Special Reserve Vetiver

SpiroErgoSum
13.12.2016 - 14:24 Uhr
19
Top Rezension
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Schmeichelnd kräftigender Nebel

Der erste pointierende Annäherungsversuch misslang; ich habe das Statement wieder gelöscht. Ich hatte Special Reserve Vetiver gegen Terre d'Hermes gerochen; nicht recht zum Vorteil des Elena. Doch war die Vergleichsebene schief; ich setzte die beiden in Analogie zu Musiken von Bach und Händel, um bildhaft vorzuführen, dass, nach meiner Meinung, die beiden einander nicht gleich, schon gar nicht Kopie und Vorlage seien. Das ging im Bild der Musik nicht auf. In der Sache steh' ich dazu:

Es hat, so will ich versuchsweise sagen, mit dem Eindruck von Materialität zu tun. Der Terre kann wie eine bewegliche Wand sein, er schiebt sich dem Träger voraus dir entgegen, und das hat, nach beträchtlicher Faszination, etwas Drängendes an sich; denn es rückt der Duft eines anderen dir auf die eigene Pelle, ob du es nun willst, ob nicht. Sobald einer diesen Terre mit stolzer Brust und gerecktem Nacken in engeren Räumen spazierenführt (sein Duft macht ihm den Rücken gerade) und ein bisschen mehr aufträgt, produziert er diesen Effekt. "Er wird mir immer recht bald zu viel": Wenn ich begründen sollte, warum es manchen mit dem Terre so geht, sagte ich's etwa so, als Ausdruck einer Vermutung.

Anders Special Reserve Vetiver. Das ist ein zart gewebter Duft vom Typus schwebender Nebel, der eng mit dem Träger geht, gelegentlich fein und weich aufwallt, sich dezent wieder senkt. Das hat etwas Kräftigendes an sich, das nicht in den Vordergrund strebt. Geht einer auf den Ellena zu, so prallt er leicht zurück; Special Reserve Vetiver lädt ein: Hier riecht es so fein, hier bist du willkommen.

Das sind Tendenznotizen, angedeutet, zugespitzt. Aber es ist was dran, ich bin davon überzeugt und habe es so erlebt, mit beiden.

Wenn ich für die Umgebung sehr gepflegt und nicht öde-beliebig, zugleich für mich selbst ermuntert, gekräftigt, vom cremig-klaren Zitrusholznebel mit ganz milder Pfeffrigkeit unsichtbar hautnah umspielt duften möchte - an langen, fordernden Tagen im Job; oder nach hoffentlich gutem Schlaf auf kurze freie Zeit -, dann greife ich gern mal zu diesem hier. Sein Ausklang, vermutlich, ist nicht sehr originell; bestimmt zuckt die Connaisseurin mit den Schultern. Er macht aber mir die Schultern leichter, wenn etwas Schwereres auf ihnen liegt. Und das ist doch viel, wirklich viel, nicht wahr, was sich sagen lässt über einen Duft, der, weil transparent und schmeichelnd, ohne irgend süß zu sein, den klingenden Namen: Duft verdient...?
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