28.05.2014 - 02:53 Uhr
Naaase
109 Rezensionen
Naaase
Top Rezension
Das Dorf im Schnee
Das Dorf im Schnee
"Still, wie unterm warmen Dach,
Liegt das Dorf im weißen Schnee;
In den Erlen schläft der Bach,
Unterm Eis der blanke Schnee.
Weiden steh´n im weißen Haar,
spiegeln sich in starrer Flut;
alles ruhig, kalt und klar
Wie der Tod, der ewig ruht.
Weit, so weit das Auge sieht,
keinen Ton vernimmt das Ohr.
Blau zum blauen Himmel zieht
Sacht der Rauch vom Schnee empor.
Möchte schlafen wie der Baum
Ohne Lust und ohne Schmerz;
Doch der Rauch zieht wie im Traum
Still nach Haus mein Herz."
Das Dorf im Schnee
Klaus Groth, dt. Lyriker, 1819-1899
"L'Eau d'Hiver" - "Wasser des Winters". Doch was macht den Winter aus ? Schnee, Eis, Kälte ?Jean-Claude Ellena wird dahingehend zitiert, dass er Frédéric Malle's "Edition de Parfums" als Tribüne nutzen möchte, die minimalistische Seite seines Schaffens in Szene zu setzen.
Nach "Angeliques sous la Pluie" und "Cologne Bigarade" war "L'Eau d'Hiver" die Gelegenheit für Jean-Claude Ellena, um zu zeigen, dass sein blanker Stil nicht nur für frische Noten geeignet ist. Dass vielmehr ein transparentes und leichtes Duftwasser weich, warm und angenehm sein kann, ohne die aufdringliche Dicke eines orientalischen Parfums aufzuweisen. Wie hier zu lesen ist berichtet Jean Claude Ellena weiter, Analyse und Rekonzeptionierung von "Après L'Ondée" habe ihn zu der Komposition von "L'Eau d'Hiver" inspiriert. So habe er das Wechselspiel aus Anisaldehyd, dem nach Mandel riechenden Heliotropin und Iris benutzt, um dies transparent in die Gegenwart zu übertragen.
Unser Winterspaziergang beginnt kühl. Ein frischer Wind -bestehend aus Bergamotte und Angelika- schlägt uns entgegen. Hier handelt es sich nicht um eine reife Frucht, sondern um eine ganz zarte -noch grüne- Bergamotte. Und da ist ja auch noch die "Angelika". Diese Note kennen wir ja schon aus "French Lover", was ebenfalls in Frédéric Mall's Autoren-Serie erschienen ist. Zeigt sich dort unsere Angelika noch von ihrer kühl-rauchigen Seite, ist sie hier bei "L'Eau d'Hiver" zwar durchaus kühl und auch etwas unnahbar; jedoch viel zarter und sanfter. Ja, sie wirkt in ihrer Kühle fast schon wie ein fragiler Eiszapfen, an einem verschneiten Dachvorsprung hängend. Ein Eiszapfen, schon leicht von der vorsichtigen Morgensonne angetaut.
Da weht plötzlich ein zarter Mandelgeruch in unsere Nase: Nur ein Hauch. Oder besser gesagt: Nur ein Hauch von einem Hauch. Nicht die würzig (unter anderem mit Kaffee) unterlegte gereifte Mandel aus Acqua di Parma's "Mardorlo di Sicilia". Und auch nicht die grüne Bittermandel unseres fliegenden Pferdes ("Pegasus" von "Parfums de Marly" aus dem Jahr 2011). Nein, in unserem Winter ist es nur ein zarter Mandel-Hauch. Von weit her. Auf den eisigen Schwingen des kalten Winterwindes zu uns geflogen. Und nun umhaucht er uns. Mal von Nah und mal von Fern. Stets im Wechsel. Doch stets präsent. Das muss das oben erwähnte "Heliotrpin" sein: Ein zart-kühler Mandel-Hauch. Dieser ist locker und leicht mit floralen Noten unterlegt: Ein leicht pudriger Jasmin-Hauch, eine zarte Iris und eine würzige Nelke. Ebenfalls ganz zart. Ebenfalls ganz weich geben diese Noten unserem "Mandelhauch" eine weitere Facette. Mal mehr, mal weniger.
Und so geht dieser zarte kühle Reigen. Sehr fein. Sehr hautnah. Aber stets wahrnehmbar. Wie gesagt: Mal mehr, mal weniger.
Die Basis klingt dann warm und süß aus: Zart-süßer Karamell und lieblicher Honig erfreuen unsere Nase. Jedoch bleibt auch hier der Grundcharakter unseres Duftes beibehalten: Keine schwere oder gar erdrückende Süße. Wie gehabt: Auch in der Basis nur ein Hauch von Süße. Alles sehr fein. Alles sehr leicht.
Mein Fazit:
Riecht so der Winter ? Ja, das kann schon sein. Ein zart-schöner Wintertraum ist das, was Jean-Claude Ellena hier erschaffen hat. Dieser Duft will erkennbar ein Leisetreter sein. Ein Duft, der einem nicht anspringt; der entdeckt werden will. Doch, wer sich die Mühe macht, ihn entdecken zu wollen, der wird reichlich belohnt.
