10.11.2022 - 19:03 Uhr
Guoliver
2 Rezensionen
Guoliver
Sehr hilfreiche Rezension
9
Holz ist so unfassbar vielseitig..
Heute ist‘s soweit und ich versuch mich mal an einer ersten Rezension. Bitte habt ein wenig Nachsicht, der Riechkolben ist gerade erst ins 1. Lehrjahr gekommen. Und selbst wenn der Rüssel talentierter wäre, würde es mir vermutlich nicht gelingen, die Eindrücke in diese wundervolle, bildhafte Sprache zu gießen, die ich hier von so vielen von euch immer mit Begeisterung lese und die mich so unglaublich neugierig auf unzählige Düfte macht.
Und dennoch wird’s jetzt probiert, denn der Swedish Wood Extrait hatte mich bereits im Laden mitten ins Herz getroffen. Schon als ich den Teststreifen unter der Nase hatte, war mir eigentlich klar, dass ich ihn haben muss. Nur das Preisetikett auf der Verpackung hinter dem Tester, bei dem ich durch die zylindrische Form in Anwesenheit der Verkäuferin nur einen flüchtigen Blick auf die erste Ziffer (es war eine „3“) werfen konnte, hat den Sofortkauf abgewendet und den Einkaufsbummel am Nachmittag unnötig in die Länge gezogen. Also hab ich erstmal ‘nen ordentlichen Stoß auf die Haut gesprüht, um Zeit zu gewinnen und die Kaufentscheidung rational zu fundieren. Die Verkäuferin zeigte mir noch die ein oder andere Alternative, aber das mäßige Interesse an den potentiellen Rivalen und das behämmert zufriedene Grinsen, das sich einstellte, wenn mein Handgelenk wiedermal fast die Nase berührte machte wohl deutlich, dass in dieser K.O.-Runde des Einkaufs kein Herausforderer mehr Chancen hatte, dem Swedish Wood den Sieg abzujagen. Der Duft war zu gut. Oder besser: er passte zu gut zu dem, was ich gesucht hatte und weshalb ich an diesem Nachmittag in die Parfümerie geschlendert bin. Was ich suchte, sollte herb, würzig, holzig und kräftig sein, weder sommerlich frisch noch weihnachtlich süß. Da passte das schwedische Holz gut rein und irgendwie passte er dann eben auch ins Budget – ergo hat mich der Elch dann auf dem Heimweg begleitet.
Zum Duft:
Also holzige Noten sollte man schon mögen, wenn man „Swedish Wood Extrait“ ins Auge fasst. Für mich sind diese über den gesamten Verlauf absolut dominant und im Vordergrund. Und das ist auch gut so! Der Apfel im Auftakt gefällt mir gut, Rosmarin ist eher dezent und den Pfeffer bemerke ich gar nicht, obwohl der holzige Duft von Beginn an eine gewisse Schärfe hat, die ich aber eher der würzigen Nelke und der Komposition in der Basis als dem Pfeffer zuschreiben würde. Gerade diese würzige Schärfe, die so ein ganz klein wenig beißt und sticht und mich an frisch gehacktes oder gesägtes Holz erinnert, ohne dabei grüne Noten auf den Plan zu rufen, macht für mich die Magie an diesem Duft aus. Ich bilde mir ein, dass diese holzige Schärfe viel Ähnlichkeit mit jenen Noten hat, die „Layton Exklusif“ von seinem etwas lieblicheren Bruder unterscheiden. Apfel, Oud und das ein oder andere in der Basis tragen zu diesem Eindruck sicherlich entsprechend bei und ich würde (auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich mit Verachtung straft und ich beiden Düften damit Unrecht tue) hier sogar von einer gewissen Verwandtschaft zu PdM's exclusifen Meisterwerk sprechen. Im späteren Verlauf wird der Duft geringfügig runder. Ich vermute, das Patchouli bekommt etwas mehr Raum, wird aber bis zum Schluss von den scharf-würzigen Hölzern in Schach gehalten. Mir fehlen hier sicherlich einige Referenzen, aber ich würde den Verlauf insgesamt als vergleichsweise linear beschreiben. Mir persönlich gefällt diese stringente Berechenbarkeit, aber manch einer wird evtl. Abwechslung und Überraschungen vermissen. Was die Zielgruppe angeht, halte ich den Duft für recht maskulin und sehe eher die nicht mehr ganz jugendlichen Männer im Fokus. Ich würde sagen naturverbundene Ü30er, mit Ambitionen zur Wildnis und zum Abenteuer, also plakativ gesprochen sowas vom Typ Indiana Jones. =)
Haltbarkeit & Sillage:
Nach meiner Einschätzung projiziert der Duft bei moderatem Einsatz ca. 6-8 Stunden. Danach ist er auf der Haut noch bis zum Einschlafen wahrnehmbar. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausdauer gewünscht, vielleicht hatte ich aber auch zu hohe Erwartungen, da es sich ja um das Extrait handelt. Dennoch bin ich insgesamt nicht unzufrieden. Die Sillage würde ich als eher zurückhaltend und bescheiden beschreiben. Von meinem Gefühl ausgehend wird der Duft in einem neutralen Raum von all jenen erfasst, die sich dem Träger zuwenden und sich bspw. auf engerem Raum unterhalten, aber er überrollt definitiv keine unbeteiligten Außenstehenden. Im Gegensatz zur Haltbarkeit ist diese Eigenschaft für mich keine Enttäuschung, sondern eher eine Erleichterung, da ich ihn auch gerne im Job trage und hier nicht uneingeschränkt mit ihm Aufmerksamkeit erregen möchte. Ohnehin würde ich ihn als ganz guten Allrounder einordnen, der abgesehen vom Hochsommer weder bestimmte Jahreszeiten noch Anlässe per se ausschließt.
