Monsieur. von Editions de Parfums Frédéric Malle
Flakondesign Frederic Malle
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8.0 / 10 469 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Editions de Parfums Frédéric Malle für Herren, erschienen im Jahr 2016. Der Duft ist erdig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird von Estēe Lauder Companies vermarktet. Der Name bedeutet „Herr.”.
Aussprache
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Duftrichtung

Erdig
Holzig
Würzig
Ledrig
Rauchig

Duftnoten

PatchouliPatchouli MandarineMandarine SafranSafran WeihrauchWeihrauch WildlederWildleder MoschusMoschus Rum AbsolueRum Absolue VanilleVanille ZederZeder

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.5166 Bewertungen
Eingetragen von WiB, letzte Aktualisierung am 19.04.2024.
Wissenswertes
Die Duftformel soll eine ungewöhnlich hohe Konzentration an Patchouli (50%) beinhalten.

Rezensionen

25 ausführliche Duftbeschreibungen
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Sillage
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Salva

78 Rezensionen
Salva
Salva
Top Rezension 52  
„PATCH! Der muss einziehen...“
Für gewöhnlich halte ich mich eigentlich
eher im Designer-Segment auf, doch gibt es so manch Nischenhäuser, bei denen auch ich fündig werde. Als da wären bspw. Creed und nun - seit kurzem - auch Frédéric Malle.

Die bisher von mir getesteten Malle-Düfte gefielen mir nämlich alle gut bis sehr gut. Und mit diesem Monsieur. habe ich neulich einen entdeckt, in den ich mich in der Tat gleich schockverliebte.
[...]

Frédéric Malle, ein französischer Autor und Geschäftsmann, gründete zur Millenniumswende die
'Editions de Parfums Frédéric Malle'. Im selben Jahr bereits brachte man neun(!) Düfte auf den Markt, unter anderem 'Musc Ravageur', bis heute wohl eines der beliebtesten Parfums aus dem Hause.

Er (Malle) selber sieht sein Unternehmen als eine Art Verleger, bei dem sich die Parfumeure frei entfalten und ohne jegliche Einschränkungen - sprich mit sämtlicher kreativen Freiheit - ihren Schöpfungen nachgehen können.
Das Konzept sieht vor, dass die Düfte unter dem Namen des jeweiligen Parfumeurs vertrieben werden. Weltbekannte Leute wie J. C. Ellena, Dominique Ropion, oder Pierre Bourdon, um nur ein paar aufzuzählen, arbeiteten bereits für diese Firma.

Hinter der Kreation dieses Monsieur‘s. jedoch steht Bruno Jovanovic, ein Parfumeur der
IFF (International Flavors&Fragrances Inc.), eine Firma ansässig in New York und weltweit einer der größten Hersteller von Duft- und Aromastoffen.

In der Branche gilt Jovanovic als intellektueller Verfechter von Kant‘s Theorie „Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt“ und soll sich bereits im Kindesalter in einem Kaufhaus dazu entschlossen haben eines Tages in die Welt der Parfumeure einzutauchen.
Und ich persönlich bin sehr glücklich, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Denn vermutlich hätte ich sonst diesen fantastischen Duft niemals kennengelernt...
[...]

In einem sehr interessanten Interview für Noseparis, einem BeautyConcept-Store mit Sitz in der französischen Hauptstadt, bezeichnete Jovanovic Patchouli als seine Lieblingsnote überhaupt (Quelle:
https://noseparis.com/de/interview-avec-bruno-jovanovic/).

Dieser Duft hier soll eben eine ungewöhnlich hohe Konzentration (50%) an jenem Inhaltsstoff enthalten. Und ich denke, wenn ich den 'Givenchy Gentleman Original EdT 1974' insgeheim als meinen Signature-Duft betrachte (auch wenn ich ihn hier nicht als solchen angebe), kommt es nicht von ungefähr, wenn auch ich sage, dass Patchouli wohl meine favorisierte Note unter allen ist.
Und dieser Monsieur. ist in der Tat eine wahre Patchouli-Bombe, aber nur zu Beginn...

Er startet nämlich sehr intensiv und Patchoulilastig; wem diese Note nicht zusagt, dem wird es schwer fallen den Duft mögen. Das behaupte ich jetzt einfach mal. Doch was ich an dem hier so beeindruckend finde ist seine edle, einzigartige und facettenreiche Entwicklung.

