10.09.2024 - 16:12 Uhr

Iny
10 Rezensionen

Iny
Hilfreiche Rezension
3
Von enttäuschten Hoffnungen
Auf der Suche nach DEM Teeduft bin ich über Moena 12 | 69 gestolpert. Hergestellt von einer kleinen Indiebrand aus San Francisco, die bisher nur zwei Düfte veröffentlicht hat. Abgesehen von wenigen englischsprachigen Rezensionen und der offiziellen Beschreibung auf der Homepage des Herstellers ließ sich nicht allzu viel über das Duftprofil herausfinden.
Meine Hauptmotivation an diesen Duft zu kommen, war zwar primär der Wunsch nach einem ungewöhnlichen Teeduft, doch der nachhaltige Ansatz der Marke sowie die Herkunft des verwendeten Öles machten mich zusätzlich neugierig.
Zentrum dieses Duftes ist das ätherische Öl von Moena Alcanor, dessen botanisch korrekte Bezeichnung Endlicheria krukovii (A.C.Sm.) Kosterm. lautet, das exklusiv von einer Non-Profit Organisation namens Camino Verde im peruanischen Amazonasgebiet destilliert wird. Primär beschäftigt sich die Organisation mit der Wiederaufforstung des Regenwaldes und den Zugang der Bewohner dieser Region zu nachhaltigen Einkommensquellen.
Wie in vielen Regenwaldregionen ist das botanische Wissen um die Wirkung verschiedener Pflanzeninhaltsstoffe tief in der Gemeinschaft der Bewohner verankert. Es dürfte ihnen daher nicht verborgen geblieben sein, dass die ätherischen Öle auf Grund der botanischen Nähe vergleichbar denen des in der Parfümerie begehrten und mittlerweile strikt regulierten Rosenholzöles (botanischer Name Aniba rosaeodora) sind. Lokal werden die Öle dieser Pflanzengattungen u.a. für ihre antibakteriellen Eigenschaften geschätzt und innerhalb der Aniba Familie werden, neben weiteren, vielfältigen Verwendungen, die Blätter der als Lorbeergewächse bekannten Bäume als Gewürz verwendet.
Korrekt ist, dass der Duft im Flakon mit dem Holzdeckel eingestellt wurde, es gibt ihn jedoch weiterhin in einem anderen Flakondesign. Nachdem 15 ml dieses Duftes ein kleines Vermögen kosteten, war die Vorfreude auf den ersten „Schnüff“ mit etlichen Erwartungen verbunden.
Was soll ich sagen, …. die Enttäuschung war groß. Abgesehen von meinen persönlichen Duftvorlieben entsprach der Duft in keinster Weise den Beschreibungen auf der Website (Regenwald, schwelendes Feuer, Nässe, ...) noch den Beschreibungen einer englischsprachigen Bloggerin, deren Duftwahrnehmung ich in der Regel zumindest nachvollziehen kann.
Für mich startet der Duft sofort mit einer Note, die ich am ehesten als grün-floral, in Richtung geranienartig, einordnen würde, im besten Sinne etwas klassisch gehalten. Begleitet wird sie von einer Holznote, die ich anfangs nicht zuordnen konnte, und dann passiert auch schon nicht mehr viel. Kein Verlauf, denn kein großartiger Verlauf grenzt beinahe an einen Euphemismus, keine Tabakblätter, kein Ingwer, kein Tee, nur diese penetrante Holznote mit der "Geranie" von Beginn, die zunehmend etwas weicher und wärmer werden. Über Stunden hinweg Monotonie, denn eines ist nicht gelogen, die Haltbarkeit ist ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass ich ins Grübeln kam, ob die, wie ich naiverweise angenommen hatte, verwendeten Inhaltsstoffe denn wirklich alle natürlichen Ursprungs seien. Obwohl die Marke nicht damit wirbt, entsteht auf Grund des Konzeptes schnell der Eindruck, dies sei der Fall. Ein Blick auf die Verpackung verrät, dass dem nicht so ist, denn gelistet werden „Alcohol, Essential Oils, Fragrance“. Ein weiterer Blick in die Pyramide offenbart die ominösen Hölzer, auf die weder Parfumeurin noch Rezensenten in ihren Beschreibungen eingehen. Nach zwei Tagen war das Rätsel für mich jedoch gelöst – bei den ominösen Hölzern muss es sich um eine der zahlreichen Verbindungen handeln, die Sandelholz imitieren. Neben der Abneigung gegen diese scheine ich auch eine besondere Sensibilität für diese Duftstoffe zu haben, denn ich nehme sie zuverlässig in bereits geringsten Konzentrationen wahr und sie führen in jedem Fall dazu, dass ich Düfte damit nicht mag bis dahin, dass ich sie als unerträglich empfinde.