Flakon:
Dieser Teil der Bewertung ist für mich persönlich am wenigsten relevant, deshalb das wichtigste in einem Satz: Der Flakon ist robust, die Metallplakette mit Aufschrift gefällt mir und der Zerstäuber macht einen sehr guten Job. Ich denke, Diskussionsbedarf gibt es vor allem bzgl. der Verschlusskappe. Hier hätte ich mir etwas Dezenteres gewünscht, das handlicher und weniger spitz ist. Daneben erinnert der Elchschädel offenbar den ein oder anderen an einen Penhaligon’s Flakon, mich persönlich irgendwie auch an eine Tiertrophäe und einen bekannten Kräuterlikör – also alles Assoziationen, die ich im sinnlich, genussvollen Kontext von Parfum nicht wirklich brauche. Aber das Tier ist eben auch ein Wahrzeichen von Schweden und da er mit dem scharfkantigen Geweih den wertvollen Inhalt vor unvorsichtiger Handhabung schützt, kann ich mich mit dem pompösen Deckel dennoch irgendwie anfreunden.
Preis-Leistung:
Wer beim Lesen bis zu diesem Punkt durchgehalten hat, dem muss klar sein, dass Swedish Wood Extrait hier noch ein paar Federn lassen wird. Natürlich habe ich nach dem Kauf auch nochmal wissen wollen, wie viel ich im Einzelhandel gegenüber den Online-Angeboten draufgelegt habe und das war leider nicht ganz unerheblich... Wie gesagt, der Duft gefällt mir sehr gut, aber preislich rangiert er aus meiner Sicht auf einem zu hohen Niveau. Ich hoffe, ihr habt irgendwo mal die Gelegenheit zum Testen und stellt dann evtl. fest, ob er dennoch in Frage kommen könnte. Mir war er‘s wert und ich empfehle euch, ihm vor dem Hintergrund des recht außergewöhnlichen Duftcharakters trotz des saftigen Preises ‘ne Chance zu geben.
Und dennoch wird’s jetzt probiert, denn der Swedish Wood Extrait hatte mich bereits im Laden mitten ins Herz getroffen. Schon als ich den Teststreifen unter der Nase hatte, war mir eigentlich klar, dass ich ihn haben muss. Nur das Preisetikett auf der Verpackung hinter dem Tester, bei dem ich durch die zylindrische Form in Anwesenheit der Verkäuferin nur einen flüchtigen Blick auf die erste Ziffer (es war eine „3“) werfen konnte, hat den Sofortkauf abgewendet und den Einkaufsbummel am Nachmittag unnötig in die Länge gezogen. Also hab ich erstmal ‘nen ordentlichen Stoß auf die Haut gesprüht, um Zeit zu gewinnen und die Kaufentscheidung rational zu fundieren. Die Verkäuferin zeigte mir noch die ein oder andere Alternative, aber das mäßige Interesse an den potentiellen Rivalen und das behämmert zufriedene Grinsen, das sich einstellte, wenn mein Handgelenk wiedermal fast die Nase berührte machte wohl deutlich, dass in dieser K.O.-Runde des Einkaufs kein Herausforderer mehr Chancen hatte, dem Swedish Wood den Sieg abzujagen. Der Duft war zu gut. Oder besser: er passte zu gut zu dem, was ich gesucht hatte und weshalb ich an diesem Nachmittag in die Parfümerie geschlendert bin. Was ich suchte, sollte herb, würzig, holzig und kräftig sein, weder sommerlich frisch noch weihnachtlich süß. Da passte das schwedische Holz gut rein und irgendwie passte er dann eben auch ins Budget – ergo hat mich der Elch dann auf dem Heimweg begleitet.
