Geranium pour Monsieur von Editions de Parfums Frédéric Malle
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Ein Parfum von Editions de Parfums Frédéric Malle für Herren, erschienen im Jahr 2009. Der Duft ist frisch-grün. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet. Der Name bedeutet „Geranie für den Herren”.
Aussprache
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Duftrichtung

Frisch
Grün
Blumig
Würzig
Holzig

Duftnoten

MinzeMinze PfefferminzePfefferminze AnetholAnethol chinesische Rosengeraniechinesische Rosengeranie GewürznelkeGewürznelke Siam-BenzoeSiam-Benzoe weißer Moschusweißer Moschus AmbroxanAmbroxan FloralozoneFloralozone RhodinolRhodinol SandelholzSandelholz StyraxStyrax WeihrauchWeihrauch ZimtZimt

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.3341 Bewertungen
Haltbarkeit
6.9279 Bewertungen
Sillage
6.4264 Bewertungen
Flakon
7.8252 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
5.886 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 04.04.2024.

Rezensionen

15 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Duft
Naaase

109 Rezensionen
Naaase
Naaase
Top Rezension 26  
Die starke Idee im Parfum überdauert
Die starke Idee im Parfum überdauert

Im Jahr 2000 gründete der Parfumeur Frédéric Malle sein eigenes Unternehmen “Les Éditions de Parfum” mit dem Ziel, den Kunden exklusive Parfüms der besten “Nasen” anzubieten. Frédéric Malle wird wie folgt zitiert: "Heute sind Parfums oft nicht viel mehr als flüssiges Marketing großer Luxushäuser. Weder tragen sie individuellen Ausdruck in sich, noch helfen sie dem Träger oder der Trägerin dabei, einen solchen zu betonen. Unter diesen Umständen müssen Parfumeure den künstlerischen Anspruch an ihr Handwerk verleugnen. In der 'Édition de Parfums' hingegen dürfen sie aus dem Vollen schöpfen. Keine Budgetvorgaben, keine Marktanalysen, unbegrenzter Zugriff auf die feinsten Rohstoffe und keine Kompromisse. Fertig ist das Parfum erst, wenn Komponist und Kurator zufrieden sind." Bis heute haben einige der größten Parfumeure unserer Zeit diese Einladung angenommen. So auch Dominique Ropion, der für diese "Autoren-Reihe" den Duft "Geranium Pour Monsieur" kreierte. Dominique Ropion hat bei "Roures" in Grasse studiert. Ende der 80er Jahre wechselte er zu Jean Louis Sieuzac. Heute ist er einer der gefragtesten Parfumeure bei I.F.F. Nach eigener Aussage liebt er das Extreme und ist ständig auf der Suche nach neuen, harmonischen, Akkorden, die dennoch Gegensätze vereinen. Sein Credo lautet: "Die starke Idee im Parfum überdauert". Dominique Ropion ist einer der innovativsten und kühnsten Parfumeure seiner Generation, der sehr methodisch, geduldig und detailliert spannende Kompositionen zusammenstellt. Zu seine Kreationen zählen u.a. "Ysatis" (Givenchy), "Amarige" (Givenchy), "Pure Poison" (Dior), "Amor Amor" (Cacharel), "Mania pour Femme" (Armani) und "Safari Woman" (Ralph Lauren). In einem Interview mit der "Zeit online" wird er wie folgt zitiert: "Es macht mir nichts aus, wenn mein Name nicht auf der Flasche des Parfums steht; wenn die Leute wissen wollen, wer das Parfum gemacht hat, können sie es im Internet nachlesen. Ich freue mich, wenn ich einem meiner Parfums auf der Straße begegne. Die Menschen fügen dem Parfum ihre eigene Persönlichkeit hinzu. Sie lesen darin, was sie lesen wollen. Natürlich liebe ich das erste Parfum, das ich gemacht habe: 'Ysatis', vielleicht nicht das beste, aber eben das erste. 'Amarige' bedeutet mir viel, 'Kenzo Jungle' war etwas Besonderes, 'Irresistible' auch. 'Alien' ist sehr gut wieder zu erkennen." Und auf die "Autoren-Serie" von Frédéric Malle angesprochen: "Ich hoffe, Frédéric liest das jetzt nicht ! Nein, es gibt da keinen Unterschied zu einem Parfum, das ich für 'The Body Shop' gemacht habe. Natürlich ist Frédéric's Parfum aufgrund des Preises nichts für den Massenmarkt. Die Rohstoffe sind sehr teuer, es kann nicht den selben Preis haben wie das von 'The Body Shop'. Es gibt aber auch sehr nette, günstige Parfums. Die Handschrift ist stärker bei Frédéric Malle. Aber man kann mit sehr teuren Rohstoffen auch sehr schlechte Parfums machen. Es gibt viele völlig uninteressante Düfte im Bereich der Nischenmarken, obwohl sie teuer sind."

