08.02.2018 - 15:04 Uhr

loewenherz
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loewenherz
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Ma'am, yes, Ma'am! I am an asshole, Ma'am!
Dass es hinter - durchaus auch 'besseren' - Parfumcountern an Sach- und Fachkunde bisweilen mangeln kann, wird ja immer wieder gerne beklagt. Lustlos auswendig gelernte Duftcharakterisierungen, weitläufiges Ignorieren Sekunden vorher vorgetragener Vorlieben - der anspruchsvolle Parfumkunde wird schon beim Lesen missbilligend die Augenbraue heben. Doch auch das Gegenteil davon hat seinen ganz eigenen Charme - ich traf sie Anfang der Woche am Malle-Counter bei Liberty: die Parfum-Domina, nennen wir sie einfach 'Lady Malle'.
Lady Malle - geschätzte 55 kg auf 1,80 m, das rabenschwarze Haar im Nacken streng verknotet, in schwarzem Rollkragenpullover mit schwarzer Brille, in Habitus und Duktus irgendwo zwischen Klavierlehrerin und Ballettmeisterin, Andeutung eines Schlenkers im Uhrzeigersinn mit der sprühenden Hand bei gleichzeitiger fast musikalischer Auf- und Abbewegung der papierhaltenden Hand - wies mich in peitschendem Kasernenhofton mit stark rollendem R schon vor dem Test zurecht: 'No, Sir! You're trying wrong! You must close eyes before trying!'
Lady Malle hatte die selbstverständliche Autorität einer sowjetischen Gefängniswärterin in ihrer Stimme, so dass ich am liebsten die Hacken zusammengeschlagen und salutiert hätte: 'Ma'am, yes, Ma'am! I am an asshole, Ma'am!' Aber weil sie mich dabei aus ihren unheilvoll glimmenden schwarzen Augen taxierte wie eine Gottesanbeterin einen Grashüpfer, hab' ich mich das natürlich nicht getraut. Und als ich auf ihre inquisitorische Frage 'It has apple, Sir - can you smell apple?' so gar nichts von Apfel riechen konnte, hab' ich mich fast etwas geschämt.
Der Duft selber ist weitaus unspektakulärer und zugänglicher als die furchteinflößende Lady Malle. Wenn man es denn gesagt bekommen hat, ist Apfel - ein hintergründiger, 'ungrüner' Apfel - durchaus wahrnehmbar, aber zentral ist Promise - 'It's made as tribute to Arab customers!' - ein relativ zahmer Rosenduft und kein bisschen das, was man von Düften mit orientalischem Zielfokus üblicherweise erwartet. Kein Oud, kein Amber, stattdessen eine liebliche, fast französisch anmutende Rose in Moll auf sanftem Patchouli - viel sanfter als die strenge Lady Malle.
Fazit: keiner für die erste Reihe der Edition Frédéric Malle - und weit weniger Rosenwumms als etwa Une Rose aus derselben Kollektion. Aber wenn ich das nächste Mal eine weiche Patchouli-Rose in der Nase habe, werde ich aus dem Hintergrund eine Stimme mit rollendem R mich scharf zurechtweisen hören: 'No, Sir! You're trying wrong!'
Lady Malle - geschätzte 55 kg auf 1,80 m, das rabenschwarze Haar im Nacken streng verknotet, in schwarzem Rollkragenpullover mit schwarzer Brille, in Habitus und Duktus irgendwo zwischen Klavierlehrerin und Ballettmeisterin, Andeutung eines Schlenkers im Uhrzeigersinn mit der sprühenden Hand bei gleichzeitiger fast musikalischer Auf- und Abbewegung der papierhaltenden Hand - wies mich in peitschendem Kasernenhofton mit stark rollendem R schon vor dem Test zurecht: 'No, Sir! You're trying wrong! You must close eyes before trying!'
Lady Malle hatte die selbstverständliche Autorität einer sowjetischen Gefängniswärterin in ihrer Stimme, so dass ich am liebsten die Hacken zusammengeschlagen und salutiert hätte: 'Ma'am, yes, Ma'am! I am an asshole, Ma'am!' Aber weil sie mich dabei aus ihren unheilvoll glimmenden schwarzen Augen taxierte wie eine Gottesanbeterin einen Grashüpfer, hab' ich mich das natürlich nicht getraut. Und als ich auf ihre inquisitorische Frage 'It has apple, Sir - can you smell apple?' so gar nichts von Apfel riechen konnte, hab' ich mich fast etwas geschämt.
Der Duft selber ist weitaus unspektakulärer und zugänglicher als die furchteinflößende Lady Malle. Wenn man es denn gesagt bekommen hat, ist Apfel - ein hintergründiger, 'ungrüner' Apfel - durchaus wahrnehmbar, aber zentral ist Promise - 'It's made as tribute to Arab customers!' - ein relativ zahmer Rosenduft und kein bisschen das, was man von Düften mit orientalischem Zielfokus üblicherweise erwartet. Kein Oud, kein Amber, stattdessen eine liebliche, fast französisch anmutende Rose in Moll auf sanftem Patchouli - viel sanfter als die strenge Lady Malle.
Fazit: keiner für die erste Reihe der Edition Frédéric Malle - und weit weniger Rosenwumms als etwa Une Rose aus derselben Kollektion. Aber wenn ich das nächste Mal eine weiche Patchouli-Rose in der Nase habe, werde ich aus dem Hintergrund eine Stimme mit rollendem R mich scharf zurechtweisen hören: 'No, Sir! You're trying wrong!'
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