wundervolle) Rose eine gewaltige Rolle spielt. Diese fehlt hier. Nun ja, immerhin wird unser Kandidat hier "Geranium Pour Monsieur" gerufen...
Aber Achtung: Trotz des süßlichen Zimthauchs und der würzigen Nelke bleibt nach wie vor unser "Fisherman" (in Form der erfrischenden Minze) an Deck und beäugt gleich dem legendären "Captain Ahab" die übrigen Zutaten. Zwar etwas schwächer und runder. Aber nach wie vor deutlich wahrnehmbar. Um es mit anderen Worten zu sagen: Das einzig Weiße, was unser "Captain Ahab" bei seiner ruhelosen Ausschau zu sehen bekommt ist die Minze eines kleinen weißen "TicTac's".
Doch irgendwann nach einer langen und ausgiebigen Herznote ist dann auch mal Land in Sicht für unseren Fischer. Schon von weitem erblickt er mit seinem Fernrohr edelstes Sandelholz. Würzig unterlegt mit geheimnisvollen Weihrauch und wärmenden Moschus. Aber alles nicht schwer und erdrückend. Nein, locker, luftig und leicht kommt da unsere "Basis-Insel" daher. Unser "Minze-Tic-Tac" schwimmt dagegen langsam wieder zurück. Zurück in die weiten und tiefen Fluten des unergründlichen Ozeans. Und lässt uns mit einer Andeutung einer Rest-Minze zurück auf dem leicht weihrauch-geschwängerten Moschus-Festland.
Mein Fazit:
Ein sehr originell gemachter Duft. Unter Verwendung von zweifelsohne sehr hochwertigen Zutaten. Wer Minze mag und etwas Außergewöhnliches sucht, der ist hier sehr gut bedient. Aber, man muss Minze mögen ...
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