Unser heutiger Kandidat "Geranium Pour Minsieur" ist im Jahre 2009 in dieser Reihe erschienen. Sein Auftakt ist ... ist ... ist -na sagen wir mal- "ungewöhnlich": Findet man sonst gerne mal bei Düften das eine oder andere Zitrönchen oder Bergamöttchen in der Kopfnote vor, so fehlt dieser erfrischend-fruchtige Auftakt bei "Geranium Pour Monsieur" völlig. Vielmehr ist der Auftakt dominiert von einer kühlen Frische. Eine ähnlichen Beginn kennen wir ja schon von Pierre Bourdon's "French Lover", das (im Jahre 2007) ebenfalls in Frédéric Malle's Reihe erschienen ist. Nur wird bei "French Lover" dieser "Kühl-Effekt" durch Engelwurz (auch Angelika genannt) herbeigeführt (bevor dann dieser großartige Duft ins Rauchig-Geheimnisvolle abdriftet). Nicht so bei Dominique Ropion's "Geranium Pour Monsieur": Hier finden wir Minze vor. Kühle, erfrischende Minze. Und zwar nicht nur ein kleiner Minz-Hauch wie in dem 2006 erschienenen "Menthe Fraîche" von James Heeley und David Maruitte. Es ist zwar hier ebenso wie bei "Menthe Fraîche" zweifelsohne eine sehr authentische, eine sehr natürliche, Minze. Nur ist es bei "Geranium Pour Monsieur" eine "geballte Minzladung", die da vor unserer Nase mit dem Füllhorn abgeladen wird. Oder, um es in der Sprache der Werbung zu sagen: "Sind sie zu stark bist Du zu schwach !" Dieser "Freund des Fischermanns" wird begleitet von Geranie. Gut ! Deren Auftauchen hatten wir ja schon auf Grund des Namens dieses Duftes irgendwie vermutet. Diese Geranie und die Minze -etwas locker-luftig unterlegt- bilden dann unser Auftakt-Duett.
Es wird dann süßer und würziger: In der nun folgenden Herznote gesellt sich zunächst etwas Zimt hinzu. Jetzt haben wir schon ein Trio. Es ist jedoch kein "pappig-süßer" Zimt. Vielmehr bleibt dieser (überwiegend durch die nach wie vor sehr prominente Minze hervorgerufene) "Frische-Effekt" auch weiter bestehen. Der Zimt ist ausgestaltet als ein leicht süßlicher Zimt-Hauch. Und zudem würzig untermalt von einer Nelke. Überhaupt ist ja in Düften die Kombination Zimt-Nelke sehr beliebt: Man denke da nur an "Égoïste", das 1990 von Jaques Polge für das Haus Chanel kreiert wurde. Nur, dass in jenem Duft in der Herznote noch eine (wundervolle) Rose eine gewaltige Rolle spielt. Diese fehlt hier. Nun ja, immerhin wird unser Kandidat hier "Geranium Pour Monsieur" gerufen...
Aber Achtung: Trotz des süßlichen Zimthauchs und der würzigen Nelke bleibt nach wie vor unser "Fisherman" (in Form der erfrischenden Minze) an Deck und beäugt gleich dem legendären "Captain Ahab" die übrigen Zutaten. Zwar etwas schwächer und runder. Aber nach wie vor deutlich wahrnehmbar. Um es mit anderen Worten zu sagen: Das einzig Weiße, was unser "Captain Ahab" bei seiner ruhelosen Ausschau zu sehen bekommt ist die Minze eines kleinen weißen "TicTac's".
Doch irgendwann nach einer langen und ausgiebigen Herznote ist dann auch mal Land in Sicht für unseren Fischer. Schon von weitem erblickt er mit seinem Fernrohr edelstes Sandelholz. Würzig unterlegt mit geheimnisvollen Weihrauch und wärmenden Moschus. Aber alles nicht schwer und erdrückend. Nein, locker, luftig und leicht kommt da unsere "Basis-Insel" daher. Unser "Minze-Tic-Tac" schwimmt dagegen langsam wieder zurück. Zurück in die weiten und tiefen Fluten des unergründlichen Ozeans. Und lässt uns mit einer Andeutung einer Rest-Minze zurück auf dem leicht weihrauch-geschwängerten Moschus-Festland.

