Borsalino 1984 Eau de Toilette

Taurus
20.12.2017 - 09:15 Uhr
9
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Wenn der Pleitegeier nicht verduftet, hat er hier schnell den Hut auf ...

Aus aktuellem Anlass muss ich hier auf die Schnelle doch noch einen Kommentar verfassen. Dabei wollte ich mir selber etwas Ruhe gönnen und nicht den Anschein geben, jeden Tag hier was zu veröffentlichen, nur um beim Weihnachtsgewinnspiel was abzugreifen.

Grund für die übereilte Rezension ist die Tatsache, dass das 160 jährige italienische Traditionsunternehmen seit gestern Insolvenz angemeldet hat. Und falls jemand mit Borsalino nichts anfangen kann, hier einige hochprominente Träger:

Winston Churchill, Theodore Roosevelt, Al Capone sowie auch Humphrey Bogart in der berühmten Casablanca Abschiedsszene oder Alain Delon im Film „Borsalino“.

OK – Hüte sind mittlerweile leider vollkommen aus der Mode gekommen obwohl man sowohl im Sommer als auch im Winter auf eine Kopfbedeckung nicht verzichten sollte. Doch einen Borsalino kann man nur mit Anstand und Würde tragen, sonst sieht der Träger schnell überkandidelt und affig aus. Entsprechend verwundert es mich nicht, dass trotz angeblich 400.000 produzierter Hüte im Jahr über das Werk der Pleitegeier kreist.

Das ganze wäre für Parfumos nicht so interessant, wenn die Marke nicht auch ein paar Düfte aus dem Hut gezaubert hätte.
Also fix noch meine Borsalino-Miniatur hervor gekramt und dran geschnuppert. Das erste woran ich dachte, war eine verblüffende Ähnlichkeit zu Lacoste Original. Der Auftakt ist genauso zitrisch und schärfend frisch, als wäre noch ein Schuss Menthol oder Minze in die Kopfnote rein geraten. Dafür ist der Lacoste zu Beginn etwas limettiger. Danach bleibt es entspannt frisch, doch der Borsaline gibt mehr Würze frei und offenbart weitere Holz- und Grünnoten. Da passt zum Ende auch das Fitzelchen Leder besser.

Alles im allem sehr sommerlich und solide gemacht. Verblüffenderweise teilen sich Borsalino und Lacoste Original nicht nur einige wesentliche Ingredienzien wie Bergamotte. Lavendel. Muskatellersalbei in der Kopfnote; Jasmin und Gartennelke in der Herznote sowie Amber, Moos, Moschus, Vetiver und Zeder in der Basisnote.
Sogar 1984 als Jahr der Veröffentlichung ist identisch – und für beide Düfte gibt es offiziell keinen Parfümeur.

Sicherlich sind es keine eineiige Duftzwillinge, aber sehr stark miteinander verwandt. Und Borsalino ist eher noch in der Bucht zu akzeptablen Preisen zu finden.

Vor diesem Borsalino ziehe ich jedenfalls meinen Hut, auch wenn es das Eau de Toilette so nicht mehr gibt. Doch bedauerlicher fände ich es, wenn es die Hutmarke Borsalino bald nicht mehr geben würde.
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