Zum Duft:
Also holzige Noten sollte man schon mögen, wenn man „Swedish Wood Extrait“ ins Auge fasst. Für mich sind diese über den gesamten Verlauf absolut dominant und im Vordergrund. Und das ist auch gut so! Der Apfel im Auftakt gefällt mir gut, Rosmarin ist eher dezent und den Pfeffer bemerke ich gar nicht, obwohl der holzige Duft von Beginn an eine gewisse Schärfe hat, die ich aber eher der würzigen Nelke und der Komposition in der Basis als dem Pfeffer zuschreiben würde. Gerade diese würzige Schärfe, die so ein ganz klein wenig beißt und sticht und mich an frisch gehacktes oder gesägtes Holz erinnert, ohne dabei grüne Noten auf den Plan zu rufen, macht für mich die Magie an diesem Duft aus. Ich bilde mir ein, dass diese holzige Schärfe viel Ähnlichkeit mit jenen Noten hat, die „Layton Exklusif“ von seinem etwas lieblicheren Bruder unterscheiden. Apfel, Oud und das ein oder andere in der Basis tragen zu diesem Eindruck sicherlich entsprechend bei und ich würde (auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich mit Verachtung straft und ich beiden Düften damit Unrecht tue) hier sogar von einer gewissen Verwandtschaft zu PdM's exclusifen Meisterwerk sprechen. Im späteren Verlauf wird der Duft geringfügig runder. Ich vermute, das Patchouli bekommt etwas mehr Raum, wird aber bis zum Schluss von den scharf-würzigen Hölzern in Schach gehalten. Mir fehlen hier sicherlich einige Referenzen, aber ich würde den Verlauf insgesamt als vergleichsweise linear beschreiben. Mir persönlich gefällt diese stringente Berechenbarkeit, aber manch einer wird evtl. Abwechslung und Überraschungen vermissen. Was die Zielgruppe angeht, halte ich den Duft für recht maskulin und sehe eher die nicht mehr ganz jugendlichen Männer im Fokus. Ich würde sagen naturverbundene Ü30er, mit Ambitionen zur Wildnis und zum Abenteuer, also plakativ gesprochen sowas vom Typ Indiana Jones. =)
Haltbarkeit & Sillage:
Nach meiner Einschätzung projiziert der Duft bei moderatem Einsatz ca. 6-8 Stunden. Danach ist er auf der Haut noch bis zum Einschlafen wahrnehmbar. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausdauer gewünscht, vielleicht hatte ich aber auch zu hohe Erwartungen, da es sich ja um das Extrait handelt. Dennoch bin ich insgesamt nicht unzufrieden. Die Sillage würde ich als eher zurückhaltend und bescheiden beschreiben. Von meinem Gefühl ausgehend wird der Duft in einem neutralen Raum von all jenen erfasst, die sich dem Träger zuwenden und sich bspw. auf engerem Raum unterhalten, aber er überrollt definitiv keine unbeteiligten Außenstehenden. Im Gegensatz zur Haltbarkeit ist diese Eigenschaft für mich keine Enttäuschung, sondern eher eine Erleichterung, da ich ihn auch gerne im Job trage und hier nicht uneingeschränkt mit ihm Aufmerksamkeit erregen möchte. Ohnehin würde ich ihn als ganz guten Allrounder einordnen, der abgesehen vom Hochsommer weder bestimmte Jahreszeiten noch Anlässe per se ausschließt.
Flakon:
Dieser Teil der Bewertung ist für mich persönlich am wenigsten relevant, deshalb das wichtigste in einem Satz: Der Flakon ist robust, die Metallplakette mit Aufschrift gefällt mir und der Zerstäuber macht einen sehr guten Job. Ich denke, Diskussionsbedarf gibt es vor allem bzgl. der Verschlusskappe. Hier hätte ich mir etwas Dezenteres gewünscht, das handlicher und weniger spitz ist. Daneben erinnert der Elchschädel offenbar den ein oder anderen an einen Penhaligon’s Flakon, mich persönlich irgendwie auch an eine Tiertrophäe und einen bekannten Kräuterlikör – also alles Assoziationen, die ich im sinnlich, genussvollen Kontext von Parfum nicht wirklich brauche. Aber das Tier ist eben auch ein Wahrzeichen von Schweden und da er mit dem scharfkantigen Geweih den wertvollen Inhalt vor unvorsichtiger Handhabung schützt, kann ich mich mit dem pompösen Deckel dennoch irgendwie anfreunden.
Preis-Leistung:
Wer beim Lesen bis zu diesem Punkt durchgehalten hat, dem muss klar sein, dass Swedish Wood Extrait hier noch ein paar Federn lassen wird. Natürlich habe ich nach dem Kauf auch nochmal wissen wollen, wie viel ich im Einzelhandel gegenüber den Online-Angeboten draufgelegt habe und das war leider nicht ganz unerheblich... Wie gesagt, der Duft gefällt mir sehr gut, aber preislich rangiert er aus meiner Sicht auf einem zu hohen Niveau. Ich hoffe, ihr habt irgendwo mal die Gelegenheit zum Testen und stellt dann evtl. fest, ob er dennoch in Frage kommen könnte. Mir war er‘s wert und ich empfehle euch, ihm vor dem Hintergrund des recht außergewöhnlichen Duftcharakters trotz des saftigen Preises ‘ne Chance zu geben.
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