Ambre Noir 2011

Aliana
24.09.2018 - 11:03 Uhr
13
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Auch wenn der Scheiterhaufen droht...

Magie und Hexerei, das dunkle Wissen um die Ur-Mächte. Sie zu beschwören und Leidenschaft zu entfachen war das Können der Hexen - jene einsame Frauen, die bis heute noch von einer Aura der Faszination umgeben sind. Die Hexe und ihre dunklen, zäh tropfenden Tinkturen, gemischt um die Sinne zu betören, um den Geliebten in Besessenheit zu ziehen, um Gegenliebe zu erzwingen. In den düsteren Wäldern, umgeben von Dickicht und uralten Bäumen, versteckten sich einst diejenige Frauen, denen nachgesagt wurde, mit Hilfe des Teufels über Lebende und Tote Macht gehabt zu haben. Auf geheimen Pfaden kamen zu ihnen die, deren Seelen sich in Flammen windeten. Unerwiderte Liebe und Verlangen trieben meist Frauen dazu, sich einer Wissenden zu zu wenden um dem Schicksal einen Schubs in der richtige Richtung zu versetzen. Wie verlockend die Aussicht, jemanden ins Verlangen zu stürzen, vor dem es kein Entkommen gibt! Dafür opferten die Suchenden Schmuck, Gold, wertvollen Besitz und nicht zuletzt ihr Gottesfurcht.
Der Raum ist düster, verraucht und voller mystischer Gegenstände. Trockene Kräuter, Gräser, Blumen, Klumpen Feder und Blut, Harze und Steine umgeben die Feuerstelle - Herz und Seele des Hexenhauses. Die Bittstellerin ist hin und her gerissen zwischen Furcht und Vertrauen, zwischen dem Drang zu entfliehen und der Aussicht auf Erfolg. Das Ersehnte ist nur einen Zauberspruch weit entfernt - und trotzdem ist die Hexe wie aus einer anderen Welt. Sie stellt den Kessel auf die Glut und ihre flinke Finger bröseln hinein all das wunderliche Zeug, das vonnöten ist, um dem Mann die Sinne zu rauben. Es steigt Rauch auf und es zischt. Die Hexe murmelt und ruft die Elemente an. Die arme Liebeskranke kann ihre Augen nicht von der Glut abwenden. Der Name des Geliebten schwebt hundertfach über dem Kessel, tanzt mit dem Rauch, geflüstert, gerufen, beschwört von der raue Stimme der Hexe, die Stimme einer Frau, die selten spricht. Die Gerüche sind fremd und nie gerochen, und trotzdem berühren sie im tiefsten Inneren. Die Hexe wiegt sich vor und zurück, ihre Lippen formen die geheimen Wörter, ihre Augen lodern wie die Glut unterm Kessel. Es blubbert dort, es schmelzen Labdanum und Amber, und Myrrhe, darin versinken Zweige, Blüten und Holzsplitter. Die Gestalt der Suchenden ist nur noch ein Schatten in dem verrauchtem Raum. Ihr Geist ist betört, verwirrt, losgelöst von Furcht und Realität. Sie ist nicht mehr so, wie sie ist und sie wird immer mehr so, wie sie für ihn sein will. Die Hexe kratzt den zäh gekochten Klumpen aus dem Kessel.
Es ist dunkelbraun, samtig-weich und es duftet wie es aussieht - nach verbotener Begierde, nach dunkler Magie und nach dem Teufel seiner Macht. Die Hexe wickelt es in grünen Blättern ein.
- Wenn der Mond voll wird und die Nacht erhellt, geh um Mitternachtsstunde zum Bach. Dort wasche dich drei Mall und reib ein kleines Stückchen an deinen Brüsten, an deinen Schenkeln und an deinem Bauch. Lass deine Haare am Mondschein trocknen und geh zurück ins Dorf. Rühr ein kleines Klümpchen in süßem Wein ein. Weck ihn auf und lass ihn trinken. Sei bei ihm.
Die Frau nickt mit geröteten Augen und holt eine goldene Münze unter ihrem warmen Busen hervor. Die Hexe greift danach und drängt sie zum Gehen:
- Nimm den Pfad unter der alten Eiche da vorn. Zieh dein Tuch tief über deinen Gesicht. Und sei auf der Hut! Keiner soll wissen wo du gewesen bist!
Die Frau geht schnell zwischen den Büschen und nur wenige Augenblicke später sind ihre Schritte nicht mehr zu hören.
Die Hexe reibt sich die gereizten Augen und geht rein, um sich für die nächste Bittstellerin vorzubereiten. Auch wenn der Scheiterhaufen droht, Begierde ist immer stärker als die Furcht.
4 Antworten