The Infidels von Agonist

The Infidels 2009

Baux
04.09.2010 - 09:53 Uhr
Sehr hilfreiche Rezension
8Duft 7.5Haltbarkeit

Kommentar enthält Spoiler!

Liebesfilmfans dürfen sich jetzt freuen: Hier gibt es ein Happy End. Während man zwei Stunden lang im Kino hockt und nicht weiß, ob das jetzt noch mal was wird, kann ich hier gleich entwarnen: Ja, am Ende kuscheln alle miteinander. Mir ist es ja meist schnuppe, ob die Leute auf der Leinwand alle krepieren oder happily ever after in schmucken Stadtvillen residieren und drei bis fünf wohlerzogene Kinder zeugen. Der Punkt ist dabei ja vor allem, dass mit einem glücklichen Abschluss der Filmhandlung auf die Bereitschaft der Kinogängerin an meiner Seite steigt, noch auf einen Kaffee mit nach oben zu kommen. Ähnlich ist es mit Parfum: Wer gut riecht, hat Vorteile.

Bevor es jedoch dazu kommt, dass die Hauptakteure hier zueinanderfinden, vergehen gut eineinhalb Stunden. Wir haben es hier mit einer recht komplizierten Geschichte zu tun, an deren Anfang unsere Hauptfigur Magnolie eine verhängnisvolle Beziehung zu einem Scheißkern namens Kumin hat. Die beiden schreien sich die ganze Zeit an, und man versteht auch nicht, warum sie es so lange miteinander aushalten. Die Story ist so gegen die Natur der Dinge, dass man sich fragt, warum man sich überhaupt in den Film hat mitschleppen lassen. (Fällt einem dann wieder ein: Der Kaffee danach.) Man erträgt das also stoisch und denkt: Umschalten kann man hier ja nicht.
Irgendwann liegt Kumin tot am Boden, und dem Zuschauer geht langsam ein Licht auf. Während man dem Typen nämlich die ganze Zeit die Schuld gab, dass nichts klappte, war eigentlich Magnolie das Aas, das ziemlich viel Stunk gemacht hat. Hier nimmt die Story nun eine Wende vom Sozialdrama zum Entwicklungsfilm. Magnolie lernt jemanden kennen (Lavendel), der ihr (rein platonischer) Freund wird und ihr beibringt, ihr Temperament etwas zu zügeln – ohne selbst ein erotisches Interesse an dem Biest zu haben.
So richtig normal wird Magnolie erst, als sie bereit ist, für die große Liebe auch ein bisschen zurückzustecken. Das Glück schließlich findet sie in einer ménage à trois mit Tonka, einem süßen Typen aus der Karibik, und Amber, die sich schon immer für Frauenhaut begeistern konnte.
Hier merkt man auch, dass es bei der Handlung nicht um Romantik geht, sondern um Sex. Hier sucht niemand Liebe, sondern Lustmaximierung. Nur wegen seines letzten Teils hat der Film deshalb auch seine Ab-18-Einstufung bekommen. Ob man sich die ersten eineinhalb Stunden antun will, in denen die Hauptfigur nur rumstänkert und völlig beziehungsunfähig ist, muss jeder selbst entscheiden. Wirklich revolutionär ist das Ende auch nicht, aber immerhin sind da ziemlich hübsche Leute, die sich in der atemberaubenden Landschaft von Labdachouli nackig machen. Jemanden wie Magnolie in dieser Konstellation zu sehen passiert einem sicher nicht alzu oft, was aber daran liegen könnte, dass der Regisseur sein Handwerk unheimlich verstehen muss, um seine Hauptfigur gekonnt zu inszenieren. Das ist hier nicht immer gelungen.

Warum es die DVD nur in der unglaublich hässlichen und dazu überteuerten Collectors-Edition zu kaufen gibt, wissen auch nur die Marketingsstrategen des Filmverleihs.
4 Antworten
YallaYalla vor 12 Jahren
You made my afternoon... Besonders schön: Die DVD-Passage! Der Flacon sieht wirklich furchtbar und unpraktisch aus.
MarisMaris vor 13 Jahren
Schöner Kommentar! Habe selten so gelacht.
T0MT0M vor 15 Jahren
Ich teste den Duft gerade und find deinen Kommentar dazu einfach genial.
DeGe53DeGe53 vor 15 Jahren
Das hört sich sehr nach französischem Film-Noir an. Geht mir auf die Nerven. Will ich nicht sehen.