Die letzten Zweifel waren jedoch noch nicht ausgeräumt, denn parfumo gibt Endlicheria metallica an, wohingegen die Website nur von Wild Peruvian Moena spricht und Camino Verde wiederum von Moena Alcanor (Endlicheria krukovii (A.C.Sm.) Kosterm.). Aus der Charakterisierung der Zusammensetzung und Variation (https://www.essencejournal.com/pdf/2021/vol9issue3/PartA/6-6-80-317.pdf – sehr interessante Studie, wenn man sich für solche Themen interessiert) des ätherischen Öles von Moena Alcanor geht hervor, dass die Zusammensetzung des Öles trotz gemeinsamer Hauptbestandteile je nach Batch wesentlich variieren kann. Ich überlegte daher, ob meine Wahrnehmung auf Batchschwankungen des Öles basieren konnten. Glücklicherweise gibt es die Möglichkeit, dieses besondere Öl solo zu beziehen, was ich schlussendlich auch tat.
Das ätherische Öl ist, im Vergleich zum gleichnamigen Parfum, eine Offenbarung! Grün, zitrisch, ätherisch, mit Kampfernoten, Nuancen in Richtung schwarzer Pfeffer und Nelke, im Hintergrund dezent süßlich-harzig und im Drydown an Weidenrindenextrakt (adstringierend, bitter) erinnernd. Da ich bisher noch kein pures, echtes Rosenholz gerochen habe, kann ich keinen Vergleich zwischen diesen Ölen ziehen, auch wenn ich weiß, wie synthetisches Linalool pur riecht.
Welch eine besondere Schönheit wurde da in geradezu stümperhafter Weise an die Seite nicht näher benannter Aromachemicals gestellt. Das mag hart klingen, denn vermutlich ist der Duft für Menschen, die keine Abneigung gegen Sandelholzimitate haben und eine Vorliebe für Vintagedüfte mitbringen, ganz schön und höchstwahrscheinlich auch anders im Duftcharakter. Das ätherische Öl von Moena Alcanor bleibt zu erkennen, wird aus meiner Sicht jedoch zu sehr von den anderen Inhaltsstoffen überlagert. Ich bin sicher, mit etwas anderen Partnern hätte man den Charakter dieses Öles schöner herausarbeiten können. Zur Verteidigung der Marke sei jedoch gesagt, dass das Nachhaltigkeitskonzept in Hinblick auf den Flakon überzeugend ist. Ich habe selten etwas so Schönes gesehen, 100% plastikfrei und zudem wieder auffüllbar.
Meine Hauptmotivation an diesen Duft zu kommen, war zwar primär der Wunsch nach einem ungewöhnlichen Teeduft, doch der nachhaltige Ansatz der Marke sowie die Herkunft des verwendeten Öles machten mich zusätzlich neugierig.
Zentrum dieses Duftes ist das ätherische Öl von Moena Alcanor, dessen botanisch korrekte Bezeichnung Endlicheria krukovii (A.C.Sm.) Kosterm. lautet, das exklusiv von einer Non-Profit Organisation namens Camino Verde im peruanischen Amazonasgebiet destilliert wird. Primär beschäftigt sich die Organisation mit der Wiederaufforstung des Regenwaldes und den Zugang der Bewohner dieser Region zu nachhaltigen Einkommensquellen.
Wie in vielen Regenwaldregionen ist das botanische Wissen um die Wirkung verschiedener Pflanzeninhaltsstoffe tief in der Gemeinschaft der Bewohner verankert. Es dürfte ihnen daher nicht verborgen geblieben sein, dass die ätherischen Öle auf Grund der botanischen Nähe vergleichbar denen des in der Parfümerie begehrten und mittlerweile strikt regulierten Rosenholzöles (botanischer Name Aniba rosaeodora) sind. Lokal werden die Öle dieser Pflanzengattungen u.a. für ihre antibakteriellen Eigenschaften geschätzt und innerhalb der Aniba Familie werden, neben weiteren, vielfältigen Verwendungen, die Blätter der als Lorbeergewächse bekannten Bäume als Gewürz verwendet.
Korrekt ist, dass der Duft im Flakon mit dem Holzdeckel eingestellt wurde, es gibt ihn jedoch weiterhin in einem anderen Flakondesign. Nachdem 15 ml dieses Duftes ein kleines Vermögen kosteten, war die Vorfreude auf den ersten „Schnüff“ mit etlichen Erwartungen verbunden.
