14.03.2021 - 04:35 Uhr
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51
„PATCH! Der muss einziehen...“
Für gewöhnlich halte ich mich eigentlich
eher im Designer-Segment auf, doch gibt es so manch Nischenhäuser, bei denen auch ich fündig werde. Als da wären bspw. Creed und nun - seit kurzem - auch Frédéric Malle.
Die bisher von mir getesteten Malle-Düfte gefielen mir nämlich alle gut bis sehr gut. Und mit diesem Monsieur. habe ich neulich einen entdeckt, in den ich mich in der Tat gleich schockverliebte.
[...]
Frédéric Malle, ein französischer Autor und Geschäftsmann, gründete zur Millenniumswende die
'Editions de Parfums Frédéric Malle'. Im selben Jahr bereits brachte man neun(!) Düfte auf den Markt, unter anderem 'Musc Ravageur', bis heute wohl eines der beliebtesten Parfums aus dem Hause.
Er (Malle) selber sieht sein Unternehmen als eine Art Verleger, bei dem sich die Parfumeure frei entfalten und ohne jegliche Einschränkungen - sprich mit sämtlicher kreativen Freiheit - ihren Schöpfungen nachgehen können.
Das Konzept sieht vor, dass die Düfte unter dem Namen des jeweiligen Parfumeurs vertrieben werden. Weltbekannte Leute wie J. C. Ellena, Dominique Ropion, oder Pierre Bourdon, um nur ein paar aufzuzählen, arbeiteten bereits für diese Firma.
Hinter der Kreation dieses Monsieur‘s. jedoch steht Bruno Jovanovic, ein Parfumeur der
IFF (International Flavors&Fragrances Inc.), eine Firma ansässig in New York und weltweit einer der größten Hersteller von Duft- und Aromastoffen.
In der Branche gilt Jovanovic als intellektueller Verfechter von Kant‘s Theorie „Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt“ und soll sich bereits im Kindesalter in einem Kaufhaus dazu entschlossen haben eines Tages in die Welt der Parfumeure einzutauchen.
Und ich persönlich bin sehr glücklich, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Denn vermutlich hätte ich sonst diesen fantastischen Duft niemals kennengelernt...
[...]
In einem sehr interessanten Interview für Noseparis, einem BeautyConcept-Store mit Sitz in der französischen Hauptstadt, bezeichnete Jovanovic Patchouli als seine Lieblingsnote überhaupt (Quelle:
https://noseparis.com/de/interview-avec-bruno-jovanovic/).
Dieser Duft hier soll eben eine ungewöhnlich hohe Konzentration (50%) an jenem Inhaltsstoff enthalten. Und ich denke, wenn ich den 'Givenchy Gentleman Original EdT 1974' insgeheim als meinen Signature-Duft betrachte (auch wenn ich ihn hier nicht als solchen angebe), kommt es nicht von ungefähr, wenn auch ich sage, dass Patchouli wohl meine favorisierte Note unter allen ist.
Und dieser Monsieur. ist in der Tat eine wahre Patchouli-Bombe, aber nur zu Beginn...
Er startet nämlich sehr intensiv und Patchoulilastig; wem diese Note nicht zusagt, dem wird es schwer fallen den Duft mögen. Das behaupte ich jetzt einfach mal. Doch was ich an dem hier so beeindruckend finde ist seine edle, einzigartige und facettenreiche Entwicklung.
Wie bereits erwähnt öffnet er mit einer vollen Dröhnung herb-holzigen, dunklen und sehr erdigen Kopfnote, die mich an meinen vorhin erwähnten „Signatur“ erinnert. Jedoch empfinde ich sie beim diesem Monsieur. sogar noch einen Ticken intensiver, was ich aber unglaublich anziehend finde. Zumal sie hier auch mit einer ganz fein wahrnehmbaren Mandarinen-Note ausgestattet ist, welche ihr zwar einen frischen Anschlag verpasst, diese jedoch bereits nach wenigen Minuten verfliegt.
Doch was danach so im weiteren Verlauf passiert, ist schlichtweg genial, wie ich finde. Nach etwa 1-2h zieht sich dieser anfängliche Patch-Hammer zurück, wird sanfter und vermischt sich mit einer für mich deutlich wahrnehmbaren Rum-Note, die jedoch nach wie vor von diversen holzigen und leicht würzigen Noten umgeben ist. Der Duft entwickelt sich (für meine Nase) demzufolge zu einem holzig-würzig pinienartigen Zederngeruch, der eben einen Rum-Akkord mit sich zieht.
