NezRevant
25.09.2017 - 04:19 Uhr
9
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Eine persische Reise

Es ist früher morgen und die Nebelschleier hängen tief. Die Umgebung scheint wie in milchige Wolken
gehüllt zu sein. Ich öffne ein Fenster, um die morgendliche Kälte zu prüfen. Innerhalb weniger Augenblicke wurde meinem Zimmer jegliche verschlafene Wärme entzogen. Es ist Zeit aufzubrechen.
Noch etwas benommen von einer zu kurzen Nacht suche ich nach dem dicksten Pullover in meinem Koffer.
Da ist er. Er wird mir noch gute Dienste auf dem langen Weg durch das persische Gebirge erweisen.

Die ersten tausend Schritte sind geschafft und die Sonne unternimmt erste Versuche sich durch den dichten Nebel zu zwängen. Wie ein stumpfes Messer dringt sie irgendwann durch zu mir und meine Sicht wird klarer. Meine Augen bestätigen, was meine Nase schon erahnt hat. Ich bin umgeben von unzähligen wilden Safrankrokussen. Zunehmend wird die dünne Gebirgsluft von dem rauchig-würzigem Aroma dominiert,
das mich noch den Rest der Strecke begleiten wird.

Ich hab die Orientierung verloren...
Weiß nicht weiter...
Sollte längst schon am Ziel sein...
Frustriert setze ich mich hin und nehme mir etwas Zeit die Gerüche etwas genauer und bewusster wahrzunehmen. Was ist das? Da ist etwas, das mir auf der gesamten Strecke noch nicht unter die Nase gekommen ist. Wie hypnotisiert folge ich der Spur. Umso näher ich ihr komme, umso deutlicher kann
sie festmachen. Ganz in der Nähe räuchert jemand liebliches Agarholz. Der Duft ist deutlich präsent,
als ich eine kleine Hütte erblicke. Sie scheint die Quelle des Rauches zu sein. Hat man versucht mich zu leiten,
mir den Weg zu weisen? Als ich vor der Tür stehe halte ich kurz inne, nehme meinen Mut zusammen und
klopfe dann. Mir öffnet eine schöne, junge Frau.
In ihrem trägt sie eine einzelne, blasse Rose.
Auf ihren Lippen ein schüchternes Lächeln.
Ich bin angekommen

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Zunächst möchte ich mich bei Verbaplex für das tolle Sharing bedanken :-) Nun weiter im Text:
Oud Isphahan weckt vor dem ersten Testen eine Neugierde und auch gewisse Erwartungen. Dies ist natürlich seiner Namensgebung zu zuschreiben. Ein mutiges Statement. Denn für mich ist der Namensvetter von Dior einer der besten Düfte, die ich je gerochen hab.

Der erste Spritzer landet auf der Pulsader. Entwarnung!
Hier wurde nicht versucht ein Dupe zu kreieren, welches eine günstigere Variante zu dem Dior sein soll.
Nein, wir haben es hier mit einem eigenständigen, tollen Duft zu tun, der dem pinken Oud-Rosen-Kracher in keiner Weise ähnelt.

Oud Isphahan ist ein äußerst würziger Duft. Von Anfang an prägt den Duft eine traumhafte Safrannote, die einen rauchigen, ledrigen Eindruck erweckt. Sie wird von einer ordentlichen Prise Pfeffer und fruchtigen Beeren untermalt. Als Vergleich sei hier "Black Saffron" von Byredo genannt. Mit der Zeit gesellt sich dann die Basis mit ordentlich Patchouli und einem recht zahmen Oud hinzu. Die Rose ist nicht direkt wahrnehmbar, sondern geht eine Symbiose mit dem Safran ein.

Durchaus gelungen und sehr attraktiv.
2 Antworten