Was soll ich sagen, …. die Enttäuschung war groß. Abgesehen von meinen persönlichen Duftvorlieben entsprach der Duft in keinster Weise den Beschreibungen auf der Website (Regenwald, schwelendes Feuer, Nässe, ...) noch den Beschreibungen einer englischsprachigen Bloggerin, deren Duftwahrnehmung ich in der Regel zumindest nachvollziehen kann.
Für mich startet der Duft sofort mit einer Note, die ich am ehesten als grün-floral, in Richtung geranienartig, einordnen würde, im besten Sinne etwas klassisch gehalten. Begleitet wird sie von einer Holznote, die ich anfangs nicht zuordnen konnte, und dann passiert auch schon nicht mehr viel. Kein Verlauf, denn kein großartiger Verlauf grenzt beinahe an einen Euphemismus, keine Tabakblätter, kein Ingwer, kein Tee, nur diese penetrante Holznote mit der "Geranie" von Beginn, die zunehmend etwas weicher und wärmer werden. Über Stunden hinweg Monotonie, denn eines ist nicht gelogen, die Haltbarkeit ist ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass ich ins Grübeln kam, ob die, wie ich naiverweise angenommen hatte, verwendeten Inhaltsstoffe denn wirklich alle natürlichen Ursprungs seien. Obwohl die Marke nicht damit wirbt, entsteht auf Grund des Konzeptes schnell der Eindruck, dies sei der Fall. Ein Blick auf die Verpackung verrät, dass dem nicht so ist, denn gelistet werden „Alcohol, Essential Oils, Fragrance“. Ein weiterer Blick in die Pyramide offenbart die ominösen Hölzer, auf die weder Parfumeurin noch Rezensenten in ihren Beschreibungen eingehen. Nach zwei Tagen war das Rätsel für mich jedoch gelöst – bei den ominösen Hölzern muss es sich um eine der zahlreichen Verbindungen handeln, die Sandelholz imitieren. Neben der Abneigung gegen diese scheine ich auch eine besondere Sensibilität für diese Duftstoffe zu haben, denn ich nehme sie zuverlässig in bereits geringsten Konzentrationen wahr und sie führen in jedem Fall dazu, dass ich Düfte damit nicht mag bis dahin, dass ich sie als unerträglich empfinde.
Die letzten Zweifel waren jedoch noch nicht ausgeräumt, denn parfumo gibt Endlicheria metallica an, wohingegen die Website nur von Wild Peruvian Moena spricht und Camino Verde wiederum von Moena Alcanor (Endlicheria krukovii (A.C.Sm.) Kosterm.). Aus der Charakterisierung der Zusammensetzung und Variation (https://www.essencejournal.com/pdf/2021/vol9issue3/PartA/6-6-80-317.pdf – sehr interessante Studie, wenn man sich für solche Themen interessiert) des ätherischen Öles von Moena Alcanor geht hervor, dass die Zusammensetzung des Öles trotz gemeinsamer Hauptbestandteile je nach Batch wesentlich variieren kann. Ich überlegte daher, ob meine Wahrnehmung auf Batchschwankungen des Öles basieren konnten. Glücklicherweise gibt es die Möglichkeit, dieses besondere Öl solo zu beziehen, was ich schlussendlich auch tat.
Das ätherische Öl ist, im Vergleich zum gleichnamigen Parfum, eine Offenbarung! Grün, zitrisch, ätherisch, mit Kampfernoten, Nuancen in Richtung schwarzer Pfeffer und Nelke, im Hintergrund dezent süßlich-harzig und im Drydown an Weidenrindenextrakt (adstringierend, bitter) erinnernd. Da ich bisher noch kein pures, echtes Rosenholz gerochen habe, kann ich keinen Vergleich zwischen diesen Ölen ziehen, auch wenn ich weiß, wie synthetisches Linalool pur riecht.
Welch eine besondere Schönheit wurde da in geradezu stümperhafter Weise an die Seite nicht näher benannter Aromachemicals gestellt. Das mag hart klingen, denn vermutlich ist der Duft für Menschen, die keine Abneigung gegen Sandelholzimitate haben und eine Vorliebe für Vintagedüfte mitbringen, ganz schön und höchstwahrscheinlich auch anders im Duftcharakter. Das ätherische Öl von Moena Alcanor bleibt zu erkennen, wird aus meiner Sicht jedoch zu sehr von den anderen Inhaltsstoffen überlagert. Ich bin sicher, mit etwas anderen Partnern hätte man den Charakter dieses Öles schöner herausarbeiten können. Zur Verteidigung der Marke sei jedoch gesagt, dass das Nachhaltigkeitskonzept in Hinblick auf den Flakon überzeugend ist. Ich habe selten etwas so Schönes gesehen, 100% plastikfrei und zudem wieder auffüllbar.
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