Zur Basis hin verlassen die holzig-würzigen Nuancen so langsam aber sicher immer mehr die Bühne und es gesellt sich zu der Rum-Note ein angenehm-sinnlicher und unaufdringlicher Mix aus Vanille-Amber hinzu. Diese bilden den sanft-sinnlichen Abgang, bei dem man nur noch - wenn überhaupt - sehr minimal holzige Untertöne erhaschen kann.
[...]
Auf meiner Haut weist er mit etwa 7-8h eine sehr gute Haltbarkeit auf. In den ersten 2h nehme ich ihn an mir selber deutlich wahr, ehe er sich danach etwas zurückzieht und für den Rest der Zeit
noch hautnah zu riechen ist.
Außer im Sommer denke ich kann man ihn zu jeder Jahreszeit tragen. Doch würde ich persönlich etwas weniger Sprühstöße empfehlen, da er gerade zu Beginn evtl. zu stark sein kann (in meinem Fall wären es hierbei 3-4, ansonsten gehöre ich nämlich eher zu den sogen. Vielsprühern).
[...]
Fazit:
Ich würde Monsieur. als Neo-Klassiker bezeichnen, der es mMn in sehr raffinierter Art und Weise schafft, klassische Ingredienzen (in diesem Fall eben Patchouli) mit „modernen“ Zutaten aufzupeppen.
Für alle Patchouli-Liebhaber kann ich ihn bedenkenlos empfehlen, er wird euer Herz höher schlagen lassen.
Auch wenn Jovanovic in Kooperation mit dem belgischen Modedesigner Dries van Noten bereits einen Duft für F. Malle hergestellt hat, gilt der Monsieur. als seine allererste eigene Schöpfung.
Die Namensgebung im Übrigen rührt daher, dass Jovanovic von Malle immer nur „Monsieur“ genannt wurde/wird (so unkompliziert kann es manchmal sein).
Mein Dank geht an JonasP1, der es mir durch seine Probe ermöglicht hat, diesen faszinierenden Hammer-Duft zu entdecken und er dadurch auf meine WL gelang.
Bei mir hat‘s nämlich sofort „Patch“ gemacht und mir war gleich nach dem ersten Testen klar: „Der muss einziehen...“
[...]
Vielen Dank für‘s Lesen!
eher im Designer-Segment auf, doch gibt es so manch Nischenhäuser, bei denen auch ich fündig werde. Als da wären bspw. Creed und nun - seit kurzem - auch Frédéric Malle.
Die bisher von mir getesteten Malle-Düfte gefielen mir nämlich alle gut bis sehr gut. Und mit diesem Monsieur. habe ich neulich einen entdeckt, in den ich mich in der Tat gleich schockverliebte.
[...]
Frédéric Malle, ein französischer Autor und Geschäftsmann, gründete zur Millenniumswende die
'Editions de Parfums Frédéric Malle'. Im selben Jahr bereits brachte man neun(!) Düfte auf den Markt, unter anderem 'Musc Ravageur', bis heute wohl eines der beliebtesten Parfums aus dem Hause.
Er (Malle) selber sieht sein Unternehmen als eine Art Verleger, bei dem sich die Parfumeure frei entfalten und ohne jegliche Einschränkungen - sprich mit sämtlicher kreativen Freiheit - ihren Schöpfungen nachgehen können.
Das Konzept sieht vor, dass die Düfte unter dem Namen des jeweiligen Parfumeurs vertrieben werden. Weltbekannte Leute wie J. C. Ellena, Dominique Ropion, oder Pierre Bourdon, um nur ein paar aufzuzählen, arbeiteten bereits für diese Firma.
Hinter der Kreation dieses Monsieur‘s. jedoch steht Bruno Jovanovic, ein Parfumeur der
IFF (International Flavors&Fragrances Inc.), eine Firma ansässig in New York und weltweit einer der größten Hersteller von Duft- und Aromastoffen.
In der Branche gilt Jovanovic als intellektueller Verfechter von Kant‘s Theorie „Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt“ und soll sich bereits im Kindesalter in einem Kaufhaus dazu entschlossen haben eines Tages in die Welt der Parfumeure einzutauchen.
Und ich persönlich bin sehr glücklich, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Denn vermutlich hätte ich sonst diesen fantastischen Duft niemals kennengelernt...
[...]