"Still, wie unterm warmen Dach,
Liegt das Dorf im weißen Schnee;
In den Erlen schläft der Bach,
Unterm Eis der blanke Schnee.
Weiden steh´n im weißen Haar,
spiegeln sich in starrer Flut;
alles ruhig, kalt und klar
Wie der Tod, der ewig ruht.
Weit, so weit das Auge sieht,
keinen Ton vernimmt das Ohr.
Blau zum blauen Himmel zieht
Sacht der Rauch vom Schnee empor.
Möchte schlafen wie der Baum
Ohne Lust und ohne Schmerz;
Doch der Rauch zieht wie im Traum
Still nach Haus mein Herz."
Das Dorf im Schnee
Klaus Groth, dt. Lyriker, 1819-1899
"L'Eau d'Hiver" - "Wasser des Winters". Doch was macht den Winter aus ? Schnee, Eis, Kälte ?Jean-Claude Ellena wird dahingehend zitiert, dass er Frédéric Malle's "Edition de Parfums" als Tribüne nutzen möchte, die minimalistische Seite seines Schaffens in Szene zu setzen.
Nach "Angeliques sous la Pluie" und "Cologne Bigarade" war "L'Eau d'Hiver" die Gelegenheit für Jean-Claude Ellena, um zu zeigen, dass sein blanker Stil nicht nur für frische Noten geeignet ist. Dass vielmehr ein transparentes und leichtes Duftwasser weich, warm und angenehm sein kann, ohne die aufdringliche Dicke eines orientalischen Parfums aufzuweisen. Wie hier zu lesen ist berichtet Jean Claude Ellena weiter, Analyse und Rekonzeptionierung von "Après L'Ondée" habe ihn zu der Komposition von "L'Eau d'Hiver" inspiriert. So habe er das Wechselspiel aus Anisaldehyd, dem nach Mandel riechenden Heliotropin und Iris benutzt, um dies transparent in die Gegenwart zu übertragen.
Unser Winterspaziergang beginnt kühl. Ein frischer Wind -bestehend aus Bergamotte und Angelika- schlägt uns entgegen. Hier handelt es sich nicht um eine reife Frucht, sondern um eine ganz zarte -noch grüne- Bergamotte. Und da ist ja auch noch die "Angelika". Diese Note kennen wir ja schon aus "French Lover", was ebenfalls in Frédéric Mall's Autoren-Serie erschienen ist. Zeigt sich dort unsere Angelika noch von ihrer kühl-rauchigen Seite, ist sie hier bei "L'Eau d'Hiver" zwar durchaus kühl und auch etwas unnahbar; jedoch viel zarter und sanfter. Ja, sie wirkt in ihrer Kühle fast schon wie ein fragiler Eiszapfen, an einem verschneiten Dachvorsprung hängend. Ein Eiszapfen, schon leicht von der vorsichtigen Morgensonne angetaut.
Da weht plötzlich ein zarter Mandelgeruch in unsere Nase: Nur ein Hauch. Oder besser gesagt: Nur ein Hauch von einem Hauch. Nicht die würzig (unter anderem mit Kaffee) unterlegte gereifte Mandel aus Acqua di Parma's "Mardorlo di Sicilia". Und auch nicht die grüne Bittermandel unseres fliegenden Pferdes ("Pegasus" von "Parfums de Marly" aus dem Jahr 2011). Nein, in unserem Winter ist es nur ein zarter Mandel-Hauch. Von weit her. Auf den eisigen Schwingen des kalten Winterwindes zu uns geflogen. Und nun umhaucht er uns. Mal von Nah und mal von Fern. Stets im Wechsel. Doch stets präsent. Das muss das oben erwähnte "Heliotrpin" sein: Ein zart-kühler Mandel-Hauch. Dieser ist locker und leicht mit floralen Noten unterlegt: Ein leicht pudriger Jasmin-Hauch, eine zarte Iris und eine würzige Nelke. Ebenfalls ganz zart. Ebenfalls ganz weich geben diese Noten unserem "Mandelhauch" eine weitere Facette. Mal mehr, mal weniger.
Und so geht dieser zarte kühle Reigen. Sehr fein. Sehr hautnah. Aber stets wahrnehmbar. Wie gesagt: Mal mehr, mal weniger.
Die Basis klingt dann warm und süß aus: Zart-süßer Karamell und lieblicher Honig erfreuen unsere Nase. Jedoch bleibt auch hier der Grundcharakter unseres Duftes beibehalten: Keine schwere oder gar erdrückende Süße. Wie gehabt: Auch in der Basis nur ein Hauch von Süße. Alles sehr fein. Alles sehr leicht.
Mein Fazit:
Riecht so der Winter ? Ja, das kann schon sein. Ein zart-schöner Wintertraum ist das, was Jean-Claude Ellena hier erschaffen hat. Dieser Duft will erkennbar ein Leisetreter sein. Ein Duft, der einem nicht anspringt; der entdeckt werden will. Doch, wer sich die Mühe macht, ihn entdecken zu wollen, der wird reichlich belohnt.
8 Antworten