Wie bereits erwähnt öffnet er mit einer vollen Dröhnung herb-holzigen, dunklen und sehr erdigen Kopfnote, die mich an meinen vorhin erwähnten „Signatur“ erinnert. Jedoch empfinde ich sie beim diesem Monsieur. sogar noch einen Ticken intensiver, was ich aber unglaublich anziehend finde. Zumal sie hier auch mit einer ganz fein wahrnehmbaren Mandarinen-Note ausgestattet ist, welche ihr zwar einen frischen Anschlag verpasst, diese jedoch bereits nach wenigen Minuten verfliegt.

Doch was danach so im weiteren Verlauf passiert, ist schlichtweg genial, wie ich finde. Nach etwa 1-2h zieht sich dieser anfängliche Patch-Hammer zurück, wird sanfter und vermischt sich mit einer für mich deutlich wahrnehmbaren Rum-Note, die jedoch nach wie vor von diversen holzigen und leicht würzigen Noten umgeben ist. Der Duft entwickelt sich (für meine Nase) demzufolge zu einem holzig-würzig pinienartigen Zederngeruch, der eben einen Rum-Akkord mit sich zieht.

Zur Basis hin verlassen die holzig-würzigen Nuancen so langsam aber sicher immer mehr die Bühne und es gesellt sich zu der Rum-Note ein angenehm-sinnlicher und unaufdringlicher Mix aus Vanille-Amber hinzu. Diese bilden den sanft-sinnlichen Abgang, bei dem man nur noch - wenn überhaupt - sehr minimal holzige Untertöne erhaschen kann.
[...]

Auf meiner Haut weist er mit etwa 7-8h eine sehr gute Haltbarkeit auf. In den ersten 2h nehme ich ihn an mir selber deutlich wahr, ehe er sich danach etwas zurückzieht und für den Rest der Zeit
noch hautnah zu riechen ist.

Außer im Sommer denke ich kann man ihn zu jeder Jahreszeit tragen. Doch würde ich persönlich etwas weniger Sprühstöße empfehlen, da er gerade zu Beginn evtl. zu stark sein kann (in meinem Fall wären es hierbei 3-4, ansonsten gehöre ich nämlich eher zu den sogen. Vielsprühern).
[...]
Fazit:

Ich würde Monsieur. als Neo-Klassiker bezeichnen, der es mMn in sehr raffinierter Art und Weise schafft, klassische Ingredienzen (in diesem Fall eben Patchouli) mit „modernen“ Zutaten aufzupeppen.
Für alle Patchouli-Liebhaber kann ich ihn bedenkenlos empfehlen, er wird euer Herz höher schlagen lassen.

Auch wenn Jovanovic in Kooperation mit dem belgischen Modedesigner Dries van Noten bereits einen Duft für F. Malle hergestellt hat, gilt der Monsieur. als seine allererste eigene Schöpfung.
Die Namensgebung im Übrigen rührt daher, dass Jovanovic von Malle immer nur „Monsieur“ genannt wurde/wird (so unkompliziert kann es manchmal sein).

Mein Dank geht an JonasP1, der es mir durch seine Probe ermöglicht hat, diesen faszinierenden Hammer-Duft zu entdecken und er dadurch auf meine WL gelang.

Bei mir hat‘s nämlich sofort „Patch“ gemacht und mir war gleich nach dem ersten Testen klar: „Der muss einziehen...“
[...]
Vielen Dank für‘s Lesen!
28 Antworten
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Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 38  
Für Herren. Punkt.
Gleich vorweg: wer kein Freund von Patchouli ist, der lasse die Finger von diesen Duft. Ja, selbst wer Patchouli mag, wenn es wie in Mazzolaris ‚Patchouly’ in einer orientalischen Umgebung mit viel Vanille, Amber, Honig und dergleichen eingebettet ist oder schön glatt poliert, mit schokoladigen Akzenten à la ‚Coromandel’ oder ‚Patchouli Imperial', selbst diesen Patchouli-Freunden sei geraten: Finger weg!
Patchouli-Enthusiasten aber, jenen, die an den berühmt-berüchtigten Patchouli-Ölen aus den Hippie-Läden der 70er und 80er Jahren ihre Freude hatten und denen selbst Givenchys „Gentleman“ in der alten Version noch zu zivilisiert, ja manieriert daherkam – diesen könnte er gefallen, der neue Malle.

