Boucheron pour Homme 1989 Eau de Parfum

Version von 1989
TVC15
03.01.2011 - 18:32 Uhr
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Neulich in der Geisterbahn

Boucheron PH ist die Sorte Parfüm, die einem ungefragt als 20 Jahre altes Pröbchen mit angestoßenen vergilbten Ecken ins eBay-Päckchen gepackt wird. Von jemandem, der sehr froh war, dass er endlich eine Entsorgungsmöglichkeit gefunden hatte. Über Mon Cheri sagte man mal, dies sei die einzige Praline, die nie gegessen, sondern immer nur weiterverschenkt wird. Ähnliches könnte im übertragenen Sinn für Boucheron PH gelten, das sicherlich schon 1991 als es veröffentlicht wurde nicht mehr ganz taufrisch roch.

Die Duftnoten sind wesentlich chaotischer und ausufernder als oben in der Pyramide zu sehen. Die Beteiligten des Trauerspiels in voller Pracht: Orange, Lavendel, Mandarine, Basilikum, Eisenkraut, Bergamotte, Zitrone, Nelke, Iriswurzel, Jasmin, Ylang-Ylang, Maiglöckchen, Rose, Sandelholz, Tonkabohne, Amber, Moschus, Benzoeharz, Eichenmoos, Vetiver und Weihrauch. Uff! Was hier nicht passt, wird mit dem Dampfhammer passend gemacht. BPH ist kein Duft der feinziselierten, leisen Zwischentöne, sondern eine aufdringliche Wuchtbrumme.

Schon zu Beginn führen die Parfümeure (Francis Deleamont und Jean-Pierre Bethouart) nicht weniger als vier unschuldige Hesperiden zur Schlachtbank, um sie in Nullkommanix von grottigen Pizzagewürzen niedermetzeln zu lassen. Die restlichen Ingredienzien winden sich unter Qualen im hoffnungslos überfüllten Erlenmeyerkolben. "Was soll das werden?" fragt man sich; Fougere, Chypre, Kraut, Rüben?

Mit "Kraut" liegt man gar nicht so verkehrt, denn wenn man dem Duft wirklich einen roten Faden zugestehen möchte, dann ist das ausgekochtes Basilikum.

Wie viele schreckliche Düfte ist BPH sehr ausdauernd, aber - das Beste zum Schluss: Man kann ihn recht gut abwaschen.
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