Jewels of Blu 2007

Palonera
18.10.2017 - 14:01 Uhr
26
Top Rezension
4
Sillage
4
Haltbarkeit
8
Duft

Die blaue Lagune

...kam mir in den Sinn vom ersten Augenblick an, vom ersten Atemzug, nach dem allerersten Sprüher "Jewels of Blu" auf meiner Haut.
"Die blaue Lagune", jener romantisch-kitschige Kultfilm aus dem Jahr 1980, der Abermillionen von Menschen auf der ganzen Welt in die Kinos zog, um die rührend unschuldige, sinnlich-süße Kindfrau Brooke Shields zu bewundern an der Seite des nicht minder unschuldigen Christopher Atkins, dessen knapper Lendenschurz mehr enthüllte als verbarg.
Ich war zwölf in jenem Jahr, gerade alt genug für FSK 12, doch viel zu jung für "Schweinekram" aus der Sicht meiner Eltern, die mir schlicht verboten, den Film im Kino anzusehen – ein Verbot, das ich ihnen herzlich übel nahm, das zu umgehen ich mich jedoch nie getraut hätte.
Und so schmachtete ich heimlich all die Bilder an, die es vom Film zu sehen gab – das türkisgoldglitzernde Meer, den schneesamtweißen Strand, das schmeichelnd weiche Licht auf aprikosengleicher Haut.
Ich träumte mich in die weichen Wellen warmen Wassers, spürte das Prickeln der Sonne, das Knirschen des Sandes, den seidigsanften Wind mit seinem Duft von hellen Blüten, von reifen Früchten irgendwo noch hoch am Baum.
Ich war zwölf – sehr viel weiter gingen meine Träume nicht, nicht in jener Zeit.
Das änderte sich mit den Jahren, mit den Jungen, mit den Männern auf dem Weg, der meiner war und mich weiter, immer weiter trug, fort von der blauen Lagune, von ihrer sanften Sinnlichkeit, von der Unschuld jener Tage, die auch Brooke und Christopher nicht lang erhalten blieb.
Und irgendwann vergaß ich sie, vergaß die schönen jungen Menschen und die Insel Nanuya Lailai, jenes kleine Paradies, vergaß meine Träume von Düften und Farben –

- bis "Jewels of Blu" mich unvermittelt rückwärts wirbeln ließ durch die Zeit und durch den Raum, ich für die Dauer dieses Tests noch einmal zwölf war.
Bis der Duft mich schwelgen ließ in Licht und Luft und Leichtigkeit, eingehüllt in einen spinnwebfeinen Kokon aus zarten Blüten, reifen Früchten, saftig, doch nicht klebrig süß, nicht überzuckert penetrant.
Leicht gebräunte Haut, seidig schimmernd, sanft gecremt.
Wasser, das nur Wasser ist, kein Duschgelblau, kein Seeluftsalz, kein Brack, kein Fisch, kein Treibholz gar.
Sinnlich-sanfte Zärtlichkeit, kindlich noch beinah.
Und nah, so sehr nah an meiner Haut, in meinem Haar, erahnbar nur dem Wir.

"Jewels of Blu" ist ein klarer Duft, schnörkellos, unkompliziert, ohne anspruchslos zu sein, billig und banal.
Er ist eingängig, doch nicht einfältig – er erschließt sich seinem Träger, seiner Trägerin sehr bald, er ist freundlich, offen, unverstellt.
Ein Duft, der mich willkommen heißt, immer wieder, Tag um Tag, der sich nicht aufdrängt, mich nicht beiseite drängt, dem Drängen und Bedrängen gänzlich fremd sind.
Ein "Es geht mir gut, Du tust mir gut", der genau dies sein will und gar nicht mehr.
Eine Insel in der Hektik dieser Zeit, ein Fluchtpunkt vor dem Wahnsinn mancher Tage – eine blaue Lagune eben, ganz für mich allein.
Und für jene, die mir nah, ganz nah sind.

PS: Bigalchen - danke!
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