Von Vorteil dürfte allerdings sein, wenn der geneigte Tester, respektive zukünftige Käufer, seine/ihre Nase in Sachen Nischenduft schon ein wenig trainiert hat, denn die Quellen aus denen sich ‚Monsieur.’ speist, sie entspringen so gar nicht dem gängigen Mainstream. Vielmehr reichen sie einerseits tief in das Werk der Nischen-Pioniere von ‚Comme-des-Garçons’ hinein, andererseits aber, in Sachen Aufbau und Attitüde, auch in die schon fast vollständig verklungene Welt der klassischen Herren-Parfümerie à la ‚Yatagan’, ‚Azzaro pour Homme’, ‚Halston Z-14’, ja sogar bis zurück zu Givenchys ‚Vetyver’.
Nicht dass ‚Monsieur.’ irgendwie ähnlich wie die eben genannten Werke duften würde, nein, ganz und gar nicht, aber es ist die olfaktorische Sprache des Duftes, seine Haltung, die ihn unmissverständlich in diese Reihe rückt: hier kommt ein Mann, ein ‚Macho’ von Mann. Kein Alltags-Macho wie er heute die Fitness-Studios bevölkert und deren Umkleidekabinen mit ‚Axe’-Wolken zu Vorstufen der Duft-Hölle macht, nein, eher ein Macho mit Stil. Gepflegt, galant und gut angezogen, aber durchaus mit Brust- und Achselhaar – gerne auch jenseits der 40.
Man beachte auch den Punkt hinter ‚Monsieur.’ Damit keine Zweifel aufkommen mögen: dieser Duft ist den Herren gewidmet, Punkt.
Jungs und jungen Männern mit Lust am ‚Gender-Bending’, auch euch sei daher geraten: Finger weg von ‚Monsieur.’

Doch zum Duft.
Viel ungesüßtes Patchouli (angeblich macht es 50% der Formel aus!), jede Menge rauchig-aromatischer Weihrauch und einige Hölzer bestreiten den Hauptakkord dieses ungewöhnlichen Duftes. Nur weniges, was diese fast staubig trockenen Aromen zu mildern vermag: eine kleine fruchtige Nuance, etwas Amber, ein Hauch von Vanille, das war´s. Stattdessen gleich zu Beginn ein fast brutaler, campher-artiger Auftakt, der augenblicklich an ein versehentlich geöffnetes Fläschchen bitterer Medizin denken lässt. Relativ schnell aber wird diese Patchouli-Campher Eröffnung von den besagten mildernden Begleitnoten eingefangen und langsam zum ausdauernden, rauchig-holzigen Finish begleitet.

Der Duft ist im Grunde ziemlich linear und monothematisch: Patchouli, Patchouli und nochmals Patchouli. Er ist gewissermaßen das Gegenstück oder besser gesagt, die Ergänzung zu anderen monothematischen Düften im Katalog von Frédéric Malle: ‚Carnal Flower’ (Tuberose) oder ‚Vétiver Extraordinaire’ (Vetiver). Von ersterem aber unterscheidet er sich vor allem in Sachen Volumen und Projektion. ‚Monsieur.’ ist nicht wirklich raumgreifend oder gar aufdringlich, was ‚Carnal Flower’ mitunter sein kann. Zwar hat der Duft eine gewisse Präsenz, ließe einem üppigeren Damenduft aber durchaus den Vortritt – ganz neo-klassischer Ansatz eben, wie ihn die Herrenduft-Ikonen der Vergangenheit, man denke nur an ‚Eau Sauvage’ oder ‚Habit Rouge’ und viele andere der prä-Antaeus- und prä-Kouros-Ära, selbstverständlich befolgten.
Der Duft ist also nicht über Gebühr laut, zumindest empfinde ich ihn nicht so.
Im Auftritt ist er daher ‚Vétiver Extraordinaire’ ähnlicher, ein Duft, der ebenso präsent wie zurückhaltend ist.
Allerdings erreicht er nicht ganz dessen Qualität. Das ist auch der Grund, warum ich es etwas schade finde, dass nicht Dominique Ropion mit der Komposition von ‚Monsieur.’ beauftragt wurde. Ich bin mir sicher, er hätte dem Duft noch mehr Rundung und Raffinesse verliehen, ihn auf ein ähnlich hohes Level gehoben wie seine eigenen Beiträge zur Editions de Parfums: ‚Portrait of a Lady’, ‚Une Fleur de Cassie’ oder besagten ‚Carnal Flower’ und ‚Vétiver Extraordinaire’.