Mein Fazit:
Ein sehr originell gemachter Duft. Unter Verwendung von zweifelsohne sehr hochwertigen Zutaten. Wer Minze mag und etwas Außergewöhnliches sucht, der ist hier sehr gut bedient. Aber, man muss Minze mögen ...
4 Antworten
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 36  
'Pour Monsieur', nicht 'pour Homme' - der perfekte Anti-Jogginghosen-Duft!
Zugegeben: Der Auftakt von Geranium pour Monsieur ist gewöhnungsbedürftig, und die erste Assoziation ist auch bei mir immer wieder: Zahnpasta. Nach mehrmaligem Tragen aber empfinde ich diesen Auftakt gar nicht mehr als Zumutung, ganz im Gegenteil – ich habe mich nicht nur an diese Explosion von Pfefferminze gewöhnt, ich erwarte sie geradezu und ich würde sie vermissen, wäre sie auf einmal nicht mehr vorhanden. Dennoch, beim Aufsprühen von Geranium pour Monsieur zucke ich innerlich immer noch ein wenig zusammen. Aber ich weiß ja, nach ein paar Minuten vermindert die Pfefferminze ziemlich deutlich ihre Lautstärke und überlässt die Bühne einer mächtig aufblühenden Geranium-Note. Diese an den Duft von Rosen erinnernde Note ist so delikat, so süchtig-machend in Szene gesetzt, dass ich meine Nase kaum von meinem eigenen mit Geranium pour Monsieur besprühten Arm bekomme. Als Bestandteil vieler floraler Düfte dient diese Note vor allem dazu den Düften frische Strahlkraft und leichte grüne Nuancen zu verleihen. Als Soliflor wird Geranium dagegen selten herausgestellt, aber wenn, dann hinterlässt es bleibenden Eindruck und den Wunsch nach mehr. Einer der besten und beeindruckendsten Geranium-Soliflor-Düfte ist für mich ‚Geranium Bourbon’ von Miller Harris, der die Zitronengeranie in denkbar schönstes Licht rückt.

Dominique Ropion verstärkt diesen Geranium-Effekt mit einer zusätzlichen Dosis Rhodinol, das wiederum aus Geranium-Öl extrahiert wird und in Kombination mit diesem die wachsig-grünen Facetten des Geranium noch stärker betont.
Nach einer Weile gesellen sich zum frisch-strahlenden Geranium luftig-trockene Zimt- und Nelken-Nuancen, die alles andere als schwer und lastend, und auch ohne obligatorische Süße im Gepäck daherkommen. Nein, schwebend und leicht fangen sie das Geranium nach dessen großem Soloauftritt ein, bitten auch die Minze (den Pfeffer-Mantel hat sie zwischenzeitlich abgelegt) nach vorn, und bilden so ein schönes, kontrastreiches Zwischenspiel und Übergang zum letzten Akt: einem langen von harzigen Anklängen, Weihrauch und feinen Moschusnoten gehaltenen Ausklang, der mich immer wieder an Serge Lutens großartiges ‚Serge Noire’ erinnert. Allerdings ist ‚Geranium pour Monsieur’ zum Ende hin - obwohl harzig - nicht ganz so kompromisslos harzig wie ‚Serge Noire’, es ist feiner abgestimmt, von einer gewissen Rest-Frische durchdrungen und einfach delikater.

Diese drei Phasen des Duftes, der erste starke Auftritt der Pfefferminze, folgend das Geranium-Solo und schließlich der holzig-harzige Weihrauchausklang sind phantastisch herausgearbeitet, wunderbar miteinander verbunden: keine knarzigen Übergänge, keine Dissonanten Überlagerungen – alles gleitet perfekt ineinander über ohne ein homogenes, nicht mehr zu dechiffrierendes Gemenge zu ergeben: die einzelnen Noten bleiben identifizierbar und bilden dennoch eine Einheit.

