TheBladi11
06.06.2022 - 16:16 Uhr
8
Preis
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Neuffer's Neuster Streich - oder: Mittagsschläfchen mit Milch-Lämmern in Opa's Heu-Schuppen.

Dieses Parfum ist die Dreißigste Kreation von Annette Neuffer.

Erstmals gelistet von ihr selbst, wurde ich beim erneuten Stöbern durch ihr gesamtes Schaffenswerk,
auf Estate aufmerksam.
Die Pyramide enthält mit Salbei, provenzalischem Lavendel, Melone sowie weißer
Ambra einige meiner Lieblingsnoten.

Der Flakon besteht aus schwerem Glas, ist rundlich geformt & hat eine prächtig-massive goldene
Kappe, auf der im Umlauf der Name der Parfumeurin eingestanzt ist. Vorne prangt ein Gold-Schwarz-Türkises, handgeklebtes Etikett mit dem Namen des Duftes sowie der Parfumeurin.

Mir gefällt diese schlichte Eleganz.

Laut Etikett auf der Unterseite, handelt es sich um Charge I & um ein sogenanntes Double-Extrait.

Beim ersten Schnuppern am Sprüher musste ich sofort an diverse Massageöle denken, die ich mein Eigen nenne und die fast täglich zum Einsatz kommen.

Erste Assoziation: Zitronenmelisse!

Also fix ein Sprüher auf den Hals & Nacken, und auf beide Handgelenke.

Eröffnung/Auftakt:

Spritzige fast schon ätherische Zitrusfrüchte, Noten von säuerlicher Bergamottenschale & Bitterorange fügen sich mit
süßlichen Akzenten der Dominikanischen Wildorange zu einem Sonnendurchfluteten Bouquet zusammen, durch Wacholder/Rosmarin/Salbei & Minze erhält man nach wenigen Minuten einen Eindruck von frisch gepflückter, kühlender Zitronenmelisse.

Eine Hallo-Wach!-Kopfnote die wunderbar erfrischend ist und bei mir für ein absolutes Hochgefühl sorgt!

Verlauf:

Die Kopfnote hält sich bei mir für knapp 2h, aber schon während dieser 2h, lugt der provenzalische Lavendel hervor.
Nach 2h übernimmt dieser die Hauptrolle & verbindet sich mit der Kopfnote zu etwas, das mich ab genau diesem Moment, an meine frühe Kindheit auf dem Lande erinnert - in der mein Lieblings-(Spiel)platz die Heuscheune meines Großvaters war.
Daher habe ich etliche Stunden, mit Milch-Lämmern die von Hand mit der Flasche gefüttert werden mussten, im Heu verbracht & bin teilweise dabei selbst eingenickt...

Der zu dieser Zeit noch übliche, üppige Bauerngarten direkt am Haus, war um diese Scheune herum & von Spät-Frühling bis Sommer blühten dort allerlei
(Küchen-)-Kräuter, aber auch Lavendel, Zitronenverbene und anderes Duftendes...

Der nun dominante Lavendel verbunden mit der Zitrik, erschafft einen Eindruck von trockenem (noch) recht frischem Heu, das auch einige Wildblumen enthält - ich nehme an dies kommt von der Florentinischen Schwertlilie, der Tiaré sowie dem Ylang-Ylang.
Tatsächlich kann ich hier ganz fein, frisch aufgeschnittene Wassermelone immer wieder für kurze Zeit wahrnehmen. Das Neroli kam hier wohl hauptsächlich zum Verlängern des Dufteindrucks der Kopfnote zum Einsatz, welche nun immer zarter & auch minimal süßlicher wird.

Der Drydown insgesamt dauert bei diesem Duft wirklich erstaunlich lange & habe ich von dieser Dauer bislang noch nicht erlebt - spricht aber hier selbstverständlich für die exzellente Qualität.

Ausklang:

Die Lavendel-Wildblumen-Heu-Assoziationen bleiben bis zur Basisnote erhalten & erst nach gut 10h zeigt sich auf meiner Haut eine anschmiegsam-dezente Holzigkeit (Mysore-Sandelholz/Hinoki) die eine diffizile Wärme durch das weiße Ambra an die Seite gestellt bekommen hat. Eingerahmt wird diese, durch Vetiver/Ambrette & Tonkabohne, die hier für eine klaren, natürlichen Akkord sorgt & sich optimal in das Gesamtbild einfügt.

Dieser Duft lädt wahrlich zum Entspannen & zum Träumen ein!

Er passt hervorragend in den Frühling & Frühsommer und erzeugt das Verlangen sich mit der Liebsten bzw. dem Liebsten im Heu zu wälzen, zu dösen und diese teils doch sehr anstrengende Welt, hinter sich zu lassen und nie mehr Aufzustehen!

Ganz nach dem Motto: WIR brauchen nur UNS.

Chapeau Madame Neuffer & Dankeschön für dieses extraordinäre Kleinod & die Zeitmaschine in Flakon-Form.

Ihr wisst schon wo ihr mich findet... Ich bin dann mal im Heu! ;-)
13 Antworten