Aber, was soll’s.
Der Duft ist, meines Erachtens, dennoch gut gelungen, auch wenn er aus der ‚Editions’ nicht herausragt. Den ein oder anderen Vertreter lässt er aber durchaus zurück.

Ganz wichtig noch mal der Hinweis: um diesen Duft schätzen zu können, muss man den Duft von kernigem, unsüßem Patchouli wirklich lieben.
Darunter wird es nichts.

Ich LIEBE es!
12 Antworten
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Flakon
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Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 34  
Am Ende ein (zurecht) selbstbewusster Punkt. Kunstvoll verschachtelte Patchouli-Pracht, postmoderner "Gentleman"
Der Punkt war das Erste, was mir auffiel. Wenn sowas schon mal einer benutzt, hinterfragt man gleich den Sinn, zumal der Duftname nur aus einem Wort besteht.

Jovanovic ist es nun tatsächlich gelungen, einen künstlerischen Punkt-Sieg zu landen. "Monsieur." präsentiert sich als äußerst fein gebautes, Patchouli auf eine sehr ehrenwert zelebrierende Weise kunstvoll zu arrangieren und geschickt einen Anknüpfungspunkt zwischen Oldschool und Moderne hinzubekommen.

Mir fällt da Givenchys "Gentleman" ein, mit 43 Jahren schon betagt und eine klassische Ausgeburt an honig-kräuterigem Patchouli-Bombast, der zwischen frischer Erde und edlen Hölzern changierte. Straight und gut.

Jovanovic nun lässt seinem "Monsieur." mehr Raum in der Breite. Ein Hauch Mandarine am Beginn, die abgelöst wird von einem durchaus satten, aber recht erlesenen Patchouliton, der ans leicht Erdige, durchaus Frische, aber auch behutsam Animalische grenzt. Man merkt - und das macht endlich mal wieder Riesenfreude nach den ganzen vollsynthetischen Laborgruseldingern im Mainstream - die ganze Klasse echter, wertiger, natürlicher Aromen in diesem Malle-Duft.

Warum nenne ich den "Monsieur." nun oben kunstvoll verschachtelt? Weil er auf brillante Weise - einer guten Jazz-Band gleich - immer wieder andere, sich einander abwechselnde Aromen nach vorne lässt. Mal blitzt etwas trocken-kühler Weihrauch durch, dann wieder ein Hauch lieblicher Rum, auch ein Gedanke Wildleder. Dann dominiert auch wieder das grundlegende Patchouli, ausgewogen, feierlich, niemals brachial, stumpf oder grob. Ein Monsieur eben, auch ein Gentleman.

Selbstbewusst indes (oder eben gerade deshalb) auf alle Fälle, ohne aber laut zu sein. Aromen, die für sich stehen, die auch eher selten heutzutage zu riechen sind, hat doch schon länger keiner mehr Patchouli in so konziser, zugleich feingeistiger und liebevoller Art gefeiert. Seinen stolzen Preis dicke wert.
7 Antworten
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Duft
Achilles