Die Proportionen dieses Duftes erinnern mich daher auch sehr stark an die klassischen Herrendüfte der 50er und 60er Jahre: frischer Auftakt, würziges Herz, warmer Ausklang. Und als wollte Geranium pour Monsieur ganz bewusst an dieses Erbe anknüpfen, besteht schon in der Namensgebung eine nicht zu übersehende Verwandschaft: Monsieur de Givenchy, Pour Monsieur de Chanel, Monsieur Balmain. Nicht ‚pour homme’, nein: ‚pour Monsieur’, dass ist der Adressat. So eignet sich dieser Duft meines Erachtens auch konsequenterweise überhaupt nicht als frischer Duft nach sportlicher Betätigung oder zum halbnackten Herumgammeln am Strand, ebenso wenig zu einem Cineplex-Kinobesuch mit riesigem Popcorn-Eimer im Arm, und auch nicht zum bierseligen Skatspiel in der Eckkneipe. Man könnte ihn den idealen Anti-Jogginghosen-Duft nennen, denn schlabberiges, ausgebeultes oder gar zerschlissenes Outfit ‚geht gar nicht’, um mal eine Neu-Deutsche Sprachwendung aufzugreifen. Nein, dieser Duft – wie die ‚Monsieurs’ vergangener Tage, vor allem Chanels Version – benötigt eine gewisse körperliche Gepflegtheit, sowie Sorgfalt und auch Stil in der Wahl der Kleidung. Es muss nicht zwingend ein klassisches Outfit sein, zwingend aber ein stilvolles. Denn ein schlecht sitzender Anzug samt unpassendem Hemd und hässlicher Krawatte kann schrecklicher sein, bzw. ist schrecklicher als Jogginghose und T-Shirt.

So passt der Zusatz ‚pour Monsieur’ im Namen dieses Duftes, wie ich finde, sehr gut. Dominique Ropion hat hier in Zusammenarbeit mit Frederic Malle einen Duft kreiert der sich wirklich abhebt von allen aromatischen ‚pour homme’-Fourgères, allen aquatischen Cool-Water Klonen und den unzähligen Gourmand-Varianten in der Nachfolge von Yohij Homme.
Endlich also einmal ein wirklich modernes, neues Parfum, das mutig einen großen Schritt in eine andere Richtung geht und dennoch die Vergangenheit im Blick hat – es ist großartig gelungen, finde ich!

Etwas skeptisch war ich allerdings als ich las, das ‚Geranium pour Monsieur’ gerade mal 5% Parfumöl-Anteil hat, also hart and der Grenze zwischen Eau de Cologne und Eau de Toilette angesiedelt ist. Skeptisch vor allem, weil ich in der Regel doch eher kräftigere Düfte bevorzuge, die ich dann allerdings nur in sozusagen ‚homöopathischen’ Dosen tragen kann – was irgendwie ein gelebter Widerspruch ist...
Aber ich muss sagen: ‚Geranium pour Monsieur’ ist trotz seiner Cologne-Stärke extrem potent, besitzt eine gute Abstrahlung und lange Haltbarkeit. Und wie die klassischen ‚pour Monsieurs’ zieht sich der Duft recht schnell auf die Haut des Trägers zurück und umgibt ihn mit einem dezenten und delikaten Aroma, statt den Raum in dem Monsieur sich aufhält mit wahren Duftwogen zu erfüllen – das überlässt er, ganz Gentleman, dann doch lieber den Damen!
Auch am Tag danach lassen sich auf der Haut noch leichte Nuancen des Duftes wiederentdecken – was will man(n) mehr?!

An die Frauen unter uns Duftliebhabern: schnappt euch den Duft von den Regalen der Männer, oder legt ihn euch selbst zu! Denn auch wenn ‚Monsieur’ draufsteht - er ist einfach zu gut, um ihn sich entgehen zu lassen! Und ich habe – und liebe – ja auch ein Parfum, da steht einfach nur ‚Femme’ drauf... macht nix, ist trotzdem klasse!
8 Antworten
9
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Parma

260 Rezensionen
Parma
Parma
Top Rezension 27  
Minzfrische
Durchdringende, schneidende Frische. Die olfaktorische Skipiste im Sommer. Eigentlich zu jeder Zeit. Glattgebügelt, aber die Natur unter der Schneedecke ist viril. Zahnarztpraxengeruch (die Anisnote des Anethol und das medizinische Eugenol der Gewürznelke in Kombination mit Minze), Minzzahnpasta, Minzmundspülung, Minzgetränk, Minzkaugummi. Alles richtig. Und auf die Zwölf. Unterlegt von einer dezenten, luftig-rosigen Blumigkeit (Rhodinol/Rosengeranie in Kombination mit Floralozone = leicht süße „fresh air“-Note), die etwas Schärfe nimmt und Grundsüße gibt. Alles von Beginn an gebettet auf einer unheimlich wertigen, langanhaltenden, cremigmoschigen Basis mit Weihrauch-Charaktertupfer, die das Verschmelzen mit der Haut schafft. Besondere, lineare, vornehme, superfrisch-gepflegte Männlichkeit mit Kante. Zisch, ist der frisch!
18 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
MarschO

14 Rezensionen
MarschO
MarschO
Top Rezension 20  
Über das Dandytum
Zugegebenermaßen hab ich mir die Überschrift ausgeliehen - und zwar von Jules Barbey d'Aurevilly. Der hat nämlich mitte des 19. Jahrhunderts ein Essay dieses Titels verfasst. "Du Dandysme et de George Brummell" so der Orginaltitel. Es handelt also hauptsächlich von George Bryan "Beau" Brummell, der als erster echter Dandy gilt und als Erfinder der gestärkten Hemdkragens!!!
Aber wir betreiben hier keine Literaturkritik sondern Duftkritik und deshalb jetzt zu Geranium pM und dessen Bezug zum Dandytum.

GpM startet alkoholisch scharf und (wer hätte es gedacht) sehr sehr minzig. Es wäre also doch sehr von Vorteil den Geruch von Minze zu mögen, sonst wird das nichts...
Aber im Gegensatz zum Großteil meiner Vorredner sehe ich die Minze hier nicht als Hauptdarsteller, sondern als eine Art Concierge (mit frisch geputzten Zähnen) der zur Revue begrüßt. Hat sich der frische Minzhauch, der tatsächlich ein wenig an Zahnpasta erinnert, dann nach ein paar Minuten wieder beruhigt kommt eine herrliche Rosengeranium-Note zum Vorschein. Also wirklich so schön und prominent habe ich diese Duftnote noch kaum in einem Parfum gerochen. Dann gesellt sich noch gänzlich unweihnachtlicher Zimt dazu und die unwiderstehliche Ménage à trois beginnt. Nonchalant rosig, frisch minzige Spitzen unterlegt von gewürzig zimtiger Schärfe - liebe Duftfreunde, so riecht es im Aether!
Wie auf Wolken gebettet ist das Ganze auf einer Basis aus hellem Weihrauch und sauberen Moschus, die die Basis bilden und ein langsames wunderschönes fade out bescheren.

Wie komme ich jetzt aber darauf diesen Duft als dandyhaft wahrzunehmen? Dazu kam ich bei der Lektüre des besagten Essays und d'Aurevillys Versuch einer Definition des Dandytums. D'Aurevilly beschreibt das Dandytum in Abgrenzung zur Exzentrik. Gemein sei den beiden Charaktereigenschaften "immer das unvorhergesehene zu tun, womit der ans Joch der Regeln gewöhnte Geist am wenigsten rechnen kann". Wo die Exzentrik aber die "zügellose, wüste, blinde", "individuelle Revolution" gegen die bestehende Ordnung oder gar die Natur sei, spiele das Dandytum mit den Regeln und respektiere sie doch. "Es (das Dandytum) leidet an ihr und rächt sich, während es sich fügt; es beruft sich auf sie, während es sie übertritt; abwechselnd beherrscht es sie und wird von ihr beherrscht: zweigesichtiger und wechselhafter Charakter! Um dieses Spiel zu spielen braucht man alle Geschmeidigkeiten, die die Anmut ausmachen, wie die Strahlen des Prismas durch ihre Vereinigungen den Opal bilden".

Bei diesen Zeilen kam mir der Gedanke wie man zu solch einer Einstellung denn wohl riechen sollte. Eine Zeit lang fiel mir dazu nicht viel ein, bis ich GpM zum ersten Mal rocht. Denn eigentlich ist GpM kein richtiges Parfum, sondern ein Wohlgeruch, eine Lebenseinstellung. Diese spitzige rosige Minze passt nicht zu T-Shirt, Hoddy und Flipflops. Die scharfe Zimtnote verträgt sich nicht mit Turnschuhen und Jack-Wolfskin-Outdoor-Jacke. Nein, sie lächzt förmlich nach Blazer und Einstecktuch. Sie fordert nach einem gebügelten Hemd und rahmengenähten Lederschuhen. GpM setzt ein gepflegtes Äußeres voraus und das gänzlich ohne irgendwie altmodisch oder antiquiert zu sein. Ein solches Auftreten hat in der heutigen Zeit einen nonkonformistischen Touch und zeichnet vllt den modernen Dandy aus.

Beau Brummell verabscheute übrigens Parfum und wechselte seine Wäsche mehrmals täglich. In einer Zeit in der es normal war zu stinken, wurde Wohlgeruch wohl noch anders definiert.

5 Antworten
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 14  
Wer was Besonderes möchte, gehe zu Malle - oder: so originell kann man Minze arrangieren
Ehrlich - die Frédéric Malle-Edition sollte jeder ernsthafte Parfumliebhaber mal querbeet durchtesten - aus der Masse heben sich alle darin erschienenen Kreationen ab. Überwiegend im sehr positiven Sinn (nur "L´Eau d´Hiver" musste bei mir bisher auf die Strafbank).

Richtige Nasenabenteuer erlebt man mit diesen Düften - allen voran begeistern mich "French Lover" und "Vétiver Extraordinanire" am meisten.

"Geranium pour Monsieur" nun zaubert wieder ein erstauntes "DAS ist in einem Parfum olfaktorisch möglich?!" ins Gesicht.

Durch und durch grüner Auftakt ohne zitrische oder süße Spielereien - wie auch beim französischen Liebhaber reißt das pflanzliche Auftaktprogramm aus gewohnten Geruchsschienen.

Minze/Pfefferminze sind deutlich erkennbar - allerdings nichts plump oder scharf wie in Bonbons, sondern herrlich kühl von anderen pflanzlich-grünen Elementen eingebettet.

Besonders das Kühle ist beachtlich - der Duft schafft es, schlagartig die Raumtemperatur um gefühlte 10 Grad runterzudimmen.

Der Partner der Minze ist dabei erkennbar die Rosengeranie, Namensgeber der Odeurs. Leicht floral, dezent herb, durch und durch grün.

Erst nach rund 20 min. kommen behutsam süßere Akzente dazu - man erahnt hintergründig etwas Zimtiges, das allerdings nur etwas Lieblichkeit in das grüne Orchester hineinhaucht.
Auch die Nelke verhält sich moderat, dient nur dazu, dem Duft komplexere Facetten hinzuzufügen.

Etwas wärmer, etwas sanfter wird der Duft dann im Verlauf, Ambroxan wirkt leicht balsamisch, dezent schleicht sich kontrastierend etwas kühlerer Weihrauch dazu. Styrax komplexiert durch leicht süßlich angehauchte, sehr helle Raucharomatik die feine Komposition.
Moschus, ebenfalls hell und zugänglich geraten, unterlegt das Ganze mit etwas Erdigkeit.

Ein weiterer, lohnenswerter Malle also, der sich stilistisch wohltuend aus der Masse hebt, vielleicht stimmungsmäßig etwas beschränkt passt.
3 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

80 kurze Meinungen zum Parfum
MefunxMefunx vor 4 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Geranien: kühle Floralität, halb Rose, halb Minzblatt. Ropion betont letzteres & baut diese Facette mit viel Eugenol ins Medizinische aus.
10 Antworten
LicoriceLicorice vor 2 Jahren
8
Duft
BAM!
Minz-tastisch & melissenhaft,
diese ätherische Geranienkraft!

Wie würzigweich
und
luftigholzigharzig
dann sogleich.
22 Antworten
RivegaucheRivegauche vor 4 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Wie ein Morgenritual im Bad: Ich liebe so sehr die Aura aus belebend kühler Minzfrische & elegant rosigen Blüten in weißem Moschus. So chic!
7 Antworten
PlutoPluto vor 2 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Ich stelle fest, ich mag nicht alles, was grün + minzig ist. Hier sticht mich mich eine Note, so pflanzenstielmässig + leicht modrig. Den
12 Antworten
BosworthBosworth vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6
Duft
Die frische Minze am Anfang ist toll, dann wird es aber sehr schnell sehr seltsam. Leicht muffig, chemisch, etwas sticht.
10 Antworten
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DegeneriertDegeneriert vor 13 Jahren
Herren-Parfum
Minz-Duft
"Ébène de Balmain" von Pierre Balmain. Eine Kräutergarten-, keine Zahnpastaminze. Leider wird das Parfüm nicht mehr hergestellt.

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