In einem sehr interessanten Interview für Noseparis, einem BeautyConcept-Store mit Sitz in der französischen Hauptstadt, bezeichnete Jovanovic Patchouli als seine Lieblingsnote überhaupt (Quelle:
https://noseparis.com/de/interview-avec-bruno-jovanovic/).
Dieser Duft hier soll eben eine ungewöhnlich hohe Konzentration (50%) an jenem Inhaltsstoff enthalten. Und ich denke, wenn ich den 'Givenchy Gentleman Original EdT 1974' insgeheim als meinen Signature-Duft betrachte (auch wenn ich ihn hier nicht als solchen angebe), kommt es nicht von ungefähr, wenn auch ich sage, dass Patchouli wohl meine favorisierte Note unter allen ist.
Und dieser Monsieur. ist in der Tat eine wahre Patchouli-Bombe, aber nur zu Beginn...
Er startet nämlich sehr intensiv und Patchoulilastig; wem diese Note nicht zusagt, dem wird es schwer fallen den Duft mögen. Das behaupte ich jetzt einfach mal. Doch was ich an dem hier so beeindruckend finde ist seine edle, einzigartige und facettenreiche Entwicklung.
Wie bereits erwähnt öffnet er mit einer vollen Dröhnung herb-holzigen, dunklen und sehr erdigen Kopfnote, die mich an meinen vorhin erwähnten „Signatur“ erinnert. Jedoch empfinde ich sie beim diesem Monsieur. sogar noch einen Ticken intensiver, was ich aber unglaublich anziehend finde. Zumal sie hier auch mit einer ganz fein wahrnehmbaren Mandarinen-Note ausgestattet ist, welche ihr zwar einen frischen Anschlag verpasst, diese jedoch bereits nach wenigen Minuten verfliegt.
Doch was danach so im weiteren Verlauf passiert, ist schlichtweg genial, wie ich finde. Nach etwa 1-2h zieht sich dieser anfängliche Patch-Hammer zurück, wird sanfter und vermischt sich mit einer für mich deutlich wahrnehmbaren Rum-Note, die jedoch nach wie vor von diversen holzigen und leicht würzigen Noten umgeben ist. Der Duft entwickelt sich (für meine Nase) demzufolge zu einem holzig-würzig pinienartigen Zederngeruch, der eben einen Rum-Akkord mit sich zieht.
Zur Basis hin verlassen die holzig-würzigen Nuancen so langsam aber sicher immer mehr die Bühne und es gesellt sich zu der Rum-Note ein angenehm-sinnlicher und unaufdringlicher Mix aus Vanille-Amber hinzu. Diese bilden den sanft-sinnlichen Abgang, bei dem man nur noch - wenn überhaupt - sehr minimal holzige Untertöne erhaschen kann.
[...]
Auf meiner Haut weist er mit etwa 7-8h eine sehr gute Haltbarkeit auf. In den ersten 2h nehme ich ihn an mir selber deutlich wahr, ehe er sich danach etwas zurückzieht und für den Rest der Zeit
noch hautnah zu riechen ist.
Außer im Sommer denke ich kann man ihn zu jeder Jahreszeit tragen. Doch würde ich persönlich etwas weniger Sprühstöße empfehlen, da er gerade zu Beginn evtl. zu stark sein kann (in meinem Fall wären es hierbei 3-4, ansonsten gehöre ich nämlich eher zu den sogen. Vielsprühern).
[...]
Fazit:
Ich würde Monsieur. als Neo-Klassiker bezeichnen, der es mMn in sehr raffinierter Art und Weise schafft, klassische Ingredienzen (in diesem Fall eben Patchouli) mit „modernen“ Zutaten aufzupeppen.
Für alle Patchouli-Liebhaber kann ich ihn bedenkenlos empfehlen, er wird euer Herz höher schlagen lassen.
Auch wenn Jovanovic in Kooperation mit dem belgischen Modedesigner Dries van Noten bereits einen Duft für F. Malle hergestellt hat, gilt der Monsieur. als seine allererste eigene Schöpfung.
Die Namensgebung im Übrigen rührt daher, dass Jovanovic von Malle immer nur „Monsieur“ genannt wurde/wird (so unkompliziert kann es manchmal sein).
Mein Dank geht an JonasP1, der es mir durch seine Probe ermöglicht hat, diesen faszinierenden Hammer-Duft zu entdecken und er dadurch auf meine WL gelang.
Bei mir hat‘s nämlich sofort „Patch“ gemacht und mir war gleich nach dem ersten Testen klar: „Der muss einziehen...“
[...]
Vielen Dank für‘s Lesen!
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