88 Rezensionen
Achilles
Achilles
Top Rezension 35  
Elegant reisen in Mafiakreisen
Das war ja ein Wurf, herzlichen Glückwunsch Monsieur Malle! Lange schon hab ich keinen Duft gerochen, der die umgekehrte Pyramide beherrscht. Meist sind sie ja so mafiös tückisch aufgebaut, dass sie einen mit ihrer grandiosen Kopfnote beim ersten Schnüffeln in ihren Bann ziehen, zur Einmischung via Kauf verleiten, aber dann auf halber Strecke schlapp machen und ihr wahres Gesicht offenbaren, oder gar ganz verschwinden, wenn sie einen nicht umbringen mit ihrer miesen Art, nicht ausmachbar zu sein.
Monsieur geruht erst, bringt man es über sich die Kopfnote und das halbe Herz zu überstehen, in der Basis sein wahres Können aufzuzeigen.
Der Duft startet so: Man sitzt in der verrauchten Bar zur Henry Hills Einführung in die Kreise der GoodFellas, er stellt Leute vor wie Franky Carbone, Fat Andy, Doppel-Jimmy, Franky Maccharoni und noch weitere mit schönem Namen und noch schöneren Anzügen, im Hintergrund läuft Tony Bennetts "From rags to riches", die Mobster nippen an ihren Drinks in schweren Tumblern mit Orangenschale, und lassen sich mit zäher Schuhcreme die italienischen Edelslipper polieren. Irgendwo brennts auch, aber man kanns nicht ausmachen. Als würde man unreife Nüsse rösten, Walnüsse vielleicht. Könnten auch rauchende Revolver sein. Dieses erste Drittel ist cholerisch, und anstrengend wie Tommy DeVito, oder Tony Montana, direkt, kratzig und explosiv. Zum Glück auch ebenso kurzlebig.

Die erste Hälfte der Herznote wird langsam versöhnlicher, Patchouli wird dabei immer deutlicher, nur zum Glück ohne störende, torfige Erdnote, die das Patch-Erlebnis manchmal ganz schön überstrapazieren kann.
Das Leder wird weicher und der Rauch legt sich, eine Metamorphose zu einem nicht so eindeutig tödlichen Kerl, der es aber trotzdem faustdick hinter den Ohren hat, einem halb/halben wie Henry Hill, der irgendwann doch im Zeugenschutzprogramm landet.

Die Basis ist schließlich elegant wie ein authentischer italienischer Maßanzug, bekleckert mit Drinks und Schießpulver, mit dieser Doppelmoral von Seidigkeit und Gefährlichkeit, Rasierwasser von weihrauchiger Vanille und trockenem Moschus, wie ein sehr gut angezogener Gangster. Also, solche richtig coolen und legendären wie Jimmy "The Gent" Conway oder wie der Pate Don Vito Corleone mit Zigarre im schweren Sessel. Die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit auf dieser Ebene ist auf sehr hohem Niveau.
An dem Duft ist nichts süß, nichts verspielt, er ist im Grunde genommen richtig eindeutig ein Machoduft, herb und trocken, kompromisslos. Eine schöne Hommage an den klassisch-straighten Herrenduft ohne Ausflüge in den metrosexuellen Bereich.
26 Antworten
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Flakon
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Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 29  
Debitorischer Kreditor, trefflich ausgeglichen
In einer Buchhaltung entsteht manchmal ein sogenannter „debitorischer Kreditor“. Normalerweise schuldet eine Firma ihren Lieferanten etwas und das entsprechende Buchhaltungskonto steht folglich standardmäßig im „Haben“. Nur wenn zum Beispiel versehentlich zu viel überwiesen wurde, steht das Konto ungewöhnlicherweise plötzlich im Soll. Das ist nicht schlimm, derlei wird durch Rücküberweisung ausgeglichen oder bei der nächsten Lieferung verrechnet. Oder es gibt ne Extra-Leistung!

Und damit bin ich im Thema. Im Zuge einer PN-Überschneidung hatte ich bei einem Malle-Dreifach-Sharing (vielen Dank an Woodpecker!) einen Zacken zu viel Geld überwiesen. Das wollten wir einfach durch den einen oder anderen ml mehr bereinigen. Welche(r) der drei Malles es denn sein solle? Meine Antwort: „Weihrauch geht immer. Ich nehme den mit dem meisten Weihrauch.“ Das half zwar nicht so richtig weiter, war ja auch nicht ganz ernst gemeint, aber sei’s drum, es gab u. a. ein Schlückchen mehr von Monsieur. Schön.

Zum Auftakt rieche ich einen Hauch von Räucherschinken; heller, kalter Rauch, frisch, an der Grenze zum Minzhaften, wie eine Explosion; dann fällt die in Sekundenschnelle aufgetürmte Glocke ebenso rasch zusammen und enthüllt geradezu gummihaft-herbes … tja … Patchouli, oxymoronhaft gleichermaßen staubig wie cremig. Habe ich in dieser Form noch nie gerochen.

