loewenherz
01.05.2018 - 09:51 Uhr
13
Top Rezension
7.5
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft

Gaby Glockner

Unsere Wahrnehmung eines Duftes - und mithin unsere Vorlieben für zunächst solche und später dann eben andere Parfums - verändern sich im Verlauf unseres Lebens, bei manchen vielleicht stärker als bei anderen. Und auch wenn viele der Parfums, die ich mit achtzehn mochte, mir heute gar nicht mehr gefallen, und ich manche meiner heutigen Favoriten als Student wohl schrecklich gefunden hätte - ich finde es schön, dass das so ist. Und auch, wenn unvorsichtige Formulierungen hier im Forum bisweilen immer mal wieder zu Verdruss führen - es gibt natürlich Düfte, bei denen man geneigt es, eher an eine junge oder eben gereiftere Person zu denken.

Bobbi Browns Beach ist in meiner Wahrnehmung nachgerade der Archetyp für ein junges Parfum, sogar ein sehr junges. Neben einem warmen Sonnenmilchakkord hat er etwas Artifizielles, das ich nur in solchen 'jungen Düften' passabel finde - und auch seine Lebensdauer und sein 'in den Raum hineinwirken' (um den hier mitunter inflationär als Qualitätsmerkmal verwendeten Begriff der 'Sillage' mal zu umschreiben) sind 'jugendlich' und 'jung' im Sinne von 'völlig undramatisch' und 'unkompliziert'. An einer Frau jenseits der dreißig fände ich ihn wohl zu wenig charakteristisch und daher uninteressant, aber an einem jungen Mädchen kann Beach reizend sein.

Jenseits der Sonnenmilch und des Künstlichen, das besonders in seiner Kopfnote präsent ist, lebt Beach von etwas trocken Sandig-Salzigem, das jedoch durchgehend feminin bleibt, und sich nicht wie manch andere den Strand thematisierende Parfums in Richtung unisex entwickelt. Auch erlebe ich Beach nicht als aquatischen Duft - zu wenig ausgeprägt sind seine frischen, geschweige denn feuchten Noten - und zu prägend (und ich vermeide bewusst das Adjektiv 'dominant' bei diesem doch recht zarten Duft) sind der Jasmin und etwas, das vage an Tuberose erinnert - und Beach doch nicht fraulich und reif, sondern leichtfüßig und mädchenhaft machen.

Fazit: Gaby Glockner, genannt 'Pfote' (weil sie sich von jedem Hund die Pfote geben lässt), das 'G' in 'TKKG', ist Polizistentochter, blond und blauäugig - und 'so hübsch, dass Tarzan manchmal nicht hinsehen kann, weil er sonst rot wird'. Auf langen Autofahrten höre ich die Abenteuer von Tarzan/Tim, Karl, Klößchen und Gaby heute noch ganz gerne (ihren mitunter doch erschütternd reaktionären Grundtenor ignorierend) - und wenn es mal wieder heißt, dass Gaby jetzt aber in Bett muss, weil 'das nichts für junge Mädchen ist', dann ist es gleichsam, als wehte mir ein sanfter Hauch von Bobbi Browns Beach aus den Lautsprechern entgegen. Und ich lächele.
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