Nach wenigen Minuten entpuppt sich die cremige Anmutung – tataaaa! - als eine weißliche Weihrauchnote, für die ich üblicherweise Elemi im Verdacht habe. Neben dem warm-dunklen Patchouli wirkt sie wie ein Cardinal, der die Soutane abgelegt hat, auf Zölibat & Co. pfeift und jetzt das Leben genießen möchte. Allerdings mit Bedacht, er ist nicht mehr der Jüngste und die verbleibende Zeit will sorgsam verbracht sein.

Geerdetes, doch unmuffiges sowie auf eine ganz eigentümliche Art köstliches Patchouli verbreitet gemeinsam mit dem distinguierten Rauch eine selbstbewusste Aura: Markant-prägnant, ohne aufdringlich zu sein; elegant, ohne glatt zu sein. Alsbald rückt Patchouli noch stärker in den Vordergrund. Der weiße Weihrauch weicht zurück, es riecht nun nach uralten Möbeln - vor allem deren Holz, aber auch eine Spur Leder -, wie es sie in Museen oder auf alten Schlössern gibt. Firnis für den Träger.

Behutsam wandelt sich der Duft-Eindruck. Das Schokoladige wird kurz gestreift, bevor Monsieur. ab mittags einen leicht metallischen Einschlag erfährt. Dass man den Weihrauch inzwischen suchen muss, finde ich schade, direkt auf der Haut ist er jedoch lange gut wahrzunehmen. Allmählich wird Vanille spürbar, im Laufe des Nachmittags erhält sie eine rauchig-staubig-ambrierte Hülle. In ihrer relativen Unsüße passt sie bestens zum bisherigen Charakter des Duftes. Zudem bleibt ordentlich dunkles Patchouli beteiligt.

Gleichwohl scheint es, als verlöre der vorliegende Herr mit Punkt langsam ein bisschen die Lust. Seine nobel verpackte Schluss-Vanillenote ist fein und fraglos eine der edleren ihrer Art, nur hätte ich mir in dieser Anspruchs-Liga auch nachmittags einen Tick mehr Besonderheit erhofft. Das ist freilich zugegebenermaßen Jammern auf hohem Niveau. Schließlich wird, was hier als bloßer Rausschmeißer fungiert, anderswo zum Kern eines Duftes erhoben. Das letzte Ende bestreitet abends allein verbliebene, rauchige Vanille.

Sehr edel. Ein schöner Duft.
17 Antworten
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Statements

132 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 9 Monaten
7
Flakon
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Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Monsieur
Im wilden Lederdress
Lange Nacht
Auf dunkel-erdiger Patchroute 66
Beifahrer ist ne Flasche Likör
Vanilleduftbaum
Auspuff raucht
42 Antworten
R3mt9R3mt9 vor 2 Jahren
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
„Herr Graf! Erde, Holz, Rauch. Dunkel wie die Nacht. Halstuchdropper…“
„Ein Flakon nach Bran bitte, die anderen an die Londoner Adresse!“
22 Antworten
SalvaSalva vor 3 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Alter Verwalter!
Hammer Teil!
Patch so wie ich ihn liebe!
Maskulin, frisch, herb, erdig
Edel, stilvoll, erwachsen
Fantastisch!
WL!
20 Antworten
FrauKirscheFrauKirsche vor 8 Monaten
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Düster wabert
Patchnebel
über rumgetränkte
Erde
Das Leder mit
Vanillemark beschmiert
Im Keller
knarzt die Holztreppe...
26 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 12 Monaten
8
Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
der Rum ist aus
die Tangerine war nur Deko
ruhe dich aus auf warmen Holz
was bleibt ist Harz und Leder
und die Erde unter den Nägeln
26 Antworten
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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
MrWhiteMrWhite vor 8 Jahren
Herren-Parfum
Neuer Frédéric Malle: Monsieur.
Da ich ein bekennender Malle-Fan bin möchte ich mich neben dem kurzen Statement hier etwas ausführlicher äußern:Die Kopfnote von "Monsieur" ist bombastisch. Zwar ungemein fordernd und